Veyron Swift und das Juwel des Feuers

weiß, dass sich hier das Juwel des Feuers befindet. Irgendwo inmitten einer Zivilisation, in der Umgebung von Menschen, womöglich streng bewacht oder als Geheimnis gut versteckt. Das Juwel aufzuspüren und zu stehlen wäre Jessicas Aufgabe gewesen. Dass er sie als Anführerin der Jagdstaffel gegen die Silberschwan einsetzte, diente dem gleichen Zweck. Sie sollte uns gefangen nehmen und ausfragen, vielleicht sogar foltern – oder verführen und gefügig machen, wo Gewalt nicht hilft. Vampire sind darin sehr gut, das versichere ich dir. Zum Glück haben wir seine Pläne vorerst vereitelt.«
     
    Er faltete die Hände und schwieg eine Weile, bevor er fortfuhr.
    »Ich hatte die Gelegenheit den Vampirismus genauer zu studieren, im Zusammenhang mit dem Fall der Vampire von Surrey versteht sich.« Er klang so wach wie eh und je, doch hielt er die Augen geschlossen und rührte keinen Muskel.
    »Es ist eine Art von Krankheit, wie ein Virus. Ein uralter dunkler Zauber verbreitet sich rasend schnell im Körper und löst eine Mutation der Zellen aus. Er stärkt die Körperkraft ohne die Muskelmasse zu erhöhen, ebenso werden die Reflexe schneller, die Sinneswahrnehmungen erhöhen sich um ein Vielfaches. Die Körperzellen werden so verändert, dass sie sich laufend erneuern. Ein Vampir altert nicht mehr. Er lebt praktisch ewig, falls ihn niemand tötet. Natürlich kann er immer noch verhungern oder an Verletzungen sterben, die Selbstheilungskräfte eines Vampirs sind jedoch außergewöhnlich. Ich habe es selbst gesehen. Eine ganzes Revolvertrommel habe ich auf die Jones-Brüder verschossen und doch griffen sie mich weiter an. Ich erzählte ja bereits, dass mir der Einfall kam, die schweren Vorhänge von den Fenstern zu reißen. Das ist die Kehrseite des Vampirismus.
    Tageslicht ist tödlich für einen Vampir. Die Haut fängt sofort zu brennen an, anschließend das Fleisch. Der Vampir stirbt binnen weniger Minuten, ein grausamer und qualvoller Tod. Ich war damals nicht in der Lage, auch nur einen der drei Jones-Brüder zu retten. Das war tragisch, andererseits wäre ich jetzt nicht hier.
    Es ist eine boshafte Falle, der Vampirimus. Ich kann mir gut vorstellen, dass es jemanden durchaus gefallen könnte, übermenschlich stark und unsterblich zu sein, befreit von der Last des Alters. Jedoch reduziert zu einer Lebensweise in den Schatten der Welt. Diese Kehrseite sieht fast niemand, der für Vampire schwärmt. Die arme Miss Reed. Ich fürchte, es gibt kein Heilmittel dagegen. Eine Umkehr der Mutation ist unmöglich, sie wird ein Vampir bleiben, solange die Welt existiert. Sie mag nun dämonische Kräfte besitzen und das Gemüt einer Raubkatze, dennoch ist sie immer noch ein denkendes, fühlendes Wesen. Sie fühlt Angst wie wir, sie fühlt Trauer und Schmerz wie wir. Wir sollten sie deshalb weiterhin wie einen Menschen behandeln und nicht wie ein Ungeheuer.«
    Tom dachte darüber nach, aber irgendwie war er nicht imstande, Veyrons plötzliche Barmherzigkeit nachzuvollziehen.
    »Und was ist, wenn sie uns allen das Blut aussagen will?«
    »Es ist eine durch die Veränderung des Körpers hervorgerufene Sucht, die den Blutdurst der Vampire weckt. Vampirismus ist keine natürliche Krankheit, sondern ein Werk dunkler Mächte. Varaskar, der dunkle Illauri, von dem wir schon einiges gehört haben, hat diese Plage in die Welt gesetzt und der Dunkle Meister hat sie ebenfalls sehr effektiv genutzt. Viele seiner Statthalter und Befehlshaber stammten aus dem Geschlecht der Vampire. Ein blutsaugender Dämon verbreitet garantierten Schrecken, einer, der des Nachts kommt, aus der Luft herabstößt wie ein Raubvogel oder verborgen in der Gestalt eines Menschen. Vielleicht stiehlt er aber auch nur die Tochter eines Hausherrn oder dessen Frau. Kein Mann in Elderwelt konnte sich oder seine Familie in Sicherheit wissen, wenn Vampire in der Nähe waren. Verstehst du den Mechanismus dahinter? Furcht ist Macht, das ist das Prinzip aller dunklen Herrscher.«
    Tom schüttelte den Kopf.
    »Nein. Keine Ahnung, was Sie da labern. Mir ist immer noch schleierhaft, wie Sie einen Vampir dazu bringen wollen, nett und freundlich zu sein. Wie soll aus Jessica jemals wieder ein guter Mensch werden? Ich meine, die ist hinter unserem Blut her!«
    Veyron musste plötzlich lachen.
    »Ich fürchte es ist unmöglich Jessica in etwas zu verwandeln, das sie noch nie war.«
     
    Toink hatte nicht zu viel versprochen. Die Reparaturen waren bei Anbruch des Tages beendet. Die