Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
Vom Netzwerk:
durchgemacht habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass das ein leichtes Unterfangen ist.«
    »Nay, und schnell wird es auch nicht gehen. Dabei werden deine Verwandten bald hier sein.«
    Leise schimpfend wandte sich Moira ihrer Mahlzeit zu. Am liebsten hätte sie laut geschrien oder den Kopf gegen den schweren Eichentisch geschlagen; denn ihr war, als würde von allen Seiten an ihr gezerrt. Alle wollten etwas von ihr, ohne darauf zu achten, wie es ihr dabei ging. Nicht einmal Tavig tat das, sinnierte sie, während sie mit dem Messer ein Stück Wildbret aufspießte. Tavig meinte, ihn zu heiraten wäre die Lösung aller Probleme. Aber bestimmt hatte auch er noch andere Gründe, warum er sie unbedingt zur Frau haben wollte. Sie konnte nicht glauben, dass er einen solch großen Schritt unternehmen würde, nur um einer Laune des Schicksals zu folgen.
    Die ganze Sache bereitete ihr stechende Kopfschmerzen. Sie wünschte, all die Leute ließen sie einfach in Ruhe. Doch dazu würde es wohl nicht kommen, und als sie zu Tavig hinüberschielte, musste sie zugeben, dass sie die knappe Zeit, die ihr mit ihm noch beschieden war, zur Gänze auskosten wollte, so sehr er ihr gelegentlich auf die Nerven ging. Aber warum gab man ihr nicht noch ein wenig Bedenkzeit? Seit gestern, von dem Moment an, als Mungan ihr den Wehrturm gezeigt hatte, der ihr gehörte, hatte sich in ihrem Leben so viel verändert, dass sie unbedingt darüber nachdenken musste. Ein rascher Blick auf Una, Mungan und Tavig sagte ihr jedoch, dass ihr diese Zeit nicht vergönnt sein würde. Sie spielten alle ihr eigenes Spiel, und im Moment war sie nichts weiter als ein Pfand. Dass Mungan und Una kaum einen Gedanken an ihre Situation verschwendeten, verstimmte sie, aber dass Tavig es genauso wenig zu tun schien, tat ihr richtig weh.
    »Ah, ein weiteres köstliches Mahl«, brummte Mungan zufrieden, als man den Tisch bis auf die Becher für das Ale abgeräumt hatte. Er rekelte sich auf seinem großen Stuhl und betrachtete Moira, während er sich den vollen Bauch rieb. »Nun, Moira, mein Mädchen, eine Schlacht braut sich zusammen, also sollten wir die Sache mit dem Werben lieber voranbringen.«
    »Na, das hast du aber schön gesagt, Cousin«, murmelte Tavig, der nicht wusste, ob er lachen oder weinen sollte. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass Mungan nicht von Moira ablassen wollte, aber der Mann beherrschte die Kunst des Werbens so schlecht, dass es wirklich zum Lachen war.
    Mungan überhörte Tavigs Bemerkung. »Es heißt, dass manche Mädchen gern ein bisschen spazieren gehen, wenn der Mond am Himmel steht.«
    »Aye, das kann sehr schön sein«, pflichtete Moira ihm bei.
    Tavig beobachtete Una. Ihre Augen blitzten wuterfüllt, ihre Wangen waren hochrot. Es war wirklich rücksichtslos von Mungan, so freimütig um Moira zu werben, während er mit Una Händchen hielt. Doch am meisten beunruhigte Tavig, dass Una ihren Zorn gegen Moira richtete und nicht gegen seinen Cousin, dem er eigentlich hätte gelten sollen. Moira ermutigte Mungan wahrhaftig nicht, sie hatte Unas Zorn nicht verdient. Doch leider würde Una Mungan alles verzeihen, weil sie ihn liebte.
    »Nun, dann lade ich Euch zu einem weiteren kleinen Spaziergang im Hof ein«, rief Mungan erfreut.
    »Nay«, lehnte Moira eilig ab und lächelte entschuldigend. »Ich fürchte, ich bin noch ein wenig erschöpft von unserem letzten Ausflug.«
    »Ach so? Aber das war doch schon vor Stunden.« Er betrachtete sie verdrossen, dann sah er Tavig an und meinte: »Sie scheint nicht sehr stark zu sein. Wie hast du sie bloß hierhergeschafft?«
    Moira starrte Mungan fassungslos an, dann wirkte sie so herrlich empört, dass Tavig sich nur mühsam ein Lachen verkneifen konnte. »Sie ist gegangen, Mungan. Gelaufen, geklettert, durch Flüsse gewatet und ab und zu auch gerannt.«
    »Aha, verstehe.« Mungan nickte, dann lächelte er Moira an. »Ihr müsst Euch noch von Eurer Reise erholen. Wir können ja morgen Abend ein wenig umherschlendern, bis dahin geht es Euch bestimmt wieder besser.« Er sah Una an. »Wollt Ihr Euch die Füße vertreten?«
    Tavig schaffte es, nicht zu lachen, bis die beiden die Große Halle verlassen hatten, doch nach einem Blick auf Moiras Gesicht war es vorbei mit seiner Zurückhaltung. Sie wirkte nach wir vor völlig fassungslos. Während er losprustete, fing sie sich allmählich wieder und starrte erst finster auf die Tür zum Hof, dann auf Tavig.
    »Ich kann es nicht glauben, dass sie mitgegangen ist.«

Weitere Kostenlose Bücher