Veyron Swift und das Juwel des Feuers

der Flotte von Talassair vorbehalten und durch einen hohen Metallzaun vom anderen Hafenteil getrennt. Mit Gewehren bewaffnete Zwerge patrouillierten am Zaun entlang, die breiten Gesichter grimmig und zu allem entschlossen. Warnschilder in mehreren Sprachen waren alle paar Meter angebracht.
    »Kein Zutritt für Spione Maresias« stand auf den einen, »Zutritt für Gronkers verboten!« auf den anderen. Tom wandte sich an Veyron.
    »Was sind denn Gronkers?«
    »Das ist das zwergische Wort für die Schrate.«
    Sie kamen an ein großes Eisentor, das besonders streng bewacht wurde. Zwei Zwerge schoben die schweren Riegel beiseite und ließen sie in den anderen Teil des Hafens passieren. Dort wurden viele Güter auf Schiffe verladen oder entladen. Die hier ankernde Flotte war gänzlich anderer Natur als die Flotte des Königs, klein und altertümlich, nur Nussschalen im Vergleich zu den riesigen Seglern und den noch größeren Eisenkriegsschiffen. Es gab zahlreiche dickbauchige Handelskoggen und Galeeren mit vielen Rudern. Kapitäne und Mannschaften verschiedenster Herkunft trafen sich in den zahlreichen Tavernen und unterhielten sich bei frisch gezapftem Bier oder Wein über ihre Abenteuer. Tom glaubte antike Seefahrer aus Ägypten, Griechenland und dem alten Rom zu erkennen, aber auch mittelalterliche Kaufleute und Abenteurer aus Ländern, deren Gewänder Tom keiner Epoche zuzuordnen vermochte.
    In Elderwelt existieren sie also alle noch, die längst untergegangen Kulturen. Und hier ist hier Treffpunkt , dachte er erstaunt. Auffallend war hier außerdem, dass die Wachen in diesem Teil des Hafens nur mit Pieken und Säbeln bewaffnet waren, nicht mit den Musketen der Zwerge. Sie unterhielten sich sogar mit einigen Seemännern, lachten und wünschten den Leuten gute Geschäfte.
     
    Sie erreichten das Verwaltungsgebäude und erhielten sofort Zutritt zum Büro des Hafenmeisters. Der Hafenmeister war ein bärbeißiger Zwerg mit langem grauem Bart. Er brachte die drei Besucher sofort nebenan in eine kleine Stube. Dort wartete ein junger Mensch auf sie. Seine Kleidung war knallbunt, gelbe Kniehosen, darunter feuerrote Strumpfhosen und orange Gamaschen, ein giftgrünes Hemd, darüber eine silberne Weste mit großen goldenen Knöpfen und ein königsblauer, offen getragener Mantelrock. Unter dem Arm hatte er einen schwarzen Dreispitz mit goldenem Besatz geklemmt. Der junge Mann sah aus, als wäre er dem Rokoko entsprungen und wirkte neben dem Zwerg und dem altmodisch, mittelalterlich eingerichteten Zimmer so fehl am Platz wie draußen im Hafen die alten Schlachtschiffe.
    »Mylady und Mylords, willkommen auf Talassair«, begrüßte er sie mit gestochenem, leicht verschnupftem Akzent. »Seine Hoheit schickt mich um Euch abzuholen und zum Palast Nummer Vierzehn zu geleiten. Ich bin Sir Cedric, vom Hofe seiner Majestät, König Floyd des Ersten.«
    Er machte eine tiefe Verbeugung, zog den Hut vor den dreien. Der alte Zwerg verdrehte entnervt die Augen und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch.
    »Es gibt noch jede Menge Frachtpapiere durchzusehen und Ausfuhren zu genehmigen. Ihr entschuldigt mich also«, raunte er barsch.
    Sir Cedric bat die drei, ihm nach draußen zu folgen. Sie marschierten durch die kleine Hafenstadt, die sich rund um die Lagune erstreckte. Sie kamen auf die andere Seite des Hafens, wo in Talassair Markt abgehalten wurde. Tom staunte nicht schlecht, was bei den vielen Ständen so alles zum Verkauf feilgeboten wurde. Neben Fisch und Fleisch gab es zum Beispiel bei einem zwergischen Händler Leuchtfalter im Glas, die im Dunkeln leuchteten. Bestens für den Einsatz unter Tage geeignet, selbst getestet - wie der Händler behauptete.
    Ein paar Meter weiter hielt ein Händler ein Gatter voller Elefanten, die er für teures Geld zum Verkauf anbot. Es waren jedoch keine gewöhnlichen Elefanten, sondern Miniaturausgaben, deren Rücken Tom gerademal bis zur Brust reichten. Zwerg-Dinosaurier waren leider bereits ausverkauft, wie der Händler interessierte Kunden auf Nachfrage wissen ließ. Anderswo wurden Hexenbesen angeboten, von echten Hexen während des großen Hexenkrieges von 1286 geflogen.
    Nicht weniger fabelhaft war die Kundschaft dieses erstaunlichen Marktes. Menschen und Zwerge sammelten sich um die Stände, diskutierten über dies und das oder feilschten um Preise. Größer hätte der Unterschied zwischen ihnen gar nicht sein können. Die Menschen, gleich ob Mann oder Frau, trugen altmodische Mantelröcke,