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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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vollends verrückt geworden war.
    Sie zog ein Messer aus Tavigs Beutel. »Adair, du warst bislang das ruhigste Kind, das mir je begegnet ist«, sagte sie, streichelte ihm über die Wange und lächelte, als er im Schlaf schmatzte. »Bitte, ich flehe dich an, mach weiter so! Wir versuchen, deinen Vater zu retten, oder zumindest, ihm eine Chance zu geben, sich selbst zu retten.«
    Sie atmete tief durch, dann hastete sie zurück zum Waldrand. Erst als sie den Schutz der Bäume erreicht hatte, blieb sie stehen, um Atem zu holen. »Wenn Tavig entkommt«, murmelte sie, »wird er mich umbringen, und zwar ganz langsam.«
    Nachdem sie sich noch einen Moment gegönnt hatte, um Mut zu fassen, begann sie, am Rand der Bäume Richtung Feuer zu schleichen. Deutlich sah sie seinen Schein, und kroch weiter, bis sie ganz nahe war. Behutsam holte sie den schlafenden Adair aus dem Tuch und legte ihn auf den Boden. Sie konnte den Busch sehen, an den sich Tavig kauerte, er war ganz in ihrer Nähe; Tavig war von zu hohem Wuchs, um zur Gänze von den Zweigen verdeckt zu werden. Als sie am äußersten Rand der Bäume angelangt war, nahm sie das Messer zwischen die Zähne und legte sich auf den Bauch. Ein Stoßgebet zum Himmel schickend, dass die Männer wirklich so betrunken waren, wie sie wirkten, und von ihrer Umgebung nicht mehr viel mitbekamen, robbte sie durch das Gras zu Tavig. Nun muss ich nur noch seine Fesseln durchtrennen und ihm das Messer geben, sagte sie sich wieder und immer wieder, während sie ihm langsam näher kam.
    * * *
    Tavig zuckte zusammen, als er versuchte, seinen verkrampften Körper in eine etwas angenehmere Lage zu bringen. Er funkelte seine Häscher wütend an. Die beiden Männer, die er verwundet hatte, waren bereits bis zur Bewusstlosigkeit betrunken. Zwei weitere lagen flach auf dem Rücken, und die übrigen zwei würden es bestimmt nicht mehr lange schaffen, wach zu bleiben. Offenbar waren die Kerle sehr zuversichtlich, dass Tavig unfähig war, zu fliehen oder sie zu bedrohen. Es ärgerte ihn umso mehr, als er wusste, dass sie vollkommen recht hatten.
    Plötzlich zog etwas an den Stricken um seine Handgelenke, und er erstarrte. Er widerstand dem Drang, die Hand wegzuziehen. Sein erster Gedanke war, dass ein Tier ihn nach seiner Tauglichkeit als Beute überprüfte. Das kühle Gefühl von Stahl auf seiner Haut sagte ihm jedoch, was tatsächlich passierte – jemand durchtrennte seine Fesseln mit einem Messer. Ihm war klar, dass es sich nur um Moira handeln konnte.
    »Was in Gottes Namen tust du da?«, fragte er, die Stimme zu einem angespannten Flüstern gesenkt, wobei er MacBain und seine Männer nicht aus den Augen ließ.
    »Das wenige, das ich tun kann, um zu versuchen, dich am Leben zu halten«, erwiderte sie ebenso leise.
    »Mädchen, ich habe dir doch gesagt, du sollst davonrennen. Du solltest fliehen.«
    »Aye, und ich war sehr gehorsam, bis ich dich gesehen habe. Und jetzt sei still, sonst kommt noch einer dieser Mistkerle hergestolpert, um zu sehen, warum du Selbstgespräche führst.«
    »Adair!«, protestierte er. Er war zwar überglücklich über die Chance zu fliehen, doch gleichzeitig auch wütend auf sie, dass sie sich solchen Risiken ausgesetzt hatte.
    »Er ist in Sicherheit. Sobald ich dich befreit habe, werden wir weiter diese kleinen Hügel hinaufmarschieren. Ich werde jetzt nur deine Fesseln zerschneiden, mehr kann ich nicht tun. Adair und ich überqueren die Hügel an einem Punkt, an dem der Wald bis zu den Felsen reicht. Wenn es dir gelingt zu fliehen, wirst du uns dort finden.«
    »Verweil hier nicht länger und warte nicht auf mich.«
    »Ich habe nicht die Absicht. Ganz im Gegenteil, ich habe vor, so schnell wie möglich und so weit wie möglich von hier wegzukommen. Fertig«, meinte sie schließlich, als sie seine Fußfesseln durchtrennt hatte. »Pass auf dich auf!«
    Er hörte nur ein leises Rascheln, als sie sich eilig entfernte, und staunte, dass sie sich so verstohlen bewegen konnte. Ohne den Blick von seinen Häschern zu wenden, versuchte er, sich möglichst unauffällig die Hand- und Fußgelenke zu reiben, um die Taubheit zu vertreiben. Angespannt wartete er auf einen Ruf, der darauf hinweisen würde, dass Moira entdeckt worden war. Die Zeit verstrich quälend langsam, doch nichts passierte. Offenbar war Moira entkommen. Obwohl Tavig sehr erleichtert war, nahm er sich vor, sie gründlich zu tadeln für die Risiken, die sie eingegangen war. Trotzdem konnte er nicht umhin, ihr Geschick

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