Veyron Swift und das Juwel des Feuers
keine Furcht. Nach einer gefühlten Ewigkeit brach der Sturm schließlich los. Funken flogen, als sie die Klingen kreuzten und ihre Zauber beschworen.
So tapfer und furchtlos Berenion auch gewesen sein mochte, gegen die verderbte Zauberkunst des Dunklen Meisters konnte er nicht bestehen. Unsichtbare Druckwellen, Blitze und Flammen, der Dunkle Meister setzte alles gegen Berenion ein. Immer wieder kämpfte dieser sich auf die Beine, griff von neuem an, jedes Mal vergebens.
›Warum nur schützt ihn die Macht des Niarnin nicht‹, dachte ich voller Verzweiflung. Ich begriff, dass ihm der Stein den Dienst verweigerte, da Berenion jetzt von Rachsucht und Mordgier angetrieben wurde. Ich befürchtete, es würde mit dem stolzen Berenion das gleiche furchtbare Ende nehmen wie einst mit Niaryar. Zu ähnlich waren sie in ihrem Wesen - in menschliche Gestalt gehüllter Zorn.
Hilflos der Brutalität des Dunklen Meisters preisgegeben, brach Berenion schließlich unter den unentwegten magischen Angriffen zusammen. Sein Simanui-Schwert zersplitterte, als es zum letzten Mal auf die schwarze Klinge des Dunklen Meisters traf. Zuletzt packte ihn der Dunkle Meister mit einer unsichtbaren Kraft und schleuderte ihn gegen den Festungswall von Ferranar, so fest, dass dieser einstürzte. Dort blieb sein zerbrochener Körper liegen und rührte sich nicht mehr. Der Dunkle Meister beugte sich über ihn, verhöhnte ihn, seinen einstigen Schüler - der einzige, der sich jemals von ihm losgesagt hatte. Zuletzt beschwor er einen tödlichen Zauber und richtete ihn auf Berenion. Doch dies wurde nun stattdessen das Verderben des Dunklen Meisters.
Im letzten Augenblick seines Lebens bereute Berenion nämlich seinen Hochmut und sein Verlangen nach Rache. Er gedachte seiner geliebten Frau und das Kind, dass sie von ihm erwartete. Obwohl ihn der Zauber tötete, so wurde dieser dennoch vom Niarnin reflektiert und zurück auf den Dunklen Meister geworfen.
Vor den Augen all seiner Schrate vernichtete ihn sein eigener Zauber. Der mächtigste dunkle Magier aller Zeiten war gefallen. Voller Panik ergriffen die Schrate die Flucht und auch alle anderen dunklen Diener flohen. Im Moment der größten Niederlage wurde also ganz unerwartet der Sieg errungen.«
Tom sah, wie die Königin gekrümmt auf ihrem Stuhl saß. Für einen kurzen Moment wirkte sie krank und schwach. Er befürchtete fast, sie könnte auf der Stelle zusammenbrechen. Girian holte tief Luft und richtete sich wieder auf. Es schien ihr alle Kraft der Welt zu kosten. Schon im nächsten Moment war sie jedoch wieder so jung und schön wie eh und je – nur ein trauriges Lächeln blieb auf ihrem Gesicht zurück.
»Wir wenigen Überlebenden bestatteten die Toten. Für Mikor Berenion errichteten wir ein Hügelgrab und legten ihm den Niarnin auf die Brust. Die Leiche des Dunklen Meisters und all seiner Schergen verbrannten wir. Die Schwerter der Simanui sammelte ich ein und ließ sie sicher in Fanienna verwahren. Dort blieben sie, bis die Beschützer Elderwelts eines Tages hoffentlich wiederkehrten. Der Krieg war vorüber. Seitdem haben wir in Fabrillian keine Gedanken mehr an den Dunklen Meister oder die Nuyenin-Steine verwendet, bis zum heutigen Tag. Jetzt, Meister Veyron, kennt Ihr die Geschichte des Juwel des Feuers und seiner Macht.«
Veyron hatte sich die ganze Erzählung mit höchstem Interesse angehört.
»Das Grab von Mikor Berenion wurde geplündert und der Niarnin entwendet, nehme ich an«, sagte er ungerührt. Faeringel bestätigte das.
»Es war eine abscheuliche Tat. Verantwortlich dafür war ein Schrat-Hauptmann namens Gurzark. Er terrorisierte vor etwa neunzig Jahren die Gegenden jenseits der Himmelmauerberge und raffte große Reichtümer zusammen. Aber die Grabschändung wurde gerächt, Gurzark musste für seine Untaten bezahlen«, berichtete er. Nagamoto erhob sich.
»Das war der Tag der Rückkehr der Simanui und das Abenteuer der bereits erwähnten Fünfzehn. Es waren Besucher aus der Menschenwelt, Mr. Swift, Soldaten des Ersten Weltkriegs, Deutsche und Engländer. Sie kamen nach Elderwelt, um einen Schatz zu bergen, von dem sie durch Zufall erfahren hatten. Am Ende ihrer Schatzjagd befreiten sie jedoch die Enklaven der Waldelben. Vier der Glückritter wurden zu den neuen Simanui.«
Veyron schloss die Augen und dachte kurz darüber nach.
»Unter diesen fünfzehn Glücksrittern befanden sich John Rashton, Autor der Elfenwelt-Trilogie, Arthur Daring, der Vater Ihres Meisters,
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