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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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bemerkt, dass Sie ein wenig mehr auf den Knochen
haben, als es der Mode entspricht, wenn Sie mich nicht ständig darauf
hingewiesen hätten.«
    Als
Gwendolyn endlich wieder sprechen konnte, war ihre Stimme nur noch ein heiseres
Flüstern. »Ich wollte Ihnen damit lediglich die Unbequemlichkeit ersparen, es
selbst feststellen zu müssen.«
    »Wie
zuvorkommend von Ihnen«, sagte er ungerührt. »Und Ihnen hat es die
Unbequemlichkeit erspart, sich eventuell eine Taktlosigkeit anhören zu müssen,
so wie wir anderen Sterblichen auch.«
    Gwendolyn
setzte sich kerzengerade auf und hoffte, dass er ihre Augen nicht tränenfeucht
schimmern sehen konnte. »Haben Sie vergessen, Sir, dass Sie kein Sterblicher
sind, sondern ein Monster?«
    Sie
rechnete mit einer schlagfertigen Antwort. Aber nicht damit, dass er aus dem
Schatten auf sie zukommen und ihr ein bruchstückhaftes Bild seines Gesichts
zeigen würde.
    Er stand
jetzt an ihrem Bett und tauchte sie beide in Schatten. Er strich ihr mit
seinem Daumen über die Wange und liebkoste die eine Träne weg, die ihr übers
Gesicht gelaufen war. »Ist es Ihnen schon einmal in den Sinn gekommen, Miss
Wilder, dass wir in gewisser Weise beide verwunschene Kreaturen sind – ich ein
Drache und Sie eine Jungfrau? Schon seit Anbeginn der Zeit sind den Jungfrauen
Zauberkräfte gegeben. Sie können Einhörner bezaubern, Flüche durchbrechen
...«, sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass seine Stimme noch heiserer
klingen konnte, »... einen Mann auf die Knie zwingen. Wir werden sehen, wessen
Kräfte die stärkeren sind – Ihre oder meine.«
    Das Letzte,
was sie erwartet hatte, war, dass er sich hinunterbeugen würde, um seine
Lippen auf die ihren zu pressen. Sein Kuss war trocken und beinahe unschuldig,
doch er entfachte tief in ihrem Inneren ein sehnsüchtiges Verlangen. Als er
sich zum Gehen wandte, hätte sie ihn am liebsten am Hemd gepackt und
zurückgerissen.
    Gwendolyn
kam irgendwie auf die Beine und klammerte sich am Bettpfosten fest. Sie wollte
ihn nicht wieder in der Dunkelheit verschwinden lassen. »Würde ich wirklich
über so große Zauberkräfte verfügen, Sir, dann hätte mein Kuss Sie vom Biest
zum Menschen verwandeln müssen.«
    Er blieb an
der Paneeltür stehen, sein Gesicht vom Spiel aus Schatten und Mondlicht
verschleiert. »Sie vergessen, dass ich es war, der Sie geküsst
hat. Um mich von meinem dunklen Zauber zu befreien, sind Sie es, die mich zu küssen hat.«
    Er ließ
Gwendolyn mit dieser interessanten Herausforderung allein und verschwand
wieder in die Nacht, die ihn hervorgebracht hatte.
    Der
Drache stand am
höchsten Punkt von Weyrcraig Castle und betrachtete die See mit den Augen eines
Mannes, dem der gemächliche Wechsel der Gezeiten keinen Trost mehr spenden
konnte. Hinter dem Uferstreifen, auf den die Brecher trafen, schien das
tintenblaue Wasser weich wie die Haut einer Frau, doch der Drache ließ sich
nicht in die Irre führen. Unter der sanft gekräuselten Wasseroberfläche lauerten
Felsen und scharfe Klippen, die einem Mann das Herz aus dem Leibe reißen
konnten.
    Er legte
seine Hände auf die steinerne Brüstung, die ihn von dem abgrundtiefen Nichts
unter ihm trennte. Er sah dem Mond zu, wie er mit den Wolken kokettierte und
leuchtende Tupfer in den Nachthimmel zauberte, und fragte sich, wann er selbst
solchem Lichterglanz aus dem Weg gehen würde.
    Widrige
Umstände hatten ihn zu einer Kreatur der Nacht werden lassen, und er hatte
dummerweise geglaubt, er könne seine Ruhelosigkeit bezähmen, wenn er nur den
Schlaf seiner Gefangenen betrachtete.
    Sie hatte
tief und gleichmäßig geatmet wie ein Kind, ein angedeutetes, betörendes Lächeln
auf den Lippen, das ihre harte Kinnpartie weich erscheinen ließ. Die Wangen umspielt
von goldenen Strähnen, die aus der albernen Nachthaube entwischt waren, die
sie aus der Truhe hervorgekramt haben musste.
    Als sie
schließlich erwacht war, hatte er Angst, kein Wort über seine vor Sehnsucht
trockenen Lippen zu bringen.
    Er hätte
fliehen müssen, bevor das Mondlicht ihn verraten konnte, aber er war geblieben
und hatte seinen Spott mit ihr getrieben, sie gereizt, bis ihr die Tränen in
die stolzen Augen geschossen waren. Dann war er zu ihr gegangen und hatte im
Mondlicht seinen Stolz und seine Anonymität riskiert.
    Das war
allerdings noch nichts gewesen, verglichen mit dem Wahnsinn, seine Lippen auf
die ihren zu drücken. Er hatte nur einen Schluck des Nektars rauben wollen –
ein paar Tropfen nur, den er

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