Verzeih mir, mein Herz!
Onkel in ihren Plan einwilligen. Niemand musste je erfahren, was ihr passiert war, was sie getan hatte. Ihre Haltung verlor ihre Steifheit und das Lächeln auf ihren Lippen wuchs zart in die Breite.
Jordan wanderte unruhig durch den blühenden Garten, ohne die Pracht um sich herum wahrzunehmen, und haderte mit sich und der Welt. Warum hatte er darauf bestanden, Lord Swanseas Bedingung auf Elizabeth auszuweiten? Warum stellte er plötzlich Besitzansprüche an eine Verlobte, die er zuvor nie haben wollte? Warum zog ihn Elizabeth trotz ihrer nur zu offensichtlichen Mängel an und verdrängte mehr und mehr die Erinnerung an seine leidenschaftliche Göttin? Er war Daniel gegenüber nicht ganz ehrlich gewesen, denn er wollte Aphrodite nicht nur finden, weil er seinen Irrtum wiedergutmachen wollte und es ihm die Ehre gebot, das ruinierte Mädchen zu heiraten, sondern auch, weil sie ihn mit ihrer Hingabe fasziniert hatte. Seit Wochen suchte er eine Erklärung für ihr Entgegenkommen. Hatte sie gewusst, wer er war? Wenn nicht, warum hatte sie sich von ihm, einem völlig Fremden, küssen lassen? Und wenn doch, welchen Grund konnte sie dafür gehabt haben? Sie hatte nach Champagner geschmeckt. Hatte sie vielleicht einfach zu viel getrunken? Würde er jemals in Frieden leben können, ohne herauszubekommen, wer sie war? Konnte er Elizabeth eigentlich heiraten und mit ihr zusammen sein, ohne an Aphrodite zu denken? Welcher der beiden Frauen hatte er mehr unrecht getan?
Seufzend blieb Jordan stehen und fuhr sich fahrig durch das Haar. Warum hatte er nur auf Daniel gehört und es schneiden lassen? Entnervt verdrehte er die Augen und nahm sich vor, dass er für heute genug verrückte Fragen in seinem Kopf gewälzt hatte. Er musste damit aufhören, oder er würde noch den Verstand verlieren! Er sah auf, um sich zu orientieren, war er doch völlig blick- und ziellos herumgeirrt, und entdeckte Beth. Sein erster Impuls war, einen Schritt zurückzumachen, um sich hinter dem Ginsterbusch zu verstecken, der den kleinen Weg säumte, auf dem er unterwegs war. Aber dann bemerkte er, dass sie ihn gar nicht sehen konnte. Zumindest nicht, solange sie die Augen geschlossen hielt. Es erschreckte ihn, wie hübsch sie war, wenn sie nicht gerade hochmütig auf ihn herabsah, die Lippen zusammenpresste oder verärgert die Stirn runzelte. Gebannt starrte er auf ihr der Sonne entgegen gestrecktes Antlitz, das ruhige Gelassenheit ausstrahlte. Ihr güldenes Haar war locker aufgesteckt und einige Strähnen umrahmten die Konturen ihres Gesichts und streichelten mit jedem lauen Lüftchen über ihre schmalen Schultern. Sie trug ein Tageskleid, dessen lockerer Rock in einem warmen Schokoladenbraun gehalten war und dessen helles Mieder ein getupftes Muster aufwies. Eine schmale Borte trennte die beiden Teile voneinander und brachte die großzügigen Rundungen ihrer Brust voll zur Geltung. Eins musste man ihr lassen, und das gestand er ihr neidlos zu, sie hatte einen erstklassigen Geschmack und wusste definitiv, was sie tragen konnte und was nicht. Ihr Mund zierte ein zärtliches Lächeln, das er noch nie an ihr gesehen hatte und eindeutig auf angenehme Gedanken hinwies.
Wahrscheinlich dachte sie gerade an ihren Liebsten!
Jordan ballte die Hände und mahlte mit dem Kiefer. Wenn dem so war, würde es ihm ein Vergnügen sein, dieses Lächeln aus ihrem Gesicht zu wischen, obwohl er zugeben musste, dass Daniel dies weitaus effektvoller verstand. Was hatte sie nur gegen Daniel? Und warum hatte sie ihm nicht einfach gesagt, dass sie einen anderen liebte, als er sie um eine Begründung für ihren Trennungswunsch bat? Elizabeth Barkley war ihm wahrlich ein Rätsel! Und in dieses Rätsel fuhr plötzlich Leben, so dass Jordan aus einem Reflex heraus dennoch hinter dem Busch Deckung suchte.
Erschrocken fuhr Elizabeth herum, als sie am Arm berührt wurde, und stolperte fast über den Türrahmen.
„Entschuldigen Sie, Beth, ich wollte Sie nicht erschrecken!”
Elizabeth fing sich und drückte eine Hand auf ihren Magen, während sie sich mit der anderen an der Brüstung des kleinen Balkons abstützte. „Dann sollten Sie sich vielleicht nicht so anschleichen, Ambrose! Und überhaupt, was tun Sie hier?”
Ambrose lachte verschmitzt und wiegte seinen Kopf. „Welch überschwängliche Freude! Ich komme Sie besuchen, Beth, was denn sonst? Oder sind mir Besuche untersagt, solange sich Ihr Verlobter im Haus aufhält?”
Das Mädchen runzelte leicht die Stirn, als wolle sie
Weitere Kostenlose Bücher