Verzehrende Sehnsucht
müssen, nicht ich! Ich habe mich dafür geschämt, dass ich verbittert und eifersüchtig war, und gedacht, es sei mein Fehler, dass ich solche Gefühle den Menschen gegenüber hege, die mich lieben."
Ohne auf ihren Schmerz zu achten, hinkte Becca auf ihren Vater zu. Sie stieß ihm mit dem Finger in die Brust und zwang ihn zurück. "Ich war eine Närrin. Eine dumme, liebeshungrige Närrin, die versucht hat, deine Aufmerksamkeit auf jede nur mögliche Weise zu erringen. Bei Gott, ich wünschte, du hättest mich ins Kloster geschickt! Zumindest hätte ich dann nicht miterleben müssen, wie du Laelia verziehst und verwöhnst. Dort hätte mir niemand jeden Tag meine Unzulänglichkeit unter die Nase gerieben. Aber ich bin nicht diejenige, die unzulänglich ist, Vater. Du bist es, weil du bereit bist, einen heiligen Eid zu brechen und dich selbst und deine Familie zu entehren. Einen Krieg zu beginnen, der zu Zerstörung und Tod führen wird, nur weil du neidisch auf die Macht einer Frau bist."
Sie starrte ihn angewidert an und schämte sich, dass sie einmal angenommen hatte, er sei der wunderbarste Mann der Welt. "Wie konntest du? Wie konntest du den Schwur brechen, den du dem König gegeben hast? Wie konntest du Laelia und mich für deine verachtenswerten Ränke missbrauchen?"
"Du Närrin!" erwiderte er scharf und ging auf die andere Seite des Tischs, so dass dieser sich zwischen ihnen befand. "Du verstehst nichts von Politik. Diese französische Hure macht die Beine für den König breit, und ihre überheblichen Verwandten werden reich und mächtig. Wenn Henry nicht sieht, dass er das Land ruiniert, müssen wir es ihm eben vor Augen führen!" Er schlug heftig mit der Faust auf den Tisch.
"Aber nicht durch Krieg und Rebellion!" schrie Becca. "Was du vorhast, ist Verrat. Menschen werden deswegen ihr Leben lassen müssen. Und unser Land wird wieder leichte Beute für die Dänen. Du gestattest ihnen, sich hier breit zu machen. Hast du vergessen, welch Verwüstungen sie in der Vergangenheit angerichtet haben? Glaubst du wirklich, dass sie sich mit Throckton zufrieden geben werden? Ich habe Dobbin und einigen anderen zugehört, als sie erzählt haben, was ihnen ihre Väter und Großväter überliefert haben. Vielleicht solltest du ihnen auch einmal lauschen und das, was du planst, sein lassen."
"An dem Tag, an dem ich auf eine jämmerliche, herumschnüffelnde Frau hören werde …"
Sie schaute ihn direkt an, mit gestrafften Schultern. "Wenn du nicht Valdemar wegschickst und mit diesen Ränken aufhörst, läufst du Gefahr, wegen Hochverrats angeklagt zu werden."
Er legte die Hände weit ausgebreitet auf den Tisch. "Ich würde dir nicht raten, mich beim König anzuschwärzen, Mädchen. Falls ich angeklagt werde, geht es auch Laelia und dir an den Kragen. Ihr seid immerhin meine Kinder. Laelia wird Henry heiraten müssen, nachdem wir Eleanor losgeworden sind. Du wirst als Unterpfand für das Bündnis mit dem dänischen König dienen. Glaubst du, dass es die Dänen kümmert, ob du zugestimmt hast oder nicht? Das ist ihnen gleichgültig! Und Henry ist nur ein Dummkopf, ein kleiner verängstigter Narr, der König spielt. Wenn du so schlau bist, wie du glaubst, dann wirst du dich auf meine Seite schlagen und tun, was ich von dir verlange, und Valdemar heiraten." Er atmete tief durch und richtete sich auf. Becca beobachtete, wie sich sein Gesicht in gespielter Freundlichkeit verzog. "Du kannst hier bleiben. Solltest du wirklich um das Wohlergehen dieser Bauern besorgt sein, dann kannst du so dafür sorgen, dass sie sicher sind und es ihnen gut geht. Und außerdem ist Valdemar ein attraktiver Mann."
Sie verzog den Mund. "Was? Du versuchst ernsthaft, mir Valdemar schmackhaft zu machen?" sagte sie. "Oh, Vater, wie wenig du mich kennst!"
"Verdammt, Mädchen, du wirst die Ehefrau eines Prinzen!" schrie er und schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch. Das Tintenfass fiel um, die dicke schwarze Tinte verteilte sich auf dem Tisch. Ein stechender Geruch erfüllte die Luft.
"Ich werde die Tochter eines Verräters sein. Verheiratet mit einem Mann, der mich nicht will", antwortete Becca. "Ich lehne es ab, bei diesem Handel mitzumachen. Und ich werde alles daransetzen, dass Laelia es auch nicht tut."
Er musterte sie, als sei sie eine Dienstmagd, die ihn anwiderte. "Wie willst du das anstellen? Du gehörst schließlich mir, Rebecca. Du bist mein Eigentum. Ich kann mit dir machen, was ich will."
"Wenn es nicht anders geht, werde ich
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