Verzehrende Sehnsucht
Wandteppiche bewegten sich in dem Luftzug, den seine entschlossenen Schritte verursachten.
"Seid ruhig", befahl ihr Vater, "und setzt Euch. Lasst uns das Ganze wie zivilisierte Männer besprechen – oder seid Ihr doch ein Seeräuber, wie Sir Blaidd behauptet hat?"
"Was soll das? Ich bin der Sohn des Königs von Dänemark, wie Ihr genau wisst."
"Ich werde die Mitgift auf dreißigtausend erhöhen."
Becca keuchte entsetzt. Dreißigtausend. Damit Valdemar sie heiratete? Das war einfach unglaublich. Sie hatte keine Ahnung, was das alles bedeuten sollte. Was tat ihr Vater da bloß?
Valdemar setzte sich auf einen Stuhl, den sie nicht sehen konnte. Nur noch seine Füße, die sich unruhig hin und her bewegten, konnte sie erblicken. "Und da ist noch eine andere Sache", sagte der Prinz. Er wirkte immer noch verärgert, gleichzeitig jedoch irgendwie beschwichtigt. "Was macht dieser Waliser hier?"
"Er ist ein weiterer Bewerber um Laelias Hand, der bereits abgereist wäre, wenn Ihr mir rechtzeitig die Nachricht übersandt hättet, dass Ihr früher kommen würdet."
Valdemars Hand tauchte in Beccas Blickfeld auf. Er winkte herablassend ab. "Was hätte mich daran hindern sollen, hierher zu kommen? Unsere Länder befinden sich nicht im Krieg. Oder zumindest noch nicht. Und wenn, dann wird es Krieg gegen Henry geben. Die Dänen, Ihr und Eure Verbündeten gegen Henry und seine französischen Freunde."
Becca presste sich die Faust vor den Mund, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Gott steh ihr bei, Blaidd hatte Recht! Sie hätte ihm glauben und vertrauen sollen.
Hatte er in allem Recht?
"Er ist kein Narr, Valdemar."
Sie trat näher, um zu hören, was sie über Blaidd äußerten. Wenn sie befürchteten, dass er die Wahrheit kannte, könnte er sich in Gefahr befinden.
"Und Morgan ist ein Freund von Henry", fuhr Beccas Vater fort. "Sprecht besser ein Stoßgebet, dass er glaubt, unser Interesse gelte allein dem Handel. Oder unsere Pläne von Eurem Vater und mir sind den Galgen nicht wert."
Valdemar drückte sich tiefer in seinen Stuhl. "Morgan traut Euch."
"Bisher ja", stimmte Beccas Vater dem Dänen zu. "Und da Laelia ihm nicht ihre Gunst schenkt, wird er wahrscheinlich innerhalb dieser Woche abreisen. Wenn nicht, werde ich dafür sorgen, dass er es tut. Was meine andere Tochter anbelangt – wie verkrüppelt sie auch sein mag und ob sie die Zunge einer Natter hat oder nicht –, das Abkommen zwischen Eurem Vater, dem König, und mir beinhaltet eine Allianz durch Eheschließung."
Becca wurde schlecht. Sie fühlte sich wie gelähmt. Ihr Vater war ein Verräter und hatte vor, sie zu einer Ehe zu zwingen, um seine hinterlistigen Pläne zu fördern.
"Ich würde Eure andere Tochter bevorzugen. Laelia würde ich für die halbe Mitgift nehmen."
"Laelia ist nicht Bestandteil des Handels."
"Nicht einmal für nur ein Viertel der Mitgift?"
Sie schacherten um sie, als wenn Laelia ein auf einem Marktstand ausliegender Fisch wäre. Das war ekelhaft!
"Valdemar, wenn Ihr Rebecca nicht heiraten wollt, dann ist das eben so", verkündete Lord Throckton. Seine Geduld war offensichtlich am Ende. "Euer Vater, der König, hat noch viele andere Söhne. Dann wird eben einer von ihnen Becca ehelichen, alle Ländereien bekommen, wenn ich Herzog bin und die Macht in London habe. In London, wo Laelia später Königin sein wird."
Wie sollte Laelia denn Königin werden? Wer sollte denn nach Meinung ihres Vaters England regieren? Becca traute ihren Ohren kaum.
"Immer in der Annahme, dass Henry Ihre Tochter akzeptieren wird."
Gott sei Dank. Er wollte den König also nicht umbringen. Vielleicht habe ich irgendetwas falsch verstanden, und Vater plant gar keine Rebellion, dachte Becca voller Hoffnung. Dieser Wunsch wurde jedoch von den nächsten Worten unwiderruflich zunichte gemacht.
"Wenn wir Eleanor und ihre Blut saugenden Verwandten erst einmal losgeworden sind, bin ich sicher, dass die Schönheit meiner Tochter Henry helfen wird, das Unvermeidliche zu akzeptieren."
Er wollte die Königin beseitigen. Das war Hochverrat. Es ließ sich jetzt nicht mehr leugnen – ihr Vater war ein Verräter. Hinterhältig plante er ein Bündnis mit den Dänen, um den König zu entmachten. Beccas Vater wollte den König zur Marionette machen und selbst an der Macht sein. Zu diesem Zweck hatte er vor, Königin Eleanor in den Tod oder in die Verbannung zu schicken. Dann sollte Laelia an der Seite von Henry den Thron besteigen, während Beccas Vater … Beccas Vater
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