Verzaubert von diesem Tanz
Verputz herum, der bei der Berührung in großen Stücken abfiel. Wieder zuckte Edie zusammen.
Auch gut, versuchte sie sich zu trösten. Dann reist er wenigstens bald wieder ab! Andererseits wollte sie natürlich auf keinen Fall, dass das Haus in sich zusammenfiel. Außerdem meldete sich wieder diese Seite in ihr, die noch an Märchen glaubte – und sich wünschte, Nick Savas möge bleiben.
„Kann man hinein?“
Anscheinend schreckt ihn das Äußere nicht vollständig ab!
„Ich habe den Schlüssel dabei.“ Sie zog ihn hervor. Wortlos griff Nick danach und berührte dabei flüchtig ihre Finger. Oh mein Gott, dachte sie, als ihr Herz zu rasen anfing.
Nick schloss die Tür auf.
Edie folgte ihm vorsichtig über die morschen Stufen der Veranda. „Der Strom ist ausgeschaltet!“, rief sie. „Ich fürchte, du kannst nicht viel sehen.“
Die Eukalyptusbäume schützten das Haus vor der sengenden Sonne. Dadurch herrschte im Inneren eine angenehme Kühle. Andererseits ließen die Fenster aber auch nicht allzu viel Tageslicht herein.
Nick schien sich jedoch instinktiv zurechtzufinden. Er klopfte gegen die Wände, betrachtete die Zimmerdecke und untersuchte die Dielen.
Edie hatte keine Ahnung, was hinter seiner Stirn vorging. In ihr jedoch stiegen die Erinnerungen auf. Hier hatte sie eine glückliche Kindheit verlebt. Genau an dieser Stelle, hier im Wohnzimmer, ließ ihr Vater sie auf seinem Rücken reiten. Am Fenster stand immer der Weihnachtsbaum. Und in der Küche bereitete Mona das Essen für ihre Familie.
Langsam ging Edie im Haus umher und gab sich ihren Erinnerungen hin.
In der Küche strich sie über die Küchentheke. Hier hatte sie neben Mona auf einem Stuhl gestanden und geholfen, Plätzchen auszustechen. Und am Rahmen der Hintertür konnte man immer noch die Striche sehen, die ihr Vater gemacht hatte, um zu dokumentieren, wie viel sie gewachsen war.
Edie rieb über den obersten Bleistiftstrich. Sie wusste noch, wie sie schummeln wollte und sich auf die Zehenspitzen gestellt hatte.
„Ist alles in Ordnung?“ Unvermutet tauchte Nick neben ihr auf und sah sie besorgt an.
Edie zwang sich zu einem Lächeln. „Ja. Alles okay. Es ist nur … die Vergangenheit …“ Sie fuhr mit den Fingerspitzen über die Wand. „Wie lange das alles her ist. Hier habe ich tatsächlich die glücklichste Zeit meines Lebens verbracht.“
Teilnahmsvoll sah Nick sie an. Offensichtlich konnte er nachvollziehen, wovon sie sprach.
Vielleicht kann er es ja wirklich? Was weiß ich schon über ihn? Ich kenne ihn doch kaum. Unglücklicherweise gefiel ihr alles, was sie von ihm kannte. Ihn jetzt in diesem Haus zu sehen, machte die Situation nur noch schwieriger.
Damals auf Mont Chamion , in der fremden Umgebung, da war es leicht, sich einzureden, dass alles nur ein Spiel, dass sie nicht wirklich an ihm interessiert war.
Leider täuschte sie sich.
Während Nick begann, die Schränke zu öffnen, rief sie sich die Nacht wieder in Erinnerung. Noch immer spürte sie seine Haut … und die Berührung seiner Hand auf ihrer Haut.
Er berührte sie auf einer Ebene, die über die rein körperliche hinausging. Und das konnte sie einfach nicht vergessen.
„Ich muss gehen“, stieß sie hervor. „Auf mich wartet jede Menge Arbeit.“
Nick blickte auf und nickte. „Okay, geh nur.“ Es klang, als hätte er ihre Anwesenheit völlig vergessen.
Sie stürmte hinaus und rief Roy. Der Hund hob den Kopf und blickte zurück zum Haus, als erwartete er, dass Nick mitkommt.
„Er bleibt hier“, teilte Edie ihm mit. „Er ist schließlich rein geschäftlich hier … und außerdem fährt er bald wieder.“
Hoffte sie zumindest.
Er ist nicht meinetwegen hier! sagte sie sich. Auch wenn er sie erweckt hatte, hieß das noch lange nicht, dass er mit ihr zusammen sein wollte. Er gab sich wahrscheinlich der irrigen Annahme hin, es ginge hier tatsächlich um einen Auftrag, dabei hatte sich nur mal wieder Mona eingemischt.
Edie blickte auf ihre Armbanduhr. In Thailand war früher Morgen … aber was soll’s, dachte Edie. Wenn Mona meint, sie kann mich immer noch manipulieren, dann hat sie sich getäuscht!
Er hatte ihr keine Versprechungen gemacht. Im Gegenteil.
„Ich werde mir die Hazienda ansehen.“ Mehr hatte er Mona bei dem Telefonat nicht versprochen. „Du willst doch schließlich dein Geld nicht wegwerfen, oder? Wenn sich das Ganze nicht rentiert, werde ich dir das unverblümt sagen.“
„Einverstanden“, stimmte Mona ungeduldig zu.
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