Verzeih mir, mein Herz!
verschränkten Finger und biss sich auf die Lippe. Es ärgerte sie, dass der Earl recht hatte und dass sie so leicht zu durchschauen war. Wenn er nicht wusste, dass er sie verführt hatte, würde sie ihn dann nicht mit ihrer Reaktion mit der Nase darauf stoßen?
„Ich wünschte, Sie hätten mich geküsst”, grummelte sie niedergeschlagen und ließ die Schultern hängen, als er leise lachte. Sanft hob er ihr Kinn an.
„Das meinen Sie nicht ernst.” Bedauernd betrachtete er ihr betrübtes Gesicht. „Wenn mein Vater eine dementsprechende Vereinbarung mit Swansea getroffen hätte … ich hätte den Tag herbeigesehnt, an dem Sie endlich die Meine wären.”
Beth errötete stark und biss sich fester auf die Unterlippe. Sie hätte nie vermutet, dass Lord Plaisley Gefühle solchen Ausmaßes für sie hegte. Nun, vielleicht hatte sie es einfach nicht wissen wollen? Verlegen sah sie auf und begegnete seinen sehnenden Augen.
„Man hat noch nie etwas Netteres zu mir gesagt”, gestand sie leise und spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.
„Ich denke, es ist Zeit, dass ich mich verabschiede”, verkündete Ambrose rau und löste sich von Elizabeth, die ihm einen Augenblick wortlos nachsah und ihn dann bat, noch einen Moment innezuhalten. Der Lord drehte sich in der Tür zu der jungen Frau um, die ihm entgegen trat. „Wenn ich die Wahl gehabt hätte …”
„Oh, Beth!” Ergriffen nahm er ihre Hand und drückte ihr einen Kuss auf die Finger, der seinen überschwänglichen Gefühlen gerecht wurde. Traurig sah Beth zu ihm auf. Sie wollte etwas sagen, aber seine stumme Bitte hielt sie davon ab. Er wusste es ohnehin. Sie brauchte es nicht in Worte zu kleiden, damit er verstand, und genau dies hatte sie bewogen, ihm dieses Geständnis zu machen. Sie war nicht in Lord Ambrose Campbell verliebt, war es auch nie gewesen. Aber sie mochte ihn von Herzen und wusste, dass er nicht nur ein angenehmer Gesprächspartner war, sondern ein Gespür für die Stimmungen seiner Mitmenschen hatte. Wahrscheinlich hatte er sie deswegen nie zuvor seine Zuneigung spüren lassen und genau deswegen hatte er sie nicht geküsst und würde es wohl auch nie tun. Während sie sich ansahen und nach den passenden Worten suchten, die ihr scheiden begleiten konnten, wurde die Tür zum Salon geöffnet und Melanie Carmichael trat an der Seite des vermaledeiten Daniel Radcliff ein. Ihr heiteres Lachen erstarb, als sie die Cousine mit Lord Plaisley entdeckte. Die betretenen Mienen der beiden kündeten von ihren Schuldgefühlen. Langsam ließ Ambrose Elizabeths Hand sinken, die sie ihm sacht entzog. Stolz reckte sie die Schultern. Wie peinlich musste ihr die Situation sein, in die er sie gebracht hatte?
„Bitte entschuldigen Sie meine Aufdringlichkeit, Miss Barkley.”
„Ich bitte Sie, Lord Ambrose, ein Handkuss ist kaum eine Aufdringlichkeit”, unterbrach ihn Elizabeth und rauschte nach einem kleinen Heben ihrer Mundwinkel in den Raum, der Cousine entgegen. „Wo warst du nur den ganzen Morgen, Melanie? Ich musste meinen Kummer doch tatsächlich Lord Ambrose anvertrauen, weil ich dich nirgends finden konnte!”
„Ich habe Vorbereitungen getroffen … für mein neues Gemälde. Was für einen Kummer denn? Ich hoffe doch stark, dass du dich nicht ausgerechnet in Lord Ambrose verliebt hast?”, bemerkte Melanie fassungslos und sah zwischen der Cousine und dem Lord hin und her.
Elizabeth grinste breit und zuckte die Schultern. „Warum nicht? Er ist doch eine gute Partie und schlecht aussehen tut er auch nicht. Wenn du mich fragst, kann er durchaus mit Southampton mithalten.”
Verdattert starrte Melanie sie an. „Aber …”
„Miss Elizabeth, Sie sollten Miss Melanie nicht so aufziehen und zu falschen Vermutungen hinreißen lassen. Miss Elizabeth und ich sind Freunde, Miss Melanie, dies wissen Sie doch. Ihre Gefühle für mich sind rein geschwisterlicher Natur”, versicherte Ambrose ernsthaft, ohne Elizabeth anzusehen.
Melanie nickte schwach und war der Cousine dankbar, als diese vorschlug, Erfrischungen bringen zu lassen. Mit dem Tee traf auch Jordan bei der Gruppe ein, der sich nach der unerquicklichen Szene auf dem Balkon dazu entschlossen hatte, den Weg ums Haus herum zu nehmen.
„Lord Aylesbury, wie geht es Ihnen?”, grüßte seine Verlobte, als er sich zu den beiden Pärchen setzte, und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Anscheinend hatte sie die Liebeserklärung ihres Galans in Hochstimmung versetzt. Er murmelte eine
Weitere Kostenlose Bücher