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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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sich so lange verweigert hatte. Er hatte keine
andere Wahl gehabt, als sie auf die Matratze zurückzudrücken und seine Zunge
ihren süßen Mund schmecken zu lassen.
    Er suchte
mit brennendem Blick den Himmel ab und fand auch dort den Trost nicht, den
schon die See ihm verweigert hatte. Er fürchtete, sie betrogen zu haben. Denn
der Kuss, den sie so willig erwidert hatte, würde ihn nicht in einen Mann
zurückverwandeln, sondern möglicherweise eine Lust entfachen, die ihn auf ewig
als Bestie brandmarken würde.

8
    Als
Gwendolyn am
nächsten Morgen erwachte, hatte sich auf ihren Füßen ein Kobold breit gemacht.
    Sie hatte
schlecht geschlafen in dieser langen, unruhigen Nacht, und es dauerte einen
verwirrten Moment lang, bis sie begriff, dass ihre Beine nicht vor Erschöpfung
taub waren, sondern von einem wirklichen Gewicht.
    Sie schlug
die Augen auf und sah einen struppigen Backenbart,
Büschel von wolligem grauem Haar und gelbe Augen, die zu boshaften Schlitzen
zusammengezogen waren. Mit einem spitzen Schrei sprang sie aus dem Bett.
    Bevor sie
sich noch gegen die vertäfelte Tür drücken konnte, war das Ding verschwunden.
Aber das Leintuch am Fußende des Betts, ließ keinen Zweifel daran, wo es sich
versteckt hatte.
    Gwendolyn
presste eine Hand an ihre Brust, rang nach Luft und fragte sich, ob sie jetzt
den Verstand verlor. Männer und Monster hatten in dieser endlosen Nacht ihre
Träume bevölkert. Ein Albdruck jagte den nächsten. Sie hatte dem Drachen ihre
Arme entgegenstreckt, ohne zu wissen, ob er sie nun küssen oder fressen wollte.
Sie hätte die mitternächtliche Begegnung als Mär abgetan, hätte sie den
Drachen nicht jedesmal, wenn sie sich über die Lippen leckte, geschmeckt.
    »Es gibt
keine Drachen«, stammelte sie atemlos, »und erst recht keine Kobolde.«
    Sicherheitshalber
zog sie aber einen eingerollten Sonnenschirm aus der Truhe, bevor sie sich dem
Bett näherte.
    Sie ging in
die Knie, während der Sonnenschirm unbändig in ihrer zitternden Hand wackelte,
und bekam sich so weit in den Griff, sich zu fragen, ob der Eindringling
vielleicht eine riesige fette Ratte sei.
    Weil sie befürchtete,
das Ding würde sie anfallen, sobald sie das Leintuch lüpfte, klopfte sie erst
sacht an, bevor sie mit dem Sonnenschirm unter dem Bett umherfegte. Ein unmenschliches
Knurren verursachte ihr Gänsehaut an den Armen.
    Gwendolyn
erhob sich langsam und wich zurück, weg vom Bett. Was immer dieses Ding sein
mochte (und sie war sich gar nicht mehr sicher, ob sie es wissen wollte), sie
war damit in dem Turm gefangen. Ihr Schrei hatte noch nicht einmal
andeutungsweise einen Rettungsversuch bewirkt. Sie erwog kurz, aufs Bett zu
springen und sich die Lungen aus dem Hals zu brüllen, aber sie hatte Angst,
ihre Stimme würde die Kreatur in einen rasenden Blutrausch treiben.
    Verzweifelt
sah sie sich im Turm um. Ihre bisherige Suche nach einem Fluchtweg hatte zu
nichts als dem vergitterten Fenster geführt, das hoffnungslos außer Reichweite
lag. Aber das war, bevor ihr der Drache freundlichst einen Tisch überlassen
hatte. Und einen Stuhl zum Draufstellen.
    Genau das
tat sie jetzt. Kurze Zeit später thronten sie und der Stuhl wackelig auf dem
Tisch. Wenn es ihr gelang, das Gitter vom Tisch aus zu lockern, konnte sie
eventuell auf den Stuhl klettern und sich durch das Bullauge quetschen.
    Sie
fürchtete allerdings, das rostige Eisengitter werde sich als unbeugsam erweisen.
Aber ein paar entschlossene Stöße mit dem Sonnenschirm verwandelten den
altersschwachen Mörtel zu Staub. Sie verkniff sich ein Niesen und versetzte ihm
einen letzten tödlichen Stoß. Dann entglitt ihr das schwankende Gitter, landete
irgendwo vor dem Fenster und schepperte laut genug, um sogar die Toten zu
wecken. »Oder die Untoten«, dachte sie mit einem flüchtigen Blick auf das Bett.
    Gwendolyn
stellte sich auf die Zehenspitzen, spähte durch das Fenster nach unten und war
froh darüber, dass der einzige Weg ins Freie nicht ein glatter Sprung in die
schäumende Brandung war. Tatsächlich machte ihr die Aussicht größere
Hoffnungen als erwartet: Keine drei Fuß unterhalb des Fensters lag ein Pfad mit
steinerner Brüstung.
    Ihr Herz
begann zu rasen. Schaffte sie es bis zu dem Fußweg, würde sie über eine der
brüchigen Stiegen auf den Boden gelangen. Und hatte sie erst den Boden
erreicht, dann könnte sie ins Dorf laufen und den Klauen des Drachen auf ewig
entfliehen.
    Sie hielt
inne und war versucht, einen letzten, sehnsüchtigen Blick auf

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