Verzehrende Sehnsucht
schrie Blaidd verzweifelt. "Deshalb erzähle ich dir das doch alles."
Obwohl sie am ganzen Körper zitterte, brachte sie es fertig aufzustehen und ihr Gleichgewicht wiederzuerlangen. "Ich bin mir ganz sicher, dass du mich liebst", erwiderte sie hohnlächelnd. "Du liebst mich über alles. Du glaubst, dass mein Vater ein Verräter ist, und willst, dass ich dir den Beweis für seine Schuld liefere. Du weißt, was deiner Geliebten widerfahren wird, wenn er für schuldig befunden wird, nicht wahr? Sämtliche Ländereien meines Vaters werden an die Krone fallen. Laelia und ich werden ohne jeden Penny dastehen – falls wir überhaupt alles überleben. Der König könnte uns ebenfalls anklagen. Dann wäre es egal, ob wir unschuldig sind oder nicht. Ein Däne ist hier angekommen, und eine Hure erzählt Sir Blaidd Morgan, dass dieser Däne und mein Vater ein Komplott zum Sturz des Königs planen – also ist unser Schicksal besiegelt." Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen. "Was bekommst du dafür, wenn mein Vater überführt wird? Ländereien? Wirst du zum Earl ernannt? Macht? Reichtum? Was?"
"Becca! Ich versuche, dich zu retten! Woher weißt du, dass dein Vater kein Verräter ist? Wenn du es beweisen kannst, tu es bitte jetzt", flehte Blaidd sie eindringlich an.
"Ich brauche keine Beweise für seine Unschuld. Er ist mein Vater! Reicht das nicht?"
"Wie gut kennst du ihn wirklich?" Die Enttäuschung drohte ihn schier zu überwältigen. "Kennst du ihn so gut, um zu wissen, dass Hester seine Tochter ist?"
"Was behauptest du da? Bist du wahnsinnig geworden? Oder sie ist es!"
"Sie sieht wie Laelia aus. Ist dir die Ähnlichkeit nie aufgefallen?"
"Natürlich nicht. Weil es keine gibt! Meinst du nicht, ich wäre darüber informiert, dass ich eine Schwester habe, wenn es wahr wäre? So eine Sache lässt sich wohl kaum geheim halten."
"Sie sagt, ihre Mutter habe Stillschweigen geschworen, als Teil des Handels, den sie mit deinem Vater geschlossen hat. Dein Vater hat für ihr Schweigen gezahlt. Sie hat Hester am Totenbett alles gestanden und sie ebenfalls schwören lassen, es niemandem zu verraten."
"Bis zu diesem Moment", sagte Becca verächtlich, "wo ein Mann daherkommt, der Beweise für zwielichtige Unterfangen meines Vaters sucht. Was für eine brauchbare und praktische Moralvorstellung Hester doch hat!"
"Sie hat so lange Stillschweigen bewahrt, bis sie erkannt hat, dass es Zeit ist, einen Menschen zu schützen, der ihr am Herzen liegt. Weil du immer freundlich zu Hester warst, will sie dich in Sicherheit wissen. Und sie befürchtet, dass du dich in Gefahr befindest, wegen all dessen, was sie über deinen Vater und seine Machenschaften weiß. Ich habe auch Angst um dich." Blaidd ging auf Becca zu und ergriff ihre leblosen Hände. Er wollte, dass sie ihm einfach zuhörte, ihm glaubte und vertraute. "Becca, ich bin hierher gekommen, weil der König es mir aufgetragen hat. Aus dem Grund, den ich dir genannt habe. Ich habe vorgegeben, um deine Schwester zu werben. Das bedauere ich. Aber was zwischen dir und mir passiert ist, hat damit nichts zu tun. Ich liebe dich, und ich will dich heiraten. Wenn du mir egal wärest, würde ich nicht versuchen, dich zu warnen. Dann würde ich dir das alles nicht anvertrauen. Ich habe bereits genügend gehört, um deinen Vater in Haft nehmen zu lassen. Ich hätte alles für mich behalten und nach London reisen können, ohne dir etwas von all dem zu erzählen."
Sie entzog ihm mit einem Ruck die Hände. Jetzt war sie ruhig – verdächtig ruhig. Viel zu ruhig. Daran erkannte er, dass sie ihm nicht glauben konnte oder wollte. "Was auch immer du sagst, was auch immer du annehmen magst – mein Vater ist Henry gegenüber loyal. Wenn es Verrat wäre anzudeuten, dass der König die Verwandten seiner Frau auf Kosten des Königreichs begünstigt, wären die Kerker von England überfüllt. Ich schlage vor, Sir Blaidd, dass Ihr sofort an den Hof des Königs zurückkehrt und dem König mitteilt, was immer Ihr meint zu wissen. Aber ich warne Euch. Wenn Ihr meinen Vater des Verrats bezichtigt, werde ich jedermann erzählen, dass Ihr Eure Beweise im Bett einer Hure gefunden habt und dass Ihr versucht habt, die Tochter Eures Gastgebers wegen Eurer ehrgeizigen Ziele zu verführen."
"Wirst du deinem Vater verraten, was ich dir gesagt habe?"
Er merkte, dass sie innerlich einen Kampf ausfocht, und wartete nervös auf ihre Antwort. Wenn sie ihren Vater von all dem unterrichtete, würden Trev und er –
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