Verzehrende Leidenschaft
sich eher die eigene Hand abschlagen, bevor er mich ausliefern würde. Und ich versichere dir, er wird weder dir noch mir etwas zuleide tun, um das zu bekommen, was er will. Doch vor sämtlichen anderen Mitteln wird er sich wohl nicht scheuen haltzumachen. Allerdings gibt es eine Lösung, etwas, was du tun kannst, gegen das mein sturer Cousin Mungan machtlos wäre.«
»Und das wäre?«, fragte Moira, obwohl sie das bange Gefühl hatte, dass sie genau wusste, was Tavig jetzt gleich zu ihr sagen würde.
»Du könntest mich heiraten.«
»Und das würde Mungan hinnehmen?«
»Aye. Dann wäre ich der Mann in deinem Leben, und er weiß, dass ich nie zu seinem Feind werden würde.«
»Nay, aber alle anderen werden uns als Feinde ansehen.«
»Mädchen, du machst dir zu viele Sorgen.«
»Ich muss es mir überlegen.« Sie gähnte, auch wenn sie sich fragte, wie es nur kam, dass sie unbedingt schlafen wollte, wenn solch wichtige Angelegenheiten zur Diskussion standen. Doch sie war einfach zu erschöpft, um sich jetzt weiter damit zu beschäftigen.
»Nimm dir nicht zu viel Zeit dafür, Liebes. Mungan ist fest entschlossen, und deine Verwandten sind auf dem Weg hierher.«
»Ich werde mich morgen entscheiden. Ich bin so müde, dass ich nicht mehr klar denken kann. Es wäre närrisch, jetzt eine solche Entscheidung zu treffen.«
»Dann schlaf gut, mein Mädchen.« Er küsste sie sanft und hielt sie gut fest.
Moira schloss die Augen und überließ sich wieder der Schwere des Schlafs. Es schmerzte sie, dass Tavig von Heirat sprach, dabei jedoch kein Wort über die Liebe verlor. Sie fürchtete noch immer den Aberglauben, den sie als verheiratetes Paar bei den anderen wecken könnten; aber jetzt wusste sie, dass sie sich allen Widrigkeiten stellen könnte, wenn sie die Gewissheit hätte, dass Tavig sie liebte. Doch sie bezweifelte, dass sie ohne dieses Wissen genügend Stärke aufbringen würde. Bekümmert lieferte sie sich dem Schlaf aus. Morgen stand eine wichtige Entscheidung an. Ein paar Stunden Schlaf konnten sich bei so etwas als überaus nützlich erweisen.
16
Hier, die sind für Euch.« Mungan warf Moira einen Blumenstrauß in den Schoß.
Moira musterte die halb verwelkten, halb zerdrückten Margeriten skeptisch. Das Jahr war schon ziemlich weit fortgeschritten, sie fragte sich, wo er diese Blumen gefunden hatte. Dem traurigen Zustand zufolge, in dem sich dieses Sträußchen befand, hatte er wohl einen seiner Männer losgeschickt, um nach den Margeriten zu suchen. Sie seufzte ein wenig. Soeben hatte sie ihr Frühstück beendet und vorgehabt, nach Adair zu sehen. Mungans ungeschickte Versuche, um sie zu werben, gehörten nicht zu den Dingen, mit denen sie sich im Moment beschäftigen wollte.
»Danke, sie sind sehr hübsch. Aber wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet – ich würde gern Adair aufsuchen.«
»Er ist gut versorgt.« Mungan nahm sie am Arm und zog sie vor seinen Wohnturm. »Meine Männer haben einen von Ivers Söldnern hergeschafft, Tavig redet gerade mit dem Burschen.«
»Solltet Ihr nicht dabei sein? Wenn Ihr Tavig gegen Iver helfen wollt, solltet doch wohl auch Ihr so viel wie möglich über Iver, seine Leute und Drumdearg in Erfahrung bringen.«
»Tavig wird mir alles Wichtige berichten. Ich dachte, ich zeige Euch meinen Besitz, während mein Cousin beschäftigt ist und sich nicht einmischen kann. Der Bursche hängt ja wie eine düstere Wolke über Euch. Dort drüben ist die Waffenkammer«, erklärte er.
Als Mungan mit der Führung durch seine Burg fertig war und ihr jedes einzelne Wirtschaftsgebäude gezeigt und jeden Menschen, der innerhalb der Burgmauern lebte, vorgestellt hatte, war Moira völlig erschöpft. Sie lehnte sich an den Almosentisch in der vorderen Halle, auf dem Essen und Trinken für Bettler und Mönche bereitgestellt war. Mungan war wohlhabend, groß, dunkelhaarig und trotz seiner massigen Gestalt attraktiv. An und für sich wäre es sehr schmeichelhaft gewesen, von einem solchen Mann umworben zu werden, doch im Grunde warb er um ihr Land, nicht um sie. Aus diesem Grund war Moira einigermaßen verärgert, dass der Bursche sie wie ein Hündchen auf seinem Anwesen herumgeschleift hatte.
»Nun, Mädchen, Ihr seht, ich habe einiges zu bieten.«
»Aye, Sir Mungan, das habt Ihr in der Tat. Euer Anwesen ist prächtig. Euch scheint es ja wahrhaftig so gut zu gehen wie einigen dieser reichen englischen Lords.« Sie musste sich ein Lächeln verkneifen, als seine ohnehin recht breite
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