Verzehrende Leidenschaft
habt und dann wieder davongeschlendert seid?« Gedankenverloren nahm sie auch das nächste Stück, das er ihr anbot.
»So leicht war es auch wieder nicht. Doch ich musste nicht herumschleichen oder lügen.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn meine Probleme gelöst sind, muss ich dem Laird eine Nachricht zukommen lassen, wie schlecht seine Wächter sind. Doch offenbar ist der Laird ein guter Mann, seine Leute sind alle recht zufrieden und vertrauensselig. Zu vertrauensselig. Ich hätte leicht ein Feind sein können, der die Schwächen und Stärken des Mannes auskundschaften will. Im Gegenzug für dieses Brot werde ich ihn später wissen lassen, wie leicht er überwältigt werden könnte. Leider darf man nicht zu freundlich sein. Ein guter Ritter zeichnet sich zwar auch durch seine Gastfreundschaft aus, aber die Burg dieses Mannes war offen und ungeschützt wie ein Kloster.«
»Ihr habt recht, es wäre schlimm, wenn jemand ihm einen Schaden zufügen würde, nur weil er so offen und vertrauensselig ist.«
»Aye, und dazu wird es auch kommen, denn jeder sieht auf den ersten Blick, dass dort ein wohlhabender Mann lebt.«
»Und schließlich wird einer daherkommen, der ihm seinen Wohlstand rauben will.« Sie sah stirnrunzelnd zum Himmel. »Es ist schon spät, es wird bald dunkel.«
»Stimmt. Wir machen uns gleich wieder auf den Weg.«
Er verstaute den Rest des Brotlaibs in seinem Beutel, dann lächelte er sie an und zog sie in seine Arme. Moira bemühte sich um eine strenge Miene, aber mit jeder weiteren Stunde, die sie in seiner Gesellschaft verbrachte, fiel es ihr schwerer, ihm zu widerstehen. Sie legte die Hände auf seine Brust, ursprünglich, um ihn wegzuschubsen. Doch diese Absicht löste sich in Luft auf, als sich seine Lippen auf die ihren legten. Sein Mund war zärtlich und warm. Ihr gesunder Menschenverstand und ihre Sittsamkeit sagten ihr, dass sie der Versuchung dieser Lippen widerstehen müsste, aber wie bei dem Brot zeigte sie sich unfähig, etwas abzulehnen, nach dem es sie gelüstete.
Sie schlang die Arme um seinen Nacken, während er spielerisch an ihren Lippen knabberte. Nach einer Weile schmiegte sie sich eng an ihn in dem stillen Wunsch nach einem richtigen Kuss. Als er ihre Bitte bereitwillig erhörte, stöhnte sie leise auf. Wieder strömte die Hitze, die sie erschreckte und gleichzeitig maßlos erregte, durch ihren Körper und ballte sich tief in ihrem Bauch zusammen. Moira hatte eine der Mägde einmal sagen hören, sie sei für einen bestimmten Mann entflammt. Jetzt wusste sie, wovon diese Magd gesprochen hatte. Sie wusste, dass sie für Tavig MacAlpin entflammt war, dass sie sich nach ihm verzehrte. Es war das Schlimmste und das Schönste, was sie je erlebt hatte.
»Ach, Mädchen, Ihr habt den süßesten Mund, den ich je geschmeckt habe«, murmelte er mit den Lippen an ihrem Hals und bedeckte ihren heftig schlagenden Puls mit kleinen Küssen.
»Eurer ist auch nicht schlecht.« Sie grinste, als er leise lachte.
»Wie schmeichelhaft.«
Er streichelte mit seinen langen, schlanken Fingern sanft die Kurven ihrer Brüste. Moira erbebte unter der Stärke ihres Verlangens. Sie knirschte mit den Zähnen, wand sich aus seiner Umarmung und erhob sich hastig. Sie hoffte nur, dass er nicht sah, wie sie wankte. Irgendwie musste sie die Kraft aufbringen, sich seinen Reizen zu widersetzen – weitaus mehr Kraft, als sie jetzt zeigte.
»Wir sollten uns besser auf den Weg machen«, sagte sie und ärgerte sich über ihre rauchige Stimme.
»Ihr könnt nicht ständig vor mir weglaufen.« Tavig hob ihre Vorräte auf und setzte sich in Bewegung.
»Ich weiß nicht, wovon Ihr redet«, protestierte Moira und eilte ihm nach.
»Doch, das wisst Ihr ganz genau. Wir sind vom Schicksal füreinander bestimmt, Moira. Das spürt Ihr jedes Mal, wenn ich Euch berühre. Ihr spürt es in Eurem Blut, Ihr spürt es daran, wie es sich vor Verlangen erhitzt.«
»Haarsträubender Dünkel!«
Tavig ignorierte ihr Murren. »Ihr seid so behütet gewesen, dass Ihr nicht versteht, was Euer Körper und Euer Herz Euch sagen wollen. Ihr bekämpft es und stoßt mich weg. Aber ich habe viel Geduld. Ich kann warten, bis Ihr die Wahrheit erkennt.«
Moira starrte finster auf seinen Rücken. Wie kam es nur, dass sie in einem Moment nichts lieber getan hätte, als sich mit ihm auf der Heide zu wälzen, und schon im nächsten die größte Lust hatte, ihm einen Tritt in seinen allzu anziehenden Hintern zu versetzen? Doch am meisten ärgerte
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