Verzaubert fuer die Ewigkeit
was ich von Hexen und ihren gefährlichen Zaubertränken zu halten habe, weiß ich nur zu genau.«
Als sie in seine aufgebrachten grauen Augen schaute, wusste sie, dass das, was ihm den Blick verstellte, nicht aufgehoben werden konnte. Der Verlust von etwas, das sie nie besessen hatte, sollte ihr eigentlich nicht so viel Schmerz bereiten, dachte sie und schluckte krampfhaft. Eine Hoffnung, die ihr genommen wurde, noch ehe sie Gelegenheit hatte, sie auszukosten. Und einen kurzen Moment lang erlag Fionna ihren geheimen Wünschen, hob die Hand an seine Wange, schob mit den Fingern erst nur eine Locke seines Haars von seiner Stirn und fuhr dann an seiner Narbe entlang.
Sein Atem stockte, weil ihre Berührung ihn bis ins Innerste erschütterte. »Oh Gott, Fionna ...« Die Muskeln an seinem Hals arbeiteten, er schloss die Augen und schmiegte seine Wange in ihre Handfläche.
Fionnas Herz machte einen Sprung bei dieser Bewegung und zersprang dann fast wegen des Ausdrucks auf seinem Gesicht. Als hätte noch niemand ihn je so berührt. Einen Augenblick lang sah er genauso einsam aus wie sie.
Raymond erwiderte ihren Blick. »Fionna.« Er zitterte ihretwegen und der Tränen, die nicht herabfallen würden, die aber in ihren Augen standen.
»Ich wünschte, unsere Lebensweisen wären nicht so verschieden, Raymond DeClare«, flüsterte sie mit einer Stimme, die vor unterdrückten Gefühlen ganz rau klang. »Das wünsche ich wirklich.«
Sein Blick verfing sich in ihrem, sein Kopf senkte sich, und sein Mund war ihr so nahe, dass sie seinen warmen Atem spüren konnte. Ein Stöhnen saß in ihrer Kehle, und sie löste sich von ihm und trat einen Schritt zurück.
Er streckte die Arme nach ihr aus, und seine Hand schwebte nur einen Hauch entfernt von ihrem Gesicht in der Luft. Einen Augenblick lang schloss sie die Augen und er dachte, dass sie seiner Berührung entgegenkommen würde. Er hielt den Atem an, während er wartete, doch sie bewegte sich nicht. Ihre Wimpern hoben sich. Sein Blick suchte ihren und fand darin eine Trauer, die ihn ergriff und seine Seele durchbohrte. »Fionna ... Mädchen.«
Sie schüttelte den Kopf - fast wild.
»Mylord!«, erklang es laut und von mehreren Soldaten.
Raymond drehte sich um.
»Sie sind aufgewacht!«
Sein Blick fiel auf die Verwundeten. Eldon versuchte gerade, sich aufzusetzen, wurde aber, wie Fionna es angewiesen hatte, daran gehindert. Raymond nickte erleichtert, und als er sich wieder umdrehte, war Fionna fort. Nur ein Hauch von Kälte hing noch in der Luft.
»Verdammt noch mal«, murmelte er vor sich hin. »Ich fange langsam an, es zu hassen, dass sie einfach so verschwindet.«
8
Ihre Tochter befand sich in der Burg und damit an dem einzigen Ort, zu dem sie nicht gelangen konnte.
Fionna fühlte sich wie ein eingesperrtes Tier, als sie versteckt im Wipfel eines Baumes am Rand des Waldes saß. Auf dem Boden unter ihr graste Assana, während Fionna zu der schwarzen Festung hinüberschaute. Sie konnte Sineads Lachen wahrnehmen. Wie sehr sie es vermisste!
Ihre kleine Sinead war mit all diesen Männern, diesen Engländern, in der Burg. Es war eine Tortur, so ausgeschlossen zu sein und nicht zu ihr gehen zu können, wenn sie Hilfe brauchte. Fionna hätte auch ohne Zuhilfenahme der Türen in die Burg gelangen können, doch das war gegen die Regeln. Meine Güte, dachte sie ärgerlich. Was hatten sich Colleen und Hisolda nur dabei gedacht, in die Burg zu gehen? Hatten sie ihr nicht zugetraut, dass sie ein neues Zuhause für sie finden würde? Offensichtlich nicht, dachte sie nüchtern. Sie war gekommen, um ihre Tochter zu sehen, um Brot und Essen zu bringen und Colleens Kräutersammlung zu ergänzen, und sie hatte das Häuschen leer und ohne alle Habe vorgefunden .
Um die Burg herum herrschte ein munteres Treiben. Zimmerleute bauten eine Baracke, und Soldaten reinigten den Boden, die Brustwehren und Wälle, die mit Bogenschützen besetzt waren, die die Wache hielten. Knappen und Pagen saßen in kleinen Gruppen beisammen und arbeiteten fieberhaft an Zaumzeug und Rüstungen. Fionnas Blicke suchten die Gegend nach Connal ab, und sie betete darum, dass sie Sinead nicht unter der wilden Gruppe der Jungen entdeckte. Ihre Tochter würde nichts lieber tun, als ihnen ein paar Streiche zu spielen.
Menschen gingen in die Burg und kamen heraus, doch aus dieser Entfernung konnte sie kaum mehr erkennen. Ihre Gedanken wanderten in die Vergangenheit, und anstelle der Knappen und Soldaten sah sie die
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