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Verzaubertes Verlangen

Verzaubertes Verlangen

Titel: Verzaubertes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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kann Ihnen nicht die Namen der Töne und Schattierungen nennen, die ich sehe, denn sie entsprechen nicht jenen, die ich mit meiner normalen Sehkraft wahrnehme. Ich habe mein eigenes, persönliches Vokabular erfunden, um sie zu beschreiben, aber das wäre für Sie ohne jede Bedeutung. Und auch die Intensität und die Muster der paranormalen Energie sind bei jedem Menschen verschieden.«
    »Können Sie anhand der Aura das Geschlecht einer Person bestimmen?«
    »Nein. Deshalb kann ich ja nicht mit Gewissheit sagen, ob es sich bei der flüchtenden Gestalt um einen Mann oder eine Frau gehandelt hat.«
    »Was ist mit dem Charakter oder den Absichten einer Person?«

    Das war eine sehr scharfsinnige Frage, fand sie. »Diese Aspekte können, wenn sie stark genug sind, oft erstaunlich deutlich sein, ja.«
    »Was konnten Sie in Bezug auf den Charakter der Person, die Sie im Korridor gesehen haben, erkennen?«, wollte er wissen.
    Sie holte tief Luft. »Wenn die Person ein Tier gewesen wäre, dann eindeutig ein Raubtier; eine Kreatur, die tötet, wenn der Tod ihren Zwecken dient. Im Tierreich haben solche Geschöpfe ihren rechtmäßigen Platz. Sie töten nur, um zu überleben. Doch unter Menschen würden wir ein solches Individuum als ein Ungeheuer bezeichnen.«
    Gabriel erstarrte. Sein Gesicht war schlagartig völlig ausdruckslos.
    »Verstehe«, sagte er. »Ein Ungeheuer.«
    »Das ist der Eindruck, den die flüchtende Gestalt auf mich gemacht hat. Kaltblütig und sehr beängstigend. Ehrlich gesagt, ich hoffe, ich habe nie Gelegenheit, ihn oder sie wiederzusehen.«
    Er sagte nichts.
    Etwas an seiner grimmigen Reglosigkeit ließ ihr die Nackenhaare zu Berge stehen, genau wie zuvor, als sie den Mörder vom Tatort hatte fliehen sehen.
    »Gute Nacht, Mr. Jones«, sagte sie.
    »Gute Nacht, Venetia.«
    Sie trat hinaus in die Diele, schloss die Tür und eilte die Treppe hinauf, als würde sie von einer Horde ebensolcher Raubtiere verfolgt, wie sie sie Gabriel gerade beschrieben hatte.
    Als sie schließlich Zuflucht in ihrem Zimmer fand, war sie völlig außer Atem. Ihr eigener Anblick im Spiegel des
Schminktisches schockierte sie. Das Haar fiel ihr über die Schultern, ihr Kleid stand offen, und ihre Augen waren dunkle Abgründe.
    Die betörende Sinnlichkeit ihres Spiegelbilds erschütterte sie bis ins Mark. Das ist es, was Gabriel sieht , schoss es ihr durch den Sinn.
    Sie wandte sich abrupt vom Spiegel ab und zog sich eilig aus.
    Wenige Minuten später schlüpfte sie in ihrem Nachthemd ins Bett und drehte die Flamme der Lampe ganz klein. Sie wartete und lauschte mit gespitzten Ohren in die Stille des Hauses.
    Sie hörte nicht, wie Gabriel die Treppe zur Dachkammer erklomm. Doch endlich hörte sie leise Geräusche über sich und wusste, dass er zu Bett gegangen war.
    Er hatte deutlich gemacht, dass er bei seinem Vorhaben ihre Mithilfe brauchte. Würde er Verführung benutzen, um seine Ziele zu erreichen?
    In jenem Moment löste sich das verwirrende Durcheinander widersprüchlicher Emotionen auf, und sie erlebte einen Augenblick kristallener Klarheit.
    Die Beziehung zwischen ihr und Gabriel Jones war gerade deshalb so verwirrend und verstörend, weil sie nicht mehr die völlige Kontrolle darüber hatte.
    In Arcane House war sie es gewesen, die all die ungeschriebenen Regeln aufgestellt hatte, die ihre Beziehung bestimmt hatten. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Gabriel zu verführen, um sich ihren geheimen Traum eines perfekten romantischen Intermezzos zu erfüllen.
    Doch jetzt stellte Gabriel die Regeln auf. Sie würde sich sehr, sehr vorsehen müssen.

17
    Schritte ertönten auf dem Treppenabsatz des Dachbodens. Gabriel wischte sich die letzten Reste des Rasierschaums vom Gesicht, warf das Handtuch beiseite und durchquerte die kleine, beengte Kammer, um die Tür zu öffnen.
    Edward stand vor ihm. Die Hand des Jungen war zu einem höflichen Klopfen erhoben.
    »Guten Morgen«, sagte Gabriel.
    »Guten Morgen, Sir.« Edward sah neugierig zu ihm auf. »Sie sind noch nicht fertig angezogen.«
    »Noch nicht ganz.«
    »Mrs. Trench hat mich geschickt, um Ihnen zu sagen, dass das Frühstück in ein paar Minuten aufgetischt wird.«
    »Danke. Ich freue mich schon auf herzhafte Hausmannskost. Ich bin gleich unten.«
    Er wandte sich von der Tür ab und nahm ein sauberes Hemd von einem der Wandhaken.
    »Ich warte auf Sie«, bot Edward an und schlüpfte in die Kammer. »Ich kann Ihnen den Weg zum Frühstückszimmer zeigen.«
    »Das ist sehr

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