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Verzaubertes Verlangen

Verzaubertes Verlangen

Titel: Verzaubertes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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nett von dir«, antwortete Gabriel. »Dann muss ich nicht erst durchs ganze Haus irren.«
    Er beobachtete Edward im Spiegel, während er sein Hemd zuknöpfte.
    Der Junge schaute sich um und studierte alles, was Gabriel ausgepackt hatte. Das auf dem Waschtisch aufgereihte Rasierzeug schien ihn besonders zu faszinieren.
    »Papa hat sein Rasierzeug in einem ganz ähnlichen Lederetui aufbewahrt wie Sie«, sagte Edward.

    »Tatsächlich?« Gabriel schloss den letzten Knopf seines Hemds und fragte sich, ob die Etiquette in diesem Haus nach einer Krawatte verlangte oder nicht. Daheim setzte er sich immer ganz leger in Hemdsärmeln an den Frühstückstisch. Doch er lebte ja auch in einem Junggesellenhaushalt.
    »Ja«, sagte Edward.
    »Du musst deinen Vater sehr vermissen.«
    Edward nickte. Einen Moment lang verfiel er in Schweigen. Gabriel legte eine Seidenkrawatte um seinen Kragen und machte sich daran, den Knoten zu binden.
    Edward schaute ihm wie gebannt dabei zu.
    »Papa war ein Investor«, platzte er heraus.
    »Ach ja?«
    »Er ist viel nach Amerika gereist. Aber wenn er daheim war, ist er mit mir Angeln gegangen und hat mir viele andere Sachen gezeigt.«
    »Dafür sind Väter da«, bemerkte Gabriel.
    »Aber ein Schwager kann so etwas doch auch tun, oder nicht?«
    Gabriel sah ihn an. »Ja. Ein Schwager kann das auch.«
    Edwards Miene erhellte sich. »Ich weiß, dass es ein Geheimnis sein soll, dass Sie nicht wirklich mein Schwager sind und all das. Aber solange wir so tun, dachte ich mir, dass Sie mir vielleicht einige von den Sachen zeigen können, für die Papa keine Gelegenheit hatte.«
    »Ich wüsste nicht, was dagegen spricht«, sagte Gabriel.
    »Ausgezeichnet.« Edward grinste. »Sie müssen sich keine Sorgen machen. Wie ich schon sagte, Sir, ich bin gut darin, Geheimnisse zu bewahren.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Ich hatte viel Übung damit, seit Mama und Papa im
Himmel sind«, erklärte Edward mit einem Anflug von Stolz. »So zu tun, als ob Sie mein Schwager sind, ist irgendwie ziemlich ähnlich wie das Geheimnis um Papa, das ich bewahren muss.«
    »Ah.«
    »Papa war ein Bigamieser.«
    Gabriel sah ihn verständnislos an. »Ein Bigamieser?«
    »So nennt man einen Gentleman, der mehr als eine Frau hat.«
    »Bigamist«, sagte Gabriel leise. Er dachte an die heroische Porträtaufnahme des Mannes, die in Venetias Arbeitszimmer hing.
    Diese Neuigkeit erklärte eine ganze Menge, dachte er.
    »Papa hatte noch eine Frau und Kinder in New York, wo er zweimal im Jahr geschäftlich hingereist ist. Wir haben das erst herausgefunden, nachdem Mama und Papa bei dem Zugunglück gestorben waren. Weil Papa ein Bigamist war, bedeutet das, dass Venetia und Amelia und ich nicht seine richtigen Kinder sind.«
    »Da irrst du dich, Edward. Ungeachtet der Umstände der Beziehung deiner Eltern seid ihr fraglos die richtigen Kinder deines Vaters.«
    »Tante Beatrice sagt, wir sind ille –« Edwards Zunge verknotete sich bei dem Wort. »Ille-irgendwas.«
    »Illegitim?«
    »Ja, das ist es. Jedenfalls, nachdem Mama und Papa tot waren, haben wir entdeckt, dass Mr. Cleeton mit dem Geld verschwunden war, das eigentlich uns zustand. Tante Beatrice sagt, das war eine große Katastrophe, denn ein gutes, respektables Einkommen hätte in den Augen der Welt eine Vielzahl von Sünden wettgemacht. Sie sagt, wenn Venetia
nicht eine so begabte Fotografin wäre, wären wir alle höchstwahrscheinlich in der Gosse gelandet.«
    Gabriel hatte bereits vermutet, dass Venetia den Lebensunterhalt für die gesamte Familie bestritt, aber dies erklärte, warum sie gezwungen gewesen war, sich eine solch große Verpflichtung aufzubürden.
    »Wer war denn Mr. Cleeton?«, fragte er.
    »Papas rechte Hand. Er hat unsere Erbschaft gestohlen. Papa hat uns immer gesagt, wenn ihm je etwas Schlimmes zustoßen sollte, wären wir finanziell abgesichert . Aber das waren wir nicht, weil Mr. Cleeton unser Geld gestohlen hat und damit durchgebrannt ist.«
    »Bastard«, sagte Gabriel.
    »Ja, ich weiß, dass ich ein Bastard bin.« Edwards Unterlippe bebte. »Das ist ein anderes Wort für unehelich, oder nicht? Tante Beatrice und Venetia und Amelia wissen nicht, dass ich es kenne, aber ich habe belauscht, wie Tante Beatrice Venetia und Amelia gesagt hat, dass die Leute mich so nennen würden, wenn sie herausfänden, dass Papa nicht wirklich mit Mama verheiratet war.«
    Gabriel ging vor dem Jungen in die Hocke. »Ich habe damit Mr. Cleeton gemeint, nicht dich, Edward.«
    Edward runzelte

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