Verzeih mir, mein Herz!
zusammengepressten Lippen sah sie zu ihm auf und legte auffordernd den Kopf schief, aber Jordan war zu beschäftigt, Daniel böse anzustarren, als dass er sie gewahrte.
„Dies ist nun der Augenblick, Lord Aylesbury, wo sie allein das Ansinnen einer Annullierung vehement zurückweisen und auf eine Eheschließung mit mir bestehen müssten”, tadelte sie ihn scharf und atmete in Folge darauf tief ein. Gab es einen ungalanteren Kerl auf Gottes weiter Erde?
Jordan fasste sich und wollte gerade ihre Worte wiederholen, als Daniel feixend dazwischen ging: „Oder du gibst sie frei. Ich bin zuversichtlich, dass Sie noch heute Abend einen willigeren Verlobten finden wird.”
Elizabeths Augen flammten auf und der Blick, mit dem sie ihn bedachte, hätte jeden anderen in die Flucht geschlagen, aber Daniel fühlte sich neben seinem Freund sicher genug, um ihr vergnügt zuzuzwinkern.
„Obwohl wir bereits festgestellt haben, dass es nicht allzu viele Herren hier gibt, die überhaupt an eine baldige Verehelichung denken, hoffe ich doch stark, dass Sie nicht sich selbst für diesen Posten vorschlagen wollen”, zischte sie entrüstet und ballte die Hände zu Fäusten, um sich nicht wie eine Furie auf diesen unerträglichen Halunken zu werfen und eventuell zu erwürgen!
„Nun, ich halte mich für eine ausgezeichnete Partie. Vielleicht nicht ganz so hervorragend wie Aylesbury hier, aber ich sehe besser aus! Ach ja, ich bin auch von heitererem Gemüt, ein solches Gesicht werden Sie bei mir nicht allzu oft zu sehen bekommen. Also, Lady Elizabeth, was meinen Sie?”
Elizabeth verschlug Southamptons dreistes Ansinnen schier die Sprache und sie war sich sicher, dass sie wie ein überhitzter Wasserkessel dampfte. Ihre Gefühle mussten ihr förmlich aus dem Gesicht springen, ähnlich wie ihrem Verlobten, dessen Miene ebenso stürmisch war, und dieses Mal kam er ihrem Ausbruch um Millisekunden zuvor:
„Verdammt, Daniel, sie ist meine Verlobte und sie bleibt es auch! Wenn du ihr noch einmal mit einem solchen Unsinn kommst, solltest du vorher deine Pistolen ölen.”
„Zwecklos, er würde die Forderung nicht mehr erleben!”
Überrascht sah Jordan auf seine vor Zorn kochende Braut, die seinen Freund immer noch fixierte und sichtlich Schwierigkeiten hatte, sich wieder unter Kontrolle zu bringen.
„Seien Sie versichert, Lord Southampton, selbst wenn ich für meinen Lebensunterhalt in den Kohlebergwerken arbeiten müsste, wäre ich nicht geneigt, Ihren Antrag anzunehmen!”
Erschrocken keuchte Lady Chadwick auf und unterband Susans schadenfrohes Kichern durch einen Stoß in die Seite. „Elizabeth Barkley, was fällt dir ein …”
„Sie haben recht, Tante! Lord Plaisley, Reverend, bitte verzeihen Sie meinen unziemlichen Ausbruch. Anscheinend habe ich mich noch nicht von meiner Krankheit, die mich völlig überraschend in London daniederstreckte, erholt. Lord Aylesbury, selbstverständlich steht es Ihnen frei, die Verbindung zu lösen, Ihnen ist nun wirklich keine so … unbeherrschte Gattin zuzumuten! Wenn die Herren mich bitte entschuldigen wollen, ich sollte mich zurückziehen.”
Elizabeth zog es am nächsten Morgen vor, nicht zum Frühstück hinunter zu gehen und bestellte sich ein leichtes Mahl aufs Zimmer. Sie fühlte sich nicht wohl und schob es auf ihr monatliches Unwohlsein. Ihr Kopf schmerzte, ganz zu schweigen von ihrem Rücken. Und ihre unkontrollierbaren Stimmungsschwankungen waren ebenfalls ein untrügliches Indiz dafür, obwohl sie sich nicht daran erinnern konnte, jemals so aus der Haut gefahren zu sein wie am vergangenen Abend. Sie bereute es nicht! Zitternd lehnte sie sich in die aufgeschüttelten Kissen zurück und schloss gequält die Augen.
Was hatte Southamptons unkonventioneller Antrag vom Vorabend zu bedeuten? Wusste er, wer sie war? Aber das war doch unmöglich! Es sei denn natürlich, er hätte Susan in Verdacht gehabt und sie hätte ihm gestanden, dass sie das Kleid zwar geordert, aber nicht getragen hatte! Wusste Jordan Bescheid? Tränen drängten sich zwischen ihren fest zusammengepressten Lidern hervor und rollten ihr langsam die Wangen runter. Schnell wischte sie sie weg und riss die Augen auf. Angestrengt sah sie sich in ihrem Zimmer um, um sich abzulenken, fand aber nichts, was ihren Geist beschäftigt hätte. Sie schob das Tablett zur Seite, zog die Beine an und bettete ihren Kopf auf ihre Unterarme, die auf ihren Knien lagen.
Leise schluchzend gestand sie sich ein, dass sie sich selbst
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