Verzehrende Sehnsucht
werdet dafür bezahlt, um mich zu schützen! Tut, was ich von euch verlange, oder ich werde euch hinrichten lassen!"
"Ich würde an deiner Stelle nicht von Hinrichtung sprechen", sagte Blaidd und starrte seinen Feind wutentbrannt an. "Throckton, ich verhafte Euch im Namen des Königs. Ihr steht unter Anklage wegen Hochverrats und Mordes."
Bevor Throckton etwas erwidern konnte, wandte sich Blaidd an die Krieger. "Ich vertrete den König. Wenn ihr Lord Throckton beschützt, würdet ihr einen Mörder und Verräter unterstützen. Wollt ihr dem Mann helfen, der Lady Rebecca getötet hat? Ihr könnt den Beweis für seine Schuld mit eigenen Augen lesen."
Den Wachen stand der Abscheu deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie machten keinerlei Anstalten, zu den Waffen zu greifen.
"Ihr habt in einer Sache Recht, Throckton", fuhr Blaidd fort. Seine Stimme war eiskalt. "Ich bin vom König hergeschickt worden. Aber nicht, um einen Anschlag auf Euch auszuüben. Henry verdächtigt Euch bereits, eine Verschwörung gegen ihn, den rechtmäßigen König Englands, zu planen. Ich bin hierher geschickt worden, um das zu beweisen oder zu widerlegen. Ich habe leider herausgefunden, dass Henry mit seinen Befürchtungen Recht hat. Und jetzt habt Ihr sogar noch Euer eigenes Kind ermordet."
"Ich bin kein Verräter! Ihr Hornochsen, er lügt!" schrie Throckton. "Nehmt diesen Mann und sperrt ihn ins Verlies. Rebecca hat versucht, mich zu töten."
"Nein, das habe ich nicht." Ihr Flüstern war kaum zu hören. Blaidd war überglücklich und starrte sie an. Fassungsloses Erstaunen und Erleichterung überwältigten ihn. Sie war am Leben! O lieber Gott voll des Erbarmens, sie lebt!
Blaidd stürzte auf sie zu. Doch Dobbin war schon vor ihm da. Der Befehlshaber des Lagers nahm sie in die Arme; Blaidd kniete neben ihr nieder. Mit ängstlichem Blick betrachtete er ihr blasses Gesicht.
"Er konnte noch nie gut zielen", murmelte Dobbin, während er Beccas Wunde untersuchte. "Die Klinge muss an ihren Rippen abgerutscht sein. Es ist keine leichte Verletzung, aber ich habe schon schlimmere gesehen."
Blaidd senkte den Kopf und dankte im Stillen Gott. Dann hob er den Blick, um die Frau anzuschauen, die er so innig liebte. Und er bemerkte, dass ihre blauen Augen sich vor Entsetzen weiteten.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, wich Blaidd aus, drehte behände den Oberkörper und stieß Lord Throckton immer noch kniend das Schwert in die Brust.
Das erhobene Schwert des Mannes fiel klirrend zu Boden.
Lord Throckton schnappte mit aufgerissenen Augen nach Luft und stolperte rückwärts. Er stürzte auf seinen Tisch, die Pergamentrollen fielen zu Boden. Als der Lord versuchte, sich wieder aufzurichten, begann er zu husten und Blut zu spucken.
Sein Leben näherte sich dem Ende. Er fiel zu Boden, schlug hin und war tot.
Beccas ersticktes Schluchzen durchbrach schließlich die Stille, die nach dem Ableben des Lords eingetreten war.
Blaidd zerriss es schier das Herz. "Becca, ich hatte keine andere Wahl."
Sie gab keine Antwort, sondern wandte sich ab und vergrub ihr Gesicht an Dobbins Brust.
"Das wäre so oder so sein Schicksal gewesen", führte Blaidd entschuldigend an und versuchte, Becca zu erklären, dass er gezwungen gewesen war, Lord Throckton zu töten. "Das hier ist ein gnädigeres Ende als das, was ihn ereilt hätte, wenn er wegen Hochverrats verurteilt worden wäre."
Dobbin warf Blaidd einen kalten Blick zu. "Genug geredet, Sir Blaidd. Becca bedarf jetzt der Pflege und keiner weiteren Erklärungen. Ich werde mich um sie kümmern. Ich verfüge über Erfahrung mit Wunden und weiß, wie sie zu versorgen sind."
"G…gut", stammelte Blaidd und erhob sich.
Ein Gefühl äußerster Hilflosigkeit bemächtigte sich seiner. Konnte der Mann nicht verstehen, dass er in Notwehr gehandelt hatte? Wenn Dobbin ihn schon nicht verstand, würde dann Becca je dazu in der Lage sein, ihm zu vergeben, dass er ihren Vater getötet hatte – selbst wenn er ein Verräter war?
Was würde geschehen, wenn jeder auf der Burg wie Dobbin reagierte? Mit Zorn und Feindseligkeit? Er und Trev könnten sich in Gefahr befinden. Vielleicht müssten sie fliehen. Er musste auf der Stelle seinen Knappen finden.
Die beiden Krieger standen immer noch ernst und schweigend auf der Schwelle. Blaidd umfasste sein Schwert. Wenn sie versuchen sollten, ihn aufzuhalten, würden sie es bereuen.
Bevor er jedoch die Tür erreichte, drängte sich Valdemar an den Kriegern vorbei und betrat den Raum. Er
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