Verzaubert von diesem Tanz
Sandwichresten interessiert. Nick stand auf, um nach Edie Ausschau zu halten.
„Bist du denn ganz allein hierhergekommen?“, fragte Nick.
Roy wedelte freundlich mit dem Schwanz.
Offensichtlich ja. Nick seufzte und massierte seinen steifen Nacken. „Na dann! Mach es dir bequem, ich habe zu tun.“
Wenn Mona wieder in die Zivilisation zurückkehrt, wird sie staunen, was ihre Managerin alles in ihrer Abwesenheit erledigt hat, dachte Edie unwirsch.
Sie arbeitete immer viel, aber zurzeit übertraf sie sich selbst. Und das allein deshalb, weil sie alles tat, um Nick Savas aus ihren Gedanken zu verdrängen.
Normalerweise erwarteten sie am Morgen ein Dutzend Anrufe aus den verschiedensten Zeitzonen. Jetzt ging Edie auch nachts ans Telefon.
Sie konnte sowieso nicht schlafen.
Und die Anrufe lenkten sie wenigstens von der Zwangsvorstellung ab, diesen Mann, der jetzt in Monas Haus schlief, in ihr Bett zu holen.
Aber das werde ich nicht tun! Auf gar keinen Fall!
Sie ertappte sich dabei, dass sie sich jeden Tag auf das Abendessen freute. Sie war gespannt, was Nick über die Fortschritte am Haus zu berichten hatte.
„Komm doch vorbei und sieh es dir an!“, forderte er sie auf.
„Keine Zeit.“ Aber sie stellte Frage über Frage.
Nick hingegen wollte alles über die Zeit, die sie dort gelebt hatte, wissen.
Wo war ihr Zimmer gewesen? Wann wurde die Schaukel aufgehängt? Von wem hatte sie sie bekommen? Wie feierten sie Weihnachten?
Anfangs antwortete Edie nur zögernd. Jahrelang hatte sie die Erinnerungen unterdrückt. Das erschien ihr viel sicherer. Aber nachdem sie angefangen hatte, Nicks Fragen zu beantworteten, war es, als wäre ein Damm gebrochen – und es machte sie glücklich, von ihrer Kindheit zu erzählen.
Warum habe ich das nicht schon viel früher getan? fragte sie sich verwundert.
Und redete und redete. Manchmal hielt sie erschrocken inne und meinte, jetzt sei er aber mal an der Reihe. Und dann erzählte Nick von seiner Kindheit. Von den Sommerferien auf Long Island, seinem Bruder Ari und den Cousins Demetrios und George.
Er erzählte ihr von den wilden Streichen und zeigte ihr die Narben, die er dabei davongetragen hatte.
Und plötzlich musste Edie sich erschreckt eingestehen … es war doch passiert! Sie hatte sich verliebt! Bei jedem Abendessen ein bisschen mehr.
Deshalb erwartete sie ungeduldig den Freitag, wo sie mit Derek verabredet war. Nachmittags beschloss sie, eine Pause einzulegen, in ihre Wohnung zu gehen und ihre Garderobe nach etwas Geeignetem für den Abend zu inspizieren.
„Roy!“, rief sie und sah sich nach dem Neufundländer um, der nicht wie üblich neben ihrem Schreibtisch lag.
„Roy!“, rief sie erneut und ging in die Küche. An besonders heißen Tagen lag er manchmal dort auf den kühlen Steinfliesen. Kein Roy!
Sie überlegte, wann sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Genau! Beim Mittagessen! Ist er danach mit mir ins Büro zurückgekommen?
Roy war ein Familienhund. Er mochte es, in Gesellschaft zu sein. Womöglich …
„Nein!“, entfuhr es Edie. „Roy, du wirst doch nicht …“
Eigentlich glaubte sie nicht wirklich, dass er zu Nick gelaufen war, oder?
Aber wo ist er dann? Und wenn ihm etwas passiert ist?
Sie verspürte einen schmerzhaften Stich in der Brust. Unwillkürlich dachte sie an den Tag, als Ben verschwand.
Mein Gott, sagte sie sich. Das kann man doch nicht vergleichen! Roy ist ein Hund, der hier jeden Winkel kennt.
Kein Mann auf stürmischer See in einem kleinen Boot.
Ben war eigentlich ein erfahrener Segler gewesen. Er befand sich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.
Ihre Schulfreundin Kelly fiel ihr ein. Deren Hund wurde von einer Klapperschlange gebissen und starb. So etwas kam äußerst selten vor, aber es passierte.
Edie lief auf die Terrasse und zum Pool. Ging zurück zu ihrem Apartment. Kein Roy! Es schien unvorstellbar, dass er bis zur Hazienda gelaufen sein sollte! Aber sie musste sich vergewissern. Vielleicht hatte Nick ihn ja gesehen.
Sie lief los. Unterwegs rief sie wieder und wieder Roys Namen.
„Er ist hier!“, hörte sie Nicks Stimme.
„Lieber Gott! Vielen Dank!“ Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel und sprintete die letzten paar Meter zur Hügelkuppe. Roy lag im Hof vor der Hazienda. Erleichtert atmete sie ein paarmal tief durch. Plötzlich stockte ihr der Atem. Nick stieg eben mit einem schweren Balken auf der Schulter eine schwankende Leiter hoch.
„Warte!“, schrie sie.
Im selben Moment verwünschte sie
Weitere Kostenlose Bücher