Verzehrende Leidenschaft
Brust noch ein wenig anschwoll.
»Ich glaube nicht, dass ich allzu sehr prahle, wenn ich behaupte, dass meine Burg reicher ist als Tavigs Drumdearg.«
»Das mag schon sein, aber ich kenne Drumdearg nicht. Vielleicht gibt es dort ja etwas, was mir besser gefällt.« Sie richtete sich langsam wieder auf. »Danke, dass Ihr mir alles gezeigt habt. Aber wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich glaube, ich muss mich ein Weilchen ausruhen.«
Mungan rieb sich das kantige Kinn mit seiner großen Hand. »Ihr seid müde? Ich hielt Euch für stärker, schließlich habt Ihr die Reise mit meinem Cousin überlebt.«
Moira blieb auf dem Treppenabsatz stehen und drehte sich zu ihm um. »Na ja, wir sind meistens gemächlich gegangen.«
Kopfschüttelnd setzte sie ihren Weg zum Ostturm fort. Sie wollte sich nur kurz hinlegen, um wieder zu Kräften zu kommen, dann wollte sie Adair suchen. Moira merkte, dass sie den Kleinen richtig vermisste. Er war ihr so rasch abgenommen worden, dass sie das Gefühl hatte, ihn irgendwie verloren zu haben. Außerdem wollte sie sich vergewissern, dass er tatsächlich gut versorgt war.
Als Moira in den Raum kam, der ihr und Tavig zugewiesen worden war, sah sie, dass Una darin unruhig hin und her lief. Stöhnend warf Moira ihren ramponierten Blumenstrauß auf die Truhe. Ohne ihre aufgebrachte Cousine zu beachten, ließ sie sich aufs Bett fallen und starrte an die Decke.
»Du bist mit Mungan unterwegs gewesen, stimmt’s?«, wollte Una wissen, die mittlerweile ans Bett getreten war und die Fäuste in die wohlgerundeten Hüften gestemmt hatte.
»Meine tiefe Erschöpfung hat mich wohl verraten.«
»Ich habe euch aus dem Fenster meiner Kammer beobachtet. Ich habe gesehen, wie er dich auf dem Hof herumgeführt hat.«
»Du meinst, du hast gesehen, wie er mich in jeden Winkel gezerrt hat, und ich einen Großteil der Zeit rennen musste.«
Una winkte geringschätzig ab. »Du musst nur lernen, mit ihm Schritt zu halten und ihn gelegentlich zu einem langsameren Tempo anzuregen. Er ist eben ein großer Mann und schreitet auch wie ein solcher aus.«
»Dieser Mann könnte mit einem galoppierenden Pferd mithalten.«
»Ich weiß, dass du mit ihm geschäkert und seine stattliche Burg bewundert hast.«
»Una, ich hatte viel zu viel zu tun damit, mich auf den Beinen zu halten; denn wenn ich gestolpert und hingefallen wäre, hätte er das bestimmt gar nicht bemerkt; er hätte mich einfach weitergezerrt. Und so richtig bewundern konnte ich seine Burg nicht, denn ich habe kaum etwas davon gesehen, ich habe alles nur ganz verschwommen wahrgenommen, weil er es so eilig hatte.«
»Er hat dir Blumen geschenkt«, fauchte Una, nahm den Strauß und wedelte damit vor Moira herum.
»Wenn sie dir so gut gefallen, kannst du sie gerne behalten.«
Una betrachtete die ramponierten Margeriten mit finsterer Miene, dann warf sie sie wieder auf die Truhe. »Bist du auf ihnen herumgetrampelt?«
»Nay, sie haben schon so ausgesehen, als er sie mir überreicht hat. Sir Mungan ist kein besonders geschickter Freier. Obwohl – wenn man bedenkt, dass er einen Steinhaufen auf der anderen Seite seines Sees umwirbt, stellt er sich gar nicht so schlecht an.«
»Ich begreife nicht, was du da redest.« Una schob unwirsch Moiras Bein zur Seite und setzte sich aufs Bett. »Aber ich bin hier, um dir zu sagen, dass ich Mungan haben will.« Sie betrachtete Moira finster. »Er und ich sind bereits ein Liebespaar.«
»Nay!« Moira hielt sich die Hand vor den Mund. »Una, ich bin entsetzt!«
»Ach, hör auf mit deinem Unsinn. Du hast bestimmt bereits erraten, wie die Dinge zwischen mir und Mungan stehen. Warum willst du dich zwischen uns drängen?«
»Ich fürchte, du begreifst nicht recht, was zwischen dir und Mungan Coll steht. Ich doch nicht, sondern dieser verflixte Wehrturm!«
»Na ja, aber für dieses Problem habe ich eine Lösung. Wenn du mir den Wehrturm überlässt, wird Mungan mich heiraten wollen und dich in Ruhe lassen. Das ist doch ganz einfach.«
Moira stützte sich auf einen Ellbogen und musterte Una fassungslos. »Una, jetzt hör mir einmal gut zu: Ich habe zehn lange Jahre unter der Tyrannei deines Vaters zubringen müssen. Du verstehst es bestimmt besser als jeder andere, was für ein Leben das war. Ich habe es ertragen, weil ich dachte, mir bliebe nichts anderes übrig und ich sei von seiner Wohltätigkeit abhängig. Jetzt habe ich herausgefunden, dass ich durchaus eine andere Möglichkeit habe; schlimmer noch, dass
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