Verzaubert von diesem Tanz
„Du kannst in der Ranch wohnen. Dort ist jede Menge Platz.“
„Ja, gut. Aber dir ist klar, dass sich der Aufwand vielleicht nicht lohnt?“
„Klar. Kein Problem. Ich muss jetzt los, wir fangen an zu drehen! Am besten, du besprichst den Rest mit Edie. Sie kann dir alles zeigen. Du erinnerst dich doch an Edie?“
Er erinnerte sich genau.
Und sie hatte sich kein bisschen verändert.
Natürlich wirkte sie mit dem Pferdeschwanz anders als mit der Hochsteckfrisur bei der Hochzeit, und das Kleid betonte ihre weiblichen Kurven mehr als die Jeans und das T-Shirt, die sie jetzt trug.
Aber er müsste nur das Haarband lösen, und die schweren Kaskaden ihres seidigen Haares würden ihr über die Schultern fallen. Außerdem wusste er leider nur allzu gut, wie sich ihre Haut anfühlen würde. Gleichgültig, womit sie ihren Körper auch verhüllen mochte.
„Verdammt!“, murmelte er und blickte zur Tür, durch die Edie gerade verschwunden war.
Sie erschien ihm immer noch so begehrenswert wie damals auf Mont Chamion . Er hatte so gehofft, dies möge nicht der Fall sein. Deshalb war es ihm auch so wichtig gewesen, Mona unmissverständlich klar zu machen, dass er vielleicht nicht bleiben würde.
Es würde sich ja vielleicht gar nicht rentieren, die Hazienda zu renovieren. Ebenso mochte ihn vielleicht ein Blick auf Edie Daley davon überzeugen, dass er gut daran getan hatte, es bei dieser einen Nacht zu belassen.
Pech gehabt! In beiden Punkten, gestand er sich ein.
Er trat ans Fenster und schaute ihr nach. Eigentlich ist sie nicht gerade eine Angelina Jolie. Von Weitem könnte man sie fast für einen schlaksigen Teenager halten. Und warum bekomme ich sie dann einfach nicht aus dem Kopf?
Normalerweise verschwendete er nach einer Liebesnacht keinen weiteren Gedanken an die Frau, mit der er sie verbracht hatte. Er hielt es mit der Devise: aus den Augen, aus dem Sinn.
Meistens erinnerte er sich nicht mal mehr an den Namen. Nicht so bei diesem einen: Edie Daley.
Edie, die Charmante, die Lebhafte, Verletzliche. Mit den wilden dunklen Locken, den strahlenden grünen Augen, dem sinnlichen Mund. Jede Nacht verfolgte ihn die Erinnerung bis in seine Träume.
Wie absurd!
Anfangs vermutete er, es läge daran, dass er sein Bett mit ihr geteilt hatte. Normalerweise vermied er es, Frauen mit zu sich nach Hause zu nehmen.
Eigentlich hatte er ja auch gar kein eigenes Zuhause. Er besaß nicht einmal eine eigene Wohnung. Das Haus – Amys Haus – hatte er nach ihrem Tod sofort verkauft.
Sein Hab und Gut, die paar Stücke, die ihm wichtig waren, brachte er bei seinem Onkel auf Long Island unter. Ansonsten war er sowieso ständig unterwegs und wohnte in den Häusern, die er renovierte.
Er hatte weder Frau noch Kinder. Weder Hund noch Katze – keinerlei Ballast.
Brauchte er nicht … wollte er nicht.
Ebenso wenig wie er Edie Daley wollte!
Nun ja, körperlich schon, gestand er sich ein. Er begehrte sie unglaublich … mehr aber auch nicht.
Und wie es mit der Lust so ist – man musste sie befriedigen.
Und genau das werde ich auch tun … und dann nichts wie weg von hier!
5. KAPITEL
„Was soll das heißen: Sie ist weg?“
Edie hoffte, sie hätte sich verhört. Fremdsprachen schienen nicht die Stärke der thailändischen Haushälterin zu sein.
„Missus Tremayne nix hier. Fort, arbeiten.“
„Aber es ist doch noch früh am Morgen!“
„Sie gehen in Nacht.“
„In der Nacht? Davon hat sie gestern gar nichts erwähnt!“
„Änderung von Plan“, kam die lakonische Antwort.
„Und wann kommt sie zurück?“
„Nicht wissen. Drei, vier, fünf Tage vielleicht. Sie gehen in Berge.“
„In die Berge!“ Das klang nicht gerade beruhigend.
„Und wo sind die Kinder?“ Nie würde Mona sie längere Zeit bei der Haushälterin lassen.
„Die auch weg.“
„Ach so. Na gut.“ Zumindest hoffte Edie, dass alles gut war. Mona liebte ihre Kinder, leider mussten diese zu oft hinter der Karriere ihrer Mutter zurückstehen. Erstmalig hatte sie Grace und die Zwillinge zu einem Dreh mitgenommen – ohne Edie, um die Kinder zu beaufsichtigen.
„Hat sie ihr Telefon denn dabei?“
„Ja, aber Verbindung schlecht. Du einfach probieren. Vielleicht Glück.“
Edie bedankte sich für die Auskunft und legte auf. Sie versuchte noch zweimal, Mona anzurufen, aber ohne Erfolg. Dann muss ich eben warten, dachte sie ergeben.
Nach der Hochzeitsfeier auf Mont Chamion hatte Edie ihrer Mutter unmissverständlich klargemacht, was sie von
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