Verzehrende Sehnsucht
wird sie nur das haben, was sie bei sich trägt. Ihr Vater war ein Verräter, und alles, was er besessen hat, wird an die Krone fallen. Der König könnte ihr auch den Titel aberkennen."
"Ich möchte diese Frau. Nicht ihre Mitgift oder einen Titel", erklärte Valdemar. "Sie wird meine Frau sein, eine achtbare Mutter meiner Söhne. Legitimer Söhne", verkündete er mit wilder Entschlossenheit. "Ich gebe Euch mein Wort. Sie wird keine Geliebte sein, sondern die Braut eines Prinzen."
Blaidd erkannte, dass die Worte Valdemars aufrichtig gemeint waren. "Ich glaube Euch." Blaidd brachte es sogar fertig zu lächeln. "Vielleicht seid Ihr alles in allem doch kein Seeräuber."
Valdemars Schultern entspannten sich. "Dann lasst Ihr uns ziehen?"
"Ja." Blaidd wandte sich an Laelia. "Ihr wisst, was Ihr alles aufgebt?"
Laelia lächelte. Sie hatte niemals schöner oder glücklicher ausgesehen. "Ich weiß es – aber ich weiß auch, was ich gewinne. Ich liebe Valdemar, und er liebt mich."
"Ihr könnt vielleicht nie mehr nach England zurückkehren."
Laelias zartes Kinn begann zu beben. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. "Die Einzige, die ich vermissen werde, ist Becca. Bitte sagt ihr, ich hoffe, dass sie glücklich wird. Ich wünsche ihr so sehr, dass sie eines Tages mit einem Mann, den sie liebt, glücklich sein wird. So wie ich. Überbringt ihr meinen Abschiedsgruß. Gott segne sie. Wenn Gott es gut mit uns meint, werden wir uns vielleicht eines Tages wieder sehen."
Valdemar ergriff ihre Hand. Laelia schaute ihn an. Wenn Blaidd noch eine Bestätigung gebraucht hätte, dass er das Richtige tat, wenn er die beiden ziehen ließ, dann bekam er sie in diesem Moment. "Reitet zu Eurem Schiff, Valdemar", sagte er. "Ich werde Eurer Schwester Eure Nachricht überbringen, Lady Laelia."
"Was werdet Ihr dem König sagen?" fragte Valdemar.
Blaidd dachte einen Moment nach. "Dass Lady Laelia sich in einen Dänen verliebt hat und lieber mit ihm geflohen ist, als sich dem Zorn ihres Souveräns auszusetzen." Blaidd schenkte ihnen ein Lächeln. "Er wird diesen Teil der Geschichte besonders mögen."
"Gehabt Euch wohl, Sir Blaidd Morgan!" rief Valdemar und erwiderte Blaidds Lächeln. "Ich bin froh, dass wir uns nicht im Kampf begegnet sind. Es hätte mir sehr Leid getan, Euch zu töten."
"Mir hätte es ebenfalls sehr Leid getan, Euch zu töten", entgegnete Blaidd.
Dann beobachtete er, wie Valdemar und Laelia ihre Pferde wendeten und zusammen die Straße entlangritten. Sie waren ein Paar. Und was Gott zusammengefügt hatte, das sollte der Mensch nicht scheiden.
Wieder in der Burg angekommen, warf Blaidd Trev die Zügel zu, sprang von Aderyn Dus Rücken und ging augenblicklich zu Becca. Meg öffnete die Tür zu Lord Throcktons Schlafgemach und bat ihn herein. Blaidd blieb verlegen im Raum stehen. Becca saß aufrecht in dem luxuriös ausgestatteten Bett. Ihr dichtes dunkelbraunes Haar fiel ihr lose über die Schultern. Sie sah jung, liebreizend und verletzlich aus, wenn auch viel zu blass.
Sir Blaidd Morgan, Ritter des Königreichs, Intimus des Königs und dem Vernehmen nach fähig, eine Frau mit bloßen Worten zu betören, fühlte sich so scheu wie ein junger Bursche und war genauso sprachlos vor Verlegenheit.
Als er so dastand, schienen sich all seine Verfehlungen vor ihm aufzutürmen. Er hatte Beccas Vater getötet. Er hatte um sie geworben, während er sich unter falschem Vorwand in ihr Zuhause geschlichen hatte.
Die Fragen, die ihn quälten, seitdem er diesen Raum das letzte Mal verlassen hatte, kehrten in voller Stärke zurück. Würde seine Liebe diesen Betrug wieder gutmachen können? Würde Notwehr als Entschuldigung für den Tod ihres Vaters ausreichen? Oder würde Becca ihn jetzt hassen und in ihm nichts weiter als einen verlogenen Spitzel sehen, der für die Zerstörung ihrer Familie verantwortlich war?
Blaidd stand schweigend da und wartete darauf, dass sie das Wort an ihn richtete. Oder ihm irgendein Zeichen gab, wie es um ihre Gefühle stand.
"Meg", sagte Becca in einem neutralen Ton, als wenn er ein gewöhnlicher Besuch wie jeder andere wäre. "Bitte geh."
Meg blickte die beiden unsicher an.
"Ich will mit Sir Blaidd allein sprechen, Meg."
Als das Mädchen die Tür hinter sich geschlossen hatte, hoffte er, dass die Spannung zwischen ihm und Becca nachlassen würde. Doch er stellte fest, dass das Gegenteil der Fall war. Er war sich nicht sicher, was er zu ihr sagen sollte. Ob er persönliche Dinge zur Sprache
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