Verzehrende Sehnsucht
verächtlich. "Wie soll dieser Waliser dir helfen, wenn du tot bist? Er kann behaupten, was er will. Ich habe ebenfalls Freunde bei Hofe. Und ich werde bald noch viel mehr haben, wenn ich auf London zumarschiere, mit meinen Männern und Valdemars Heer im Rücken."
Becca drehte sich noch einmal prüfend nach der Tür um.
"Zu spät, Rebecca. Du hättest ohnehin nicht schnell genug weglaufen können", sagte Lord Throckton entschlossen. Seine Augen glänzten. "Ich hätte dich auf der Treppe erwischt."
Er machte einen Ausfallschritt. Doch Becca wich ihm aus. Sie keuchte vor Anstrengung und huschte, so schnell sie konnte, an der Wand entlang. Wenn sie es schaffte, das Fenster zu ereichen …? Und um Hilfe rufen …
Er hob das Schwert zum Schlag. Mit all ihrer verbliebenen Kraft stürzte Becca ans Fenster. Sie klammerte sich an die Fensterbank, hielt sich daran fest, als ob es ihr das Leben retten könnte. "Hilfe!" schrie sie gellend.
Eine große Anzahl entsetzter Gesichter schaute hoch zum Fenster. Ein attraktiver Mann mit langen, dunklen Haaren befand sich unter ihnen.
Throckton packte Becca am Kleid und zog sie zurück in den Raum.
15. Kapitel
Blaidd hörte Becca schreien, riss sein Schwert aus der Scheide und rannte über den Hof. Auf der runden Treppe zu Lord Throcktons Turmzimmer nahm er drei Stufen auf einmal. Oben angekommen, warf er sich mit der Schulter gegen die Tür.
Lord Throckton stand mit einem blutigen Schwert in der Hand über Becca, die neben dem Fenster auf dem Boden zusammengesunken war. Sie hielt sich die Seite. Hellrotes frisches Blut sickerte durch ihre Hände. Ihr Gesicht war so weiß wie frisch gefallener Schnee. Sie wirkte … tot.
"Becca!" stöhnte Blaidd. Ihm dröhnte das Blut in den Ohren, als er auf ihren bewegungslosen Körper zustürzte.
"Wachen!" schrie Lord Throckton. "Wachen!"
Wilder Zorn packte Blaidd. Er wirbelte herum und schaute den Mörder an. "Du verräterischer Hund! Du feiger Mörder! Alle Krieger Englands werden dir jetzt nichts mehr nutzen."
Das Blut wich Throckton aus dem Gesicht, als Blaidd sich ihm kampfbereit näherte.
Dobbin und zwei weitere Krieger tauchten atemlos an der Schwelle auf und starrten entsetzt auf Beccas leblosen Körper.
"Worauf wartet ihr noch?" rief Lord Throckton ihnen zu. Seine Augen glitzerten triumphierend. "Tötet ihn! Seht ihr nicht, dass er mich angreift? Er hat schon Lady Rebecca getötet. Beeilt Euch!"
"Euer Schwert ist blutig, Throckton, nicht das meine", stieß Blaidd hervor. Er versuchte, seinen Rachedurst nicht übermächtig werden zu lassen. Das Blut pochte wild in seinen Adern. Throckton hatte keinen schnellen Tod verdient. Das wäre viel zu milde für diesen Mann.
Furcht und Panik standen in den Augen des Lords. Throckton hob die Waffe. "Ich musste es tun. Ich musste mich verteidigen. Sie steckt mit diesem Waliser unter einer Decke! Sie hat mich aufgesucht, diverse Vorwürfe gegen mich erhoben und dann versucht, mich zu töten! Sie haben sich gegen mich verschworen, sie und der König! Sie wollen mich töten und meine Ländereien an sich reißen."
"Wo ist ihre Waffe?" fragte Blaidd.
Throcktons Augen wurden schmal. "Sie … sie hat versucht, mich zu erwürgen."
Blaidd lief um ihn herum, bereit zuzuschlagen, wenn der Mann sein Schwert nicht niederlegte. "Du gemeiner Lügner! Du entehrst ihr Andenken mit deinen Lügen."
Dobbin zog mit hasserfülltem Blick langsam das Schwert. "Also hat es dir nicht gereicht, dir deinen Weg an die Macht über deine Eheschließungen zu bahnen. Erst hast du Lady Laelias Mutter benutzt, dann mit Rebeccas und schließlich mit jenem armen dummen Mädchen. Ich dachte, du hättest deinen Machthunger überwunden und dich mit dem vielen Geld zufrieden gegeben, das dir aus deinen Auslandsgeschäften zugeflossen ist. Und dass diese prächtige Burg dir geben würde, was dein Stolz von dir fordert. Du hast solche Töchter gar nicht verdient. Jeder andere wäre stolz auf sie gewesen und hätte begriffen, dass sie kostbarer als alle Juwelen der Welt sind! Ganz besonders Rebecca. Aber nein. Du hast dich nicht geändert. Du bist immer noch der gleiche Ränke schmiedende, wollüstige Schurke wie früher. Ich werde keinen Finger rühren, um dir zu helfen. Und wenn Sir Blaidd es mir gestattet, werde ich dich mit Vergnügen eigenhändig umbringen."
"Dieser Mann ist ein Verbündeter des Königs!" rief Throckton den beiden anderen Kriegern zu. "Henry will mich vernichten!" Er zitterte am ganzen Körper. "Ihr
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