Verwunschen
das Wasser, die Erde und der Fels.«
»Und wir? Wir auch?«, wunderte sich Mona, die staunend an ihrem rötlich schimmernden Körper herabsah. Auch Patrick erglühte in diesem unwirklichen Licht, das aus ihm herauszukommen schien.
Kylah nickte. »Ja, auch wir gehören zur magischen Welt. Nur haben viele Menschen das vergessen, so wie sie die Wesen vergessen haben, die sie nicht mehr sehen können.«
»Aber wir, wir können sie jetzt sehen!«, rief Mona entzückt, während Patrick nachdenklich nickte.
»Deshalb war es dir möglich, ohne Lampe den Weg zu finden. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie so etwas geht.« Er kaute auf seiner Lippe, dann tauchte er sein Gesicht noch einmal ins Wasser und trank so viel, wie er konnte.
»Vielleicht wird dann alles noch deutlicher und heller«, meinte er, als er wieder auftauchte.
Kylah kicherte. »Ich würde dir vorschlagen, dich auszuziehen und dich gleich ganz ins Wasser zu stürzen.«
»Wenn es hilft«, gab Patrick zurück. Das eisige Wasser schien ihn nicht schrecken zu können.
Kylah schüttelte den Kopf. »Ich will dich nicht von deinem Bad abhalten, aber nein, ich glaube nicht, dass es irgendetwas bewirkt. Womöglich erzürnst du die Wächter der Quelle, wenn du das heilige Wasser für ein Bad entweihst. Und wir sollten uns wirklich nicht noch mehr Ärger einhandeln!«
»Wächter? Was für Wächter?«, wollte Patrick wissen. Die Zwillinge ließen ihre Blicke schweifen, bis Mona einen unterdrückten Schrei ausstieß.
»Dort oben! Siehst du sie? Was sind das für Wesen? So etwas habe ich noch nie gesehen.«
»Das glaube ich gern«, meinte Kylah schmunzelnd. »Ich vermute, sie gehören zu den Wasserelfen, auch wenn sie für Elfen recht klein sind.«
Mona betrachtete die schemenhaften Wesen, die auf einem Felsvorsprung über der Quellspalte standen und mit bewegungslosen Mienen zu ihnen heruntersahen. Sie waren sicher ein ganzes Stück kleiner als die Zwillinge. Ihre schlanken Körper wurden von weich fließenden Gewändern eingehüllt, deren Farbe zwischen Grün und Blau zu wechseln schien. Auch das lange weißblonde Haar, das die fein geschnittenen Gesichter umrahmte, schillerte bei manchen von ihnen eher grün, bei anderen bläulich. Mit ernsten, fast abweisenden Mienen sahen sie aus ihren grünen Augen auf die Kinder herab.
»Ich glaube, sie sind nicht erfreut, uns hier zu sehen«, wisperte Mona, deren Erleichterung nun wieder zunehmender Anspannung wich.
Patrick hob die Schultern. »Ich würde eher sagen, sie sind überrascht. Sie bekommen hier sicher nicht viel Besuch.«
»Nein«, bestätigte Kylah. »Menschen sind für die Wächter der Quelle keine vertrauten Besucher.«
Die drei Kinder sahen zu den Elfen hoch, die sich nicht bewegten. Kein Muskel zuckte in ihrem Gesicht, sie schienen nicht einmal zu blinzeln, und dennoch wich Mona langsam vom Wasser zurück.
»Sie sind uns nicht freundlich gesinnt!«, beharrte sie. »Vermutlich ist es verboten, hierherzukommen und die Quelle zu nutzen.«
Kylah zog eine Grimasse. »Das glaube ich nicht. Ich bin von einem Kobold hierhergeführt worden, nachdem ich ihn aus einer Klemme befreit habe. Er sagte mir, zur Belohnung würde er mich sehend machen.«
Patrick stöhnte. »Ich fürchte, Mona hat recht. Vermutlich muss man von den Unterirdischen eingeladen werden, um sich ihrer verwunschenen Quelle nähern zu dürfen.«
Noch während er sprach, verschwanden die Elfen unvermittelt. Es war so, als hätten sie sich in Luft aufgelöst.
»Sie sind weg«, kommentierte Patrick. »Was das wohl zu bedeuten hat? Ich hoffe, wir bekommen keinen Ärger.« Er wandte sich fragend zu Kylah um, die aber nur hilflos die Achseln hob.
»Du meinst, noch mehr, als wir eh schon am Hals haben? Könnte schon sein. Heute wirken sie so anders. Ich hatte sonst immer den Eindruck, sie sind mir freundlich gesinnt.«
»Dir gegenüber vielleicht«, sagte Mona, die noch immer den Blick schweifen ließ, doch sie konnte keines der magischen Wesen mehr entdecken. »Du hast einem von ihnen geholfen, deshalb bist du ihnen willkommen. Aber wir haben ja nicht einmal an ihre Existenz geglaubt«, fügte sie bedrückt hinzu. »Und die Kobolde haben uns das Todeszeichen auf die Schwelle gelegt.«
»Woher sollten die Wächterelfen das denn wissen?«, widersprach Patrick.
»Unterschätze die Magischen nicht«, wehrte Kylah ab. »Es gibt, glaube ich, nichts, was sie nicht in Erfahrung bringen. Kommt, lasst uns zurückgehen. Es ist sicher schon
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