Verzehrende Leidenschaft
hatte.
»Hinter dir sind Wölfe her?«
»Entschuldige, Liebes, ich habe mich nicht klar ausgedrückt. Diese Wölfe sind Männer, es sind Jäger, die mein Cousin Iver losgeschickt hat. Ich möchte, dass du die Ziege, unsere Vorräte und alles andere, was du sonst noch tragen kannst, nimmst und dich versteckst.«
»Aber Tavig, was willst du denn tun? Auch du solltest lieber ein Versteck finden.«
»Sie sind zu nah. Ich werde sie von dir und dem Kind weglocken. Wenn ich bei Sonnenuntergang noch nicht zurück bin, musst du ohne mich zu Mungan gehen. Du musst direkt über die Hügel dort drüben immer nach Norden. Nun mach schon!«, forderte er sie auf und gab ihr einen kleinen Schubs. »Du darfst nicht in die Hände dieser Schweinehunde fallen, und meinen Sohn dürfen sie auch nicht finden.«
Sie wollte ihm widersprechen, doch sie hörte schon die nahenden Männer. Sie hätte zwar darauf beharren können, bei ihm zu bleiben, aber sie konnte jetzt nicht mehr nur an sich selbst denken. Tavig hatte recht – Adair durfte seinen Feinden nicht in die Hände fallen. Für Iver war Adair nur ein weiteres Hindernis, das zwischen ihm und dem stand, was er begehrte. Sein Leben war ebenso gefährdet wie Tavigs.
Während Tavig im Dickicht verschwand, suchte sie eilig ein passendes Versteck. In dem Moment, als sie eine Mulde unter einem Felsblock, umgeben von dichtem Unterholz, entdeckt hatte, hörte sie, wie einer von Ivers Männern einen Schrei ausstieß. Sie hatten Tavig entdeckt. Jetzt konnte sie sich nur noch verstecken, abwarten und beten.
* * *
Tavig warf einen Blick über die Schulter und fluchte. Er versuchte, im dichten Unterholz zu bleiben, das seine berittenen Verfolger behinderte, aber sie kamen ihm unerbittlich näher. Und schlimmer noch – er näherte sich einer Lichtung, konnte aber wegen der Reiter nicht zurück. Sobald er den Wald hinter sich gelassen hatte, würden sie ihn mühelos einholen.
Als er durch die letzten Bäume und das Unterholz ins Freie trat, fluchte er abermals. Seine Gabe, in die Zukunft zu sehen, hatte ihn wieder einmal elend im Stich gelassen. Er hatte nur daran gedacht, für das abendliche Mahl ein Wildbret zu erjagen, und war dabei seinen Feinden praktisch direkt in die Arme gelaufen. Und all seine Bemühungen, Ivers Handlangern zu entkommen, waren zwecklos. Sein einziger Trost bestand darin, dass wenigstens Moira und Adair in Sicherheit waren.
Sobald er sich auf offenem Gelände befand, hatten ihn Ivers Männer rasch umzingelt. Tavig zog sein Schwert in der Hoffnung, zumindest ein paar der sechs bestens Bewaffneten zu Fall zu bringen, bevor sie ihn erwischten. Er zweifelte nicht daran, dass er diesen Kampf verlieren würde, aber er wollte sie für ihren Sieg teuer bezahlen lassen.
Zwei der Männer zu verletzen erwies sich als so einfach, dass Tavig neue Hoffnung schöpfte. Doch als er den dritten Mann aus dem Sattel hob, wurde seine kurze Hoffnung auf die Freiheit brutal vereitelt. Bevor er auf das reiterlose Pferd springen konnte, warf sich ein stämmiger Kerl von hinten auf ihn. Tavig stürzte so schwer, dass ihm der Atem stockte. Er hatte keine Chance, sich zu wehren, ein Hagel von Tritten und Hieben regnete auf ihn herab, sodass ihm beinahe die Sinne schwanden. Obwohl er Ivers Männern die Befriedigung, ihm Schaden zugefügt zu haben, nicht gönnen wollte, stöhnte er, als er unsanft hochgezerrt wurde und ein Mann ihm die Hände nach hinten riss. Der Kerl vor ihm war Andrew MacBain. Tavig war klar, dass er in die Hände von Ivers Söldnern geraten war, Männern, die aus ihren Klans verstoßen worden waren und bereit, ja oft geradezu erpicht darauf waren, für ein paar Münzen alles zu tun.
»Iver wird uns reich belohnen«, sagte Andrew und strich sich durch seinen schmutzstarrenden, wirren Bart. »Er bietet ein stattliches Sümmchen für dich, Tavig.«
»Das ist mir schon zu Ohren gekommen. Doch wenn du darauf vertraust, dass Iver dich entlohnt, dann bist du noch törichter, als ich es war.«
»Nay, Bursche, versuch jetzt nicht, Misstrauen zu säen. Wir sind vor deiner Zungenfertigkeit gewarnt worden. Iver wird uns den Lohn geben, den er demjenigen versprochen hat, der seinen mordgierigen Cousin der Gerechtigkeit überstellt.«
»Feine Worte von einem Mann, der das Messer geführt hat.«
»Du bist der Einzige, der das weiß, abgesehen von Iver und uns. Iver wird sich hüten, die Wahrheit zu sagen, und meine Männer werden ebenfalls dichthalten. Übrigens – du solltest
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