Verzehrende Leidenschaft
in die Arme und streichelte ihr beruhigend den Rücken. »Aye, Mädchen. Du sollst alle Zeit bekommen, die du brauchst.« Er sah seinen Cousin grimmig an. »Wo sollen wir schlafen?«
»Ihr? Ich habe dir doch gesagt, das ist jetzt vorbei. In meiner Burg wirst du nicht mit ihr ein Lager teilen.«
»Das spielt doch nicht die geringste Rolle!«, fauchte Una erbost und knallte ihren Becher so heftig auf den Tisch, dass der Met überschwappte. »Die beiden haben es schon seit mehreren Tagen in der Heide getrieben. Jetzt ist es ein bisschen zu spät, sie zu trennen.«
Moira schloss die Augen, während die anderen sich weiter stritten. Sie war zwar froh über Tavigs Bemühungen, seinen starrköpfigen Cousin zur Vernunft zu bringen, aber es wäre ihr recht gewesen, wenn sie ihren Streit auf den nächsten Morgen vertagt hätten. Ihre Reise mit Tavig hatte sie vollkommen erschöpft, jetzt wollte sie nur noch ein weiches Bett. Zu erfahren, dass ihr Onkel und Vormund sie all die Jahre betrogen hatte, war ein schwerer Schlag für sie gewesen, und auch ihren plötzlichen Reichtum musste sie erst einmal verdauen. Die Fülle an Empfindungen, die sich nun in ihr regten, raubte ihr das letzte bisschen Kraft, das sie noch hatte. Sie wollte nur noch schlafen und nicht mehr denken. Deshalb machte sie die Augen zu und beschloss, ihre drei Tischgenossen ohne sie weiterzanken zu lassen.
Tavig brauchte eine Weile, bis er merkte, dass Moira in seinen Armen erschlafft war. Er überließ Mungan und Una ihren Zänkereien und nahm die schlafende Moira auf den Schoß. Er hatte gehofft, Mungan von seiner verrückten Idee, Moira zu heiraten, abzubringen, aber der Kerl hatte sich darin verbissen wie ein hungriger Hund in ein Stück Fleisch. Und so, wie Una Moira ansah, war wohl auch von ihr bald Ärger zu erwarten.
»Mungan«, meinte Tavig und unterbrach damit Unas eindeutige Anweisungen, was Mungan mit seinem Angebot, sie als Geliebte zu behalten, machen sollte. »Moira und ich brauchen ein Bett.«
»Ich sage es dir jetzt zum wiederholten Mal: Du kannst nicht mehr mit meiner Braut in einem Bett schlafen!« Mungan schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass sein halb voller Becher hinunterfiel.
»Noch ist sie nicht deine Braut. Solange sie sich nicht dazu erklärt hat, ist sie meine.«
»Hat sie sich etwa zu deiner erklärt?«
»Sie hat mein Lager geteilt, das reicht, bis sie sich anders entscheidet. Und wo sollen wir jetzt schlafen?«
Grollend wies Mungan eine Magd an, frische Laken zu holen und führte dannTavig in ein kleines Zimmer im obersten Stock des östlichen Turms. Tavig ließ Mungan nicht aus den Augen, während er die schlafende Moira sanft aufs Bett legte. Mungan stand vor einer Schießscharte, von der aus man auf den See sah, und starrte mürrisch auf den Wehrturm. Kopfschüttelnd stellte sich Tavig neben seinen Cousin.
»Wenn du den Turm so gern gehabt hättest, warum hast du ihn dir dann im Lauf der letzten zehn Jahre nicht einfach genommen?«, fragte er.
»Ich habe es ein-, zweimal versucht, aber der Aufwand war zu groß. Du weißt, dass ich nicht dazu neige, das Leben meiner Männer zu vergeuden; bei dem Versuch, diesen verfluchten Turm einzunehmen, mussten zu viele meiner Leute sterben. Trotzdem kann ich ihn nicht einfach dort thronen lassen und abwarten, bis ein Feind seine Leute auf dem Wehrgang aufstellt.«
»So etwas würde Moira nie tun.«
»Sie ist nur ein schmächtiges Mädchen, Tavig. Einen Großteil ihres Lebens musste sie unter Robertsons Knute verbringen. Vielleicht gerät sie ja einem anderen Schuft in die Finger, der ein begehrliches Auge auf meine Ländereien wirft. Ich kann mein Schicksal nicht in die Hände einer schmächtigen kleinen Frau legen.«
»Dann leg es in meine.«
Mungan sah ihn finster an. »Was meinst du damit?«
»Das weißt du ganz genau. Moira gehört mir, das hat das Schicksal entschieden. Wir werden heiraten.«
»Sie hat dir aber nicht gesagt, dass sie dich heiraten wird, oder?«
Tavig verfluchte Mungans Instinkt. »Nay. Sie hat Angst, dass der Aberglaube sich bedrohlich steigern könnte, wenn sie, ein Rotschopf, einen Mann mit hellseherischen Kräften heiratet. Ich muss ihr klarmachen, dass uns daraus keine Gefahren erwachsen, zumindest nicht in Drumdearg.«
»Vielleicht gelingt dir das, vielleicht auch nicht«, erwiderte Mungan gedehnt und marschierte zur Tür.
»Was soll das heißen?«
»Genau das, was du denkst. Das Mädchen ist Freiwild, Cousin.«
Mungan war schon weg, als
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