Verzeihen ist immer moeglich
Motorradunfall:
»Zehn Tage nach dem Tod meines Sohnes erschien in meinem Schlafzimmer ein Licht. Ich sah Brads Gesicht, seine Augen und sein Lächeln und alles umgeben von Licht. Ich wollte zu ihm und streckte die Arme nach ihm aus. Brad sagte: ›Mama, es geht mir gut.‹ Ich wusste, dass er das sagte, es drang direkt in meine Gedanken ein. Ich sagte: ›Mein Sohn, ich möchte bei dir sein.‹ Er schüttelte lächelnd den Kopf und sagte: ›Nein, deine Zeit ist noch nicht gekommen, Mama.‹ Er sah friedlich und glücklich aus, als er ging. Danach drehte ich mich beruhigt auf die Seite und schlief, wie ich seit Brads Tod nicht mehr geschlafen hatte.« 37
Brad deutet an, dass unser Leben einen tieferen Sinn in sich trägt und dass das mehr ist als der tägliche Kampf ums Überleben. Nach dem Tod erleben wir dramatische Veränderungen unserer bisherigen Sichtweisen, da wir das Leben nun aus einer höheren Sicht der Dinge betrachten.
Innerhalb der Erscheinungen von Verstorbenen geht es sehr oft um Vergebung. Eine Frau berichtete mir:
»Mein Vater war nie ein liebevoller Mensch gewesen. Er war sehr streng und schlug uns bei der kleinsten Verfehlung. Nach seinem plötzlichen Unfalltod erschien er mir wie in einem grauen Nebel, obwohl ich seine Hand, die in ein Licht eingehüllt war, eindeutig erkannte. Er bat mich für alles, was er mir angetan hatte, um Verzeihung.
Er betonte, dass er mich immer geliebt habe, dass er jedoch durch die Gewalt seines Vaters dieses Verhaltensmuster fortgesetzt habe. Er bereute sein gewalttätiges Verhalten. Das nahm eine schwere Last von mir. Dadurch konnte auch ich ihm endlich vergeben, was mich von den negativen Einflüssen der Vergangenheit befreite. Später hatte ich noch häufiger Kontakte mit ihm, und er bedankte sich für mein Verständnis.«
Wenn wir uns von einem Sterbenden nicht verabschiedet haben oder im Augenblick des Todes nicht bei ihm waren, entstehen oft Schuldgefühle, welche die Trauerverarbeitung blockieren. Sie sind auch ein Grund für die zahlreichen Kontakte mit Verstorbenen, die uns versichern wollen, dass es ihnen gut geht und dass es keinen Grund gibt, traurig darüber zu sein.
In der Begleitung eines Sterbenden ist es einfach wichtig, Mitgefühl aufzubringen und für ihn da zu sein. Es ist sehr schwer für viele Menschen, wenn sie das Gefühl haben, sich nicht ausreichend verabschiedet zu haben. Und doch vermag niemand genau einschätzen, wann der Tod eintritt. Darüber haben wir als Menschen keine Kontrolle.
Sich darüber später zu viele Gedanken zu machen und sich gar damit zu quälen ist völlig überflüssig. Es zeigt sich, dass Verstorbene auch deswegen zurückkehren, um uns den inneren Frieden zurückzugeben. Manchmal fühlen sich Menschen schuldig, weil sie nicht an der Beerdigung teilnehmen konnten. Was der Mensch glaubt, versäumt zu haben, und wie das aus der Sicht eines Verstorbenen erlebt wird, sind völlig unterschiedliche Betrachtungsweisen.
»Mein Vater starb nach einem Herzinfarkt. Ich habe es mir nie vergeben, dass ich im Augenblick seines Todes nicht bei ihm sein konnte. Wir hatten damals in der Firma ein wichtiges Projekt zu erledigen, und ich hatte überhaupt keine Zeit, bei ihm zu sein, zumal ich nicht mit seinem baldigen Ableben rechnete. Bedauerlicherweise konnte ich auch an seiner Beerdigung nicht teilnehmen. Ich litt an diesen Umständen unsäglich.
Eines Abends sah ich plötzlich seine Hand vor meinen Augen, die sich öffnete und mir sagte, dass alles gut wird. Ich solle aufhören, mich selbst zu bedauern. Er vermittelte mir, dass er stets in Reichweite sei und dass ihm von meinen persönlichen Sorgen nichts entgehe. Er wollte mir sagen, dass es viele Dinge im Leben gibt, die sich unserer persönlichen Kontrolle entziehen. Das erleichterte mich ungemein, und ich konnte endlich Frieden mit dem Tod meines Vaters schließen.«
Verstorbene erscheinen oft in kritischen Situationen und an Wendepunkten unseres Lebens. Gelegentlich greifen sie sogar ein, wenn sie am dringendsten gebraucht werden.
»Meine zweite Ehe hatte sich als großer Fehler entpuppt und hielt nur vier Monate. Ich war äußerst deprimiert über das Ganze. Einmal war ich besonders niedergeschlagen und hatte mich gerade aufs Bett gelegt, als mein Vater mir zu Hilfe kam. Er war eine transparente Gestalt, durch die hindurch ich den Raum sah. Mein Vater war kein besonders herzlicher Mensch gewesen.
Auf seinem Gesicht lag ein leichtes Lächeln. Er hatte nie viele Worte
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