Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verzaubertes Verlangen

Verzaubertes Verlangen

Titel: Verzaubertes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
hineingestolpert.
    Der flackernde Laternenschein beleuchtete einen Gang mit steinernen Wänden. Die Luft war geschwängert von einem erstickenden Geruch nach feuchter Erde und verrotteter Vegetation. Von den Rändern der Schatten ertönte ein unangenehmes Rascheln und Huschen. Kleine, bösartige Augen funkelten kurz im Licht auf.
    Ratten, schoss es Venetia durch den Sinn. Genau das hatte dieser schauerlichen Szenerie noch gefehlt. Sie hob ihre Rocksäume noch etwas höher, damit sie genau sehen konnte, wo sie hintrat.
    »Hier entlang«, befahl Gabriel.
    Sie folgte ihm den niedrigen Tunnel entlang im Laufschritt, um nicht den Anschluss zu verlieren. Gabriel musste seinen Kopf gesenkt halten, um einen unschönen Zusammenstoß mit unnachgiebigem Stein zu vermeiden.

    Furcht ergriff sie. Der Gang um sie herum schien immer enger zu werden. Sie kämpfte gegen die Panik an, zwang sich, sich ganz darauf zu konzentrieren, Gabriel zu folgen.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte er sich.
    »Es ist etwas beengt hier unten«, antwortete sie gepresst.
    »Es ist nicht mehr weit«, versprach er.
    Sie konnte nicht antworten. Sie war zu sehr damit beschäftigt, ihre Röcke hochzuhalten und sich nicht von ihrer hin und her schwankenden Tournüre aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen.
    Der Tunnel vollführte mehrere scharfe Biegungen. Gerade als Venetia überzeugt davon war, dass sie im nächsten Moment panisch zu schreien beginnen würde, endete der Gang vor einer massiven Steinwand.
    »Gütiger Himmel«, entfuhr es ihr, als sie wie angewurzelt stehen blieb. »Ich sollte Sie besser vorwarnen, dass ich nicht glaube, dass ich einen Marsch zurück durch diesen schrecklichen Tunnel überstehen kann.«
    »Es besteht kein Grund, zurückzugehen«, erwiderte Gabriel. »Wir sind am Ziel.«
    Er streckte die Hand aus und packte einen schweren Eisenhebel, der in den Stein eingelassen war. Als er ihn herunterzog, glitt ein Abschnitt der Wand zur Seite.
    Kalte Nachtluft strömte in den Tunnel. Venetia atmete tief ein, und ein Schauder der Erleichterung lief ihr über den Rücken.
    Gabriel trat mit der Pistole in der Hand ins Freie.
    »Willard?«, rief er leise.
    »Hier, Sir.« Eine vierschrötige Gestalt trat aus den Schatten.
    Venetia erkannte den Kutscher, der sie vom Bahnhof abgeholt
und nach Arcane House gebracht hatte. Sie hatte ihn während der vergangenen Tage mehrfach gesehen.
    »Ausgezeichnet«, sagte Gabriel. »Hast du deine Pistole?«
    »Ja, Sir.«
    »Mrs. Willard ist in Sicherheit?«
    »Sie sitzt in der Kutsche, Sir. Scanton und Dobbs warten am Eingang der Krypta auf Sie, ganz nach Ihren Anweisungen.«
    »Du bringst Miss Milton und Mrs. Willard ins Dorf. Bleib bei Miss Milton, bis sie morgen früh in den ersten Zug steigt.«
    »Ja, Sir.«
    Gabriel wandte sich wieder zu Venetia um und senkte seine Stimme. »Auf Wiedersehen, meine Liebste. Ich werde Sie finden, sobald diese Sache erledigt ist. Denken Sie immer daran, was Sie heute Nacht zu mir gesagt haben, als Sie in meinen Armen lagen. Sie gehören mir.«
    Sie mochte ihren Ohren kaum trauen. Er wollte sie tatsächlich wiedersehen? Völlig verdutzt machte sie den Mund auf, um zu fragen, wann und wo sie sich treffen würden.
    Doch Gabriel gab ihr keine Gelegenheit zu sprechen. Er küsste sie ein letztes Mal mit glühender Leidenschaft. Es war der Kuss eines Mannes, der sein Besitzrecht anmeldete.
    Bevor sie noch ihre Fassung wiedergewonnen hatte, drehte er sich um und kehrte in die Dunkelheit des Tunneleingangs zurück. Venetia konzentrierte sich. Die Welt verwandelte sich in ein Negativ. Sie erhaschte einen letzten flüchtigen Blick auf Gabriels dunkle, mächtige Aura, und dann war er verschwunden.
    Bevor sie sich fassen konnte, schloss sich die Steinwand wieder, und Venetia war mit Willard allein.

    »Hier entlang, Miss Milton«, sagte Willard.
    Sie starrte auf die Steinwand. »Wird ihm auch nichts passieren?«
    »Mr. Jones kann auf sich selbst aufpassen.«
    »Vielleicht sollten Sie besser bei ihm bleiben?«
    »Mr. Jones mag es nicht, wenn Leute seine Anweisungen nicht befolgen, Miss Milton. Ich arbeite schon lange genug für ihn, um zu wissen, dass man besser tut, was er sagt. Kommen Sie jetzt. Es ist eine lange Fahrt zurück ins Dorf.«
    Widerstrebend ließ sie sich von ihm in die elegante Kutsche helfen. Die Haushälterin saß bereits im Verschlag. Sie sagte kein Wort, als Venetia sich ihr gegenüber setzte.
    Willard schlug die Tür zu und kletterte hinauf auf den Bock. Die Kutsche

Weitere Kostenlose Bücher