Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verzeihen ist immer moeglich

Verzeihen ist immer moeglich

Titel: Verzeihen ist immer moeglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Jakoby
Vom Netzwerk:
mehr ertragen konnte. Er bat Suzanne um Verzeihung, dass er ihr so viel Leid zugemutet hatte. Das löste ihre Schuldgefühle auf und sie konnte ihm vergeben. Noch heute spürt sie die liebevolle Gegenwart Holgers.«
    Durch Vergebung öffnen wir uns der Liebe des wahren Mitgefühls und lernen, toleranter zu werden. Toleranz heißt, alle Seiten in einem anderen zu akzeptieren und dem anderen zuzugestehen, so zu sein, wie er ist, und sich auf ebendiese spezifische Weise auszudrücken. Bei sehr vielen Menschen, die sich selbst getötet haben, belastet ein langer psychischer Leidensdruck ihr gesamtes Umfeld. Angehörige wollen oft nicht wahrhaben, dass es dem anderen wirklich schlecht geht. Freundschaften brechen auseinander und der Betroffene fühlt sich mehr und mehr isoliert.
    Er versinkt in seine eigene Innenwelt, deren Perspektivlosigkeit den Gedanken fördert, nicht mehr leben zu wollen. Um sich selbst zu schützen, werden Suizidankündigungen nicht ernst genommen oder verleugnet von den Angehörigen, da niemand der Wahrheit ins Gesicht schauen will. Eine Frau berichtete mir:
    »Nach dem Suizid meines Sohnes Peter konnte ich seine Handlung lange Zeit nicht akzeptieren. Er nahm Designerdrogen und veränderte sich dadurch sehr stark in seiner Persönlichkeit. Peter hörte Stimmen, war desorientiert und sprach davon, sich das Leben zu nehmen. Er verweigerte strikt jede psychiatrische Behandlung. Schließlich warf er sich vor einen Zug.
    Etwa sieben Monate nach seinem Tod erschien er mir im Traum. Er wirkte niedergeschlagen und traurig und bereute seine Tat. Durch seinen Suizid fühlte sich die ganze Familie allein gelassen und quälte sich mit Selbstvorwürfen, die Situation nicht wirklich erkannt zu haben. Peter bat mich um Vergebung und vermittelte mir, dass er da, wo er jetzt sei, glücklich sei. Nach diesem Traum konnte ich ihn endlich loslassen, da ich nun wusste, dass es ihm gut geht.«
    Ein Suizid löst kein Problem automatisch auf. Wie wir das im obigen Beispiel gesehen haben, wird der Betroffene durchaus mit dem Schmerz und dem Leid der anderen konfrontiert. Depressionen, Trennungen oder Enttäuschung jeder Art können das Leben unerträglich werden lassen. So mancher muss Dinge annehmen, die er weder gewollt hat noch sich vorzustellen vermochte.
    Die Herausforderungen des Lebens, an deren Umständen wir wachsen sollen, sind mitunter dermaßen schwierig und leidvoll, dass ein Mensch unter diesem Druck zusammenbricht und nicht mehr leben will. Insofern ist Verständnis und Vergebung seitens der Angehörigen erforderlich, denn nur der kann verzeihen, der lieben kann.
    Eine Selbsttötung an sich ist eine Entscheidung eines Menschen aus einer bestimmten Lebenssituation heraus. Nicht immer ist der Grund dafür die völlige Verzweiflung. Es kann sich mitunter sehr wohl um eine Entscheidung des Herzens handeln aus der Erkenntnis heraus, dass unter den gegebenen Umständen die für das Leben vorgenommenen Ziele nicht erreicht werden können, oder um bei schweren psychischen Erkrankungen den Angehörigen viel Leid und viel Schmerz zu ersparen.
    Insofern ist auch die Selbsttötung eine Entscheidung der Seele. Wir werden einen Suizid niemals verhindern können. Jede Seele geht ihren eigenen Weg durchs Leben und handelt nach eigenen Gesetzmäßigkeiten. Die Seele will alle Erfahrungen machen, die möglich sind. Dazu kann auch ein Suizid gehören. Ob nun jemand stirbt oder nicht, liegt in der Entscheidung der Seele. Sie befindet darüber, wann der Zeitpunkt des Todes gekommen ist: zum Beispiel wird ein Mensch rechtzeitig gefunden, jemand, der vom Dach eines Hochhauses springt, bleibt wie durch ein Wunder ohne größere Verletzung, ein anderer wiederum stirbt trotz nur geringer Schlaftabletteneinnahme. Kein Tod oder Überleben ist also zufällig. Der Wille des Menschen reicht nur bis zu einem bestimmten Punkt. Wir können niemals gegen die eigene Seele handeln.
    Es gibt psychische Verfassungen und Belastungen, die auf Erden nicht zu heilen sind. Wenn eine Seele wirklich sterben will, wird sie einen Weg in die andere Welt finden, und nichts und niemand kann sie davon abhalten. Fatal für die Angehörigen eines Suizidanten ist in diesem Zusammenhang das Was-wäre-wenn-Denken. Wer einen Menschen durch Suizid verloren hat, tritt erst dann in den Trauerprozess ein, wenn er voll und ganz akzeptiert, was geschehen ist.
    Solange Verweigerung, Wut, Zorn oder Schuldgefühle vorherrschen, ist Vergebung, Verständnis und Liebe nicht

Weitere Kostenlose Bücher