Verzaubert!
eintreten zu können.
Inzwischen übertraf Schneewittchens Neugier ihre Furcht, und sie klopfte mehrmals an die kleine Tür. Als ihr klar wurde, dass die Zwerge nicht zu Hause waren, überkam sie die Ungeduld, das kleine Häuschen von innen zu sehen, also öffnete sie einfach die Tür und trat ein.
Drinnen blieb kein Zweifel, dass dies tatsächlich die Hütte der Zwerge sein musste, denn um den Küchentisch standen sieben kleine Stühle mit sieben Platzdeckchen vor sich und so weiter. Als Schneewittchen weiter in das kleine Häuschen vordrang, stieß sie auf sieben kleine Sesselchen in einem eigentümlichen kleinen Wohnzimmer und schließlich auf sieben ordentlich gemachte Bettchen in einem Schlafzimmer. Was für Männer sind denn das?, fragte sie sich.
Nun, die sieben Zwerge waren nichts anderes als sieben hübsche Prinzen, die von einer bösen Hexe verflucht worden waren. Dieser Fluch war nicht nur dafür verantwortlich, dass die Prinzen sehr klein waren, sondern war auch daran schuld, dass jeder von ihnen einen Makel hatte. So war einer von ihnen damit geschlagen, beständig niesen zu müssen, während ein anderer chronisch schläfrig war, ein weiterer ständig schlecht gelaunt und so weiter. Da sie ihrer beklagenswerten Situation nicht abzuhelfen vermochten, hatten die Prinzen die menschliche Gesellschaft hinter sich gelassen, um gemeinsam zurückgezogen in den Wäldern zu wohnen. Dort waren sie inzwischen für die Eigenschaften bekannt, die ihnen der Fluch auferlegt hatte, und man nannte sie Chef, Hatschi, Brummbär, Happy, Seppl, Pimpel und Schlafmütz. Dies also waren die Umstände, unter denen sie später an diesem Tag die Bekanntschaft mit Schneewittchen machen sollten.
Die Zwerge gefielen Schneewittchen von ihrer allerersten Begegnung an, und sie fühlte sich sicher bei ihnen in ihrem kleinen Häuschen tief in den Wäldern. Und was die verzauberten Prinzen betraf, so verliebte sich jeder Einzelne von ihnen Hals über Kopf in Schneewittchen. Nichts von dem, was sie tat, konnte an ihrer Zuneigung etwas ändern, und sie erfüllten ihr bereitwillig jeden einzelnen ihrer Wünsche. Und so wurden sie in kürzester Zeit die allerbesten Freunde.
Eines Abends aber hörten die Zwerge, wie Schneewittchen in ihrem Bett bitterlich weinte. Zutiefst beunruhigt eilten sie an ihre Seite und baten, sie möge ihnen doch den Grund für ihren unerklärlichen Kummer mitteilen. Und so gestand Schneewittchen ihnen nach einigem Drängen ihre Einsamkeit und vertraute ihnen an, dass ihr größter Wunsch war, einen Prinzen zu haben, in den sie sich verlieben könnte. Dieses Geständnis betrübte die Zwerge zutiefst, bis Chef plötzlich verkündete, dass er eine Lösung für Schneewittchens Problem wisse.
“Was soll das sein?”, wollte sie wissen.
Chef fragte zurück: “Vertraust du deinen treuen Zwergenfreunden, Schneewittchen?”
“Aber natürlich!”, rief sie aus.
“Dann leg dich hin und schließ die Augen, und dann werden wir sehen”, fuhr er fort.
Schneewittchen gehorchte, und kurz darauf spürte sie, wie die Hände der sieben Zwerge unter ihr Nachthemd schlüpften und ihre nackte Haut berührten.
Schneewittchen erschrak und fuhr auf. Was immer sie erwartet hatte, das war es ganz sicher nicht gewesen!
“Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen, liebstes Schneewittchen”, erklärte Chef. “Aber wir können dir nicht helfen, wenn du uns nicht vertraust.”
Und mit diesen Worten ließen er und seine sechs Freunde Schneewittchen in ihrem Elend allein.
Der Vorfall war schnell vergessen, und die Freundschaft unter den acht blühte erneut auf. Aber Schneewittchen wurde weiter an den Abenden geplagt von ihrer quälenden Einsamkeit, und eines Nachts vernahmen die Zwerge abermals ihr leises Weinen.
Und wieder eilten sie an Schneewittchens Seite, bestürmten und befragten sie. Und wieder erzählte sie von ihrem sehnsüchtigen Wunsch nach einem Prinzen, in den sie sich verlieben könnte. Und wieder behauptete Chef, eine Lösung für ihr Problem zu kennen.
“Ach bitte, sag es mir!”, weinte Schneewittchen.
“Vertraust du deinen treuen Zwergenfreunden?”, fragte er.
“Aber ja!”, schwor sie.
“Dann leg dich hin und schließ deine Augen”, befahl er.
Das tat Schneewittchen, und einen Moment später fühlte sie wieder die kleinen Hände der sieben Männer auf ihrem Körper. Sie schnappte nach Luft und setzte sich erschrocken auf. Was um alles in der Welt denken die sich nur?, dachte sie bei
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