Verzehrende Sehnsucht
bringen sollte oder nicht.
Die Stille im Raum war schier unerträglich. Um irgendetwas zu äußern, verkündete Blaidd ausweichend: "Es war die freie Entscheidung Eurer Schwester, mit Prinz Valdemar zu gehen."
Becca nickte. Ihr Gesichtsausdruck verriet lediglich mildes Interesse. "Das habe ich mir gedacht."
"Ich musste sichergehen."
"Ja, und ich weiß das zu schätzen. Ich bin erleichtert, dass es keinen Zweifel mehr an der Freiwilligkeit der Entscheidung meiner Schwester gibt." Ihr Blick wurde weich. "Ich wünschte nur, wir hätten Gelegenheit gehabt, voneinander Abschied zu nehmen."
Blaidd bereute augenblicklich, dass er nicht Laelias Rückkehr angeordnet hatte. "Sie bedauerte, Euch zu verlassen", berichtete er ihr. "Sie meinte, Ihr seiet die Einzige, die sie vermissen würde. Sie sagte auch, sie hoffe, dass Ihr eines Tages glücklich werdet."
Becca betrachtete ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hielt. "Ich verstehe."
"Ich glaube wirklich, dass sie Valdemar liebt. Und er sie", fuhr Blaidd fort, trat näher und blieb erneut kurz vor dem Bett stehen. "Sie hat keine Mitgift, doch Valdemar war das völlig gleichgültig. Ich gehe davon aus, dass sie heiraten werden. Wenn das nicht so wäre, hätte ich ihnen nicht erlaubt weiterzureiten."
Becca warf ihm einen kurzen Blick zu. "Ihr hättet es nicht erlaubt?"
Sie verdiente eine ehrliche Antwort. Das war das Mindeste, was er ihr schuldete. "Ich repräsentiere den König, Mylady."
"Ja. Dessen bin ich mir bewusst."
Er wünschte sich nun, dass er etwas anderes gesagt hätte.
"Also, was wird jetzt aus mir, Sir Blaidd?"
Am liebsten hätte er erwidert: "Jetzt heiraten wir", aber das konnte er nicht. Beccas Zukunft hing von Henry ab und nicht von ihm.
Selbst wenn Henry Blaidd glaubte, dass Becca nichts mit der Verschwörung ihres Vaters zu tun hatte, könnte er immer noch an Beccas Treue zweifeln. Um ihre Loyalität zu beweisen, würde sie tun müssen, was immer Henry von ihr verlangte.
Blaidd hoffte, Henry von ihrer Unschuld überzeugen zu können und den König zu überreden, dass er ihnen erlaubte zu heiraten. Doch wenn er das nicht schaffte, würde er keine andere Wahl haben, als sich dem Willen des Königs zu unterwerfen. Beccas Leben könnte davon abhängen.
Doch wenn das sein sollte, dann würde es ihr nichts nützen zu wissen, dass er sie liebte. Dieses Wissen würde nur noch zu ihrem Unglück beitragen. Blaidd sollte Distanz wahren und nicht von Liebe sprechen, um ihrer beider willen nicht.
"Was, glaubt Ihr, wird Henry mit der Tochter eines Verräters tun?" fragte Becca, als habe sie Blaidds Gedanken erraten. "Wird er mich einsperren?"
"Es gibt nichts, was man Euch vorwerfen könnte", antwortete Blaidd. "Ihr kanntet die Pläne Eures Vaters nicht. Ich bin dessen absolut sicher, also wird Henry das auch sein."
"Habt Ihr so großen Einfluss auf den König?"
"Ich nehme an, dass er mir zuhören wird, Mylady. Ich werde ihm versichern, dass Ihr unschuldig seid."
"Danke. Wird er mir meinen Titel aberkennen und mein Erbe?"
"Ich weiß es nicht, Mylady. Ich vermute, dass er Euch zu einem königlichen Mündel machen wird und Euch erlaubt, Euren Titel und zumindest einen Teil Eures Anwesens als Mitgift zu behalten. Sobald er von Eurer Unschuld überzeugt ist."
Forschend musterte sie ihn und schien seine Gedanken ergründen zu wollen.
"Dann gehe ich davon aus, dass er wie die meisten Männer, die Macht über Frauen haben, mich so zu verheiraten wünscht, dass mein Erbe ihm den meisten Nutzen bringt. Vielleicht hat Königin Eleanor einen Verwandten, der eine Frau braucht."
Blaidd krampfte sich das Herz vor Schmerz zusammen. "Ich würde solche Dinge nicht laut sagen, Mylady."
"Nein. Das sollte ich nicht tun. Nicht, wenn ich nicht will, dass Henry oder sonst jemand meine Loyalität anzweifelt." Sie schaute ihn durchdringend an. "Sagt mir, Sir Blaidd, glaubt Ihr, dass es einen Edelmann geben könnte, der bereit wäre, über die Missetaten meines Vaters hinwegzusehen und mich zu heiraten?"
"Niemand kann Euch eine Ehe gegen Euren Willen aufzwingen, nicht einmal der König, Mylady", erwiderte Blaidd. "Es ist gegen das Gesetz der Kirche. Jedoch …" Er zögerte, denn er war entsetzt über das, was er jetzt zu sagen hatte. Doch sie musste wissen, was für sie am sichersten war. "Jedoch würde ich Euch nicht empfehlen, Einwände zu erheben, wenn man bedenkt, was mit Eurer Familie geschehen ist. Lehnt keinen Mann ab, den er für Euch wählt, oder missachtet seine
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