Veyron Swift und das Juwel des Feuers
erkennen, sondern weil er die Bemühungen seiner Gegner für absolut lächerlich hielt.
»Ihr könnt nichts ausrichten«, schien er zu sagen. Tom bemerkte, wie sich Nemesis zerfurchter Mund zu einem neuen, abscheulichen Lächeln verzerrte.
Im gleichen Augenblick hämmerte es gegen die Panzertüren, bei einer ganz besonders heftig. Die Tür erzittere, wölbte sich nach außen. Mit dem nächsten Schlag brach sie aus den Angeln und stürzte polternd zu Boden. Tom konnte nicht glauben, dass irgendwer eine solche Kraft besaß. Um sein Entsetzen noch einmal zu vergrößern, stampfte plötzlich ein neues Ungeheuer durch dem Türrahmen. Drei Meter groß, der Körper breit und voller Muskeln, die Haut scheinbar aus Gestein, Moose, Flechten und Wurzeln wuchsen darauf. Auf den breiten Schultern saß ein plumper Kopf mit flacher Nase und winzigen Schweinsäuglein, die aus tiefen Höhlen blinzelten.
»Ein Troll, das ist übel. So einen habe ich zuletzt in Woking gesehen«, staunte Veyron. Die Stirn des Trolls war stark abgeflacht, Ohren hatte er keine, nur zwei kleine Gehöröffnungen. Auf einer Seite wurden die Lippen von einem einzelnen Hauer unterbrochen, der schräg aus dem großen Maul ragte. Der Troll war an Ketten gelegt, gepanzerte Schrat-Krieger zogen ihn hinaus auf den Laufsteg.
»Schnapp dir das Menschenpack«, befahlen sie fauchend. Der Troll sah sich behäbig um. Er brauchte einen Moment, ehe er Tom und Veyron als Feinde registrierte, erst dann brüllte er voller Wut. Seine Trägheit war auf einen Schlag wie weggeblasen. Er stampfte vorwärts, die Schrate folgten ihm, kichernd und krächzend. Noch mehr dieser furchtbaren Unholde stürzten aus dem Eingang, versuchten sich an dem Troll vorbei zu drängeln. Wenn es um Mord und Totschlag ging, wollte jeder von ihnen der Erste sein. Tom hob das Daring-Schwert und war bereit für den Kampf. Veyron hielt ihn zurück.
»Lass sie nur kommen. Wenn ich es dir sage, nimmst du das Ende der rechten Kette, mit der sie das Biest festhalten«, befahl er gelassen.
Schrate samt Troll stürmten auf sie zu, fauchend und brüllend. Der ganze Laufsteg schwankte. Die Schrate sprangen vor, stachen mit ihren Lanzen und Schwertern zu, der Troll hob die riesigen Fäuste.
»Spring zur Seite«, rief Veyron. Genau das tat Tom auch, die Faust des Trolls verfehlte ihn nur knapp.
»Auf die Schrate, Tom, auf die Schrate«, brüllte Veyron angriffslustig, Tom gehorchte ohne Zögern. Fast von allein wehrte das Daring-Schwert Hiebe und Stiche ab, säbelte durch Stahl, Pelz und Schrat-Fleisch. Die Fäuste des Trolls verfolgten ihn, doch trafen sie nur die Schrate. Links und rechts wirbelten die Kerle durch die Luft, als sich die Gewalt ihrer eigenen Kreatur gegen sie richtete. Den Rest erledigte Tom mit dem Daring-Schwert. Veyron begnügte sich damit, sich zu ducken, vor und zurück zu springen und den einen oder anderen Faustschlag auszuteilen. Die Hauptarbeit nahm ihm der Troll ab. In seiner grenzenlosen Wut und Ungeschicklichkeit fegte er die Schrate zur Seite wie Herbstlaub.
»Schwert«, stieß Veyron plötzlich hervor. Tom warf ihm ohne nachzudenken das Daring-Schwert zu, Veyron fing es auf. Mit einem einzigen Streich schlitzte er gleich zwei Schraten die Bäuche auf und stach dem Troll in die Faust. Die Bestie brüllte vor Schmerz, fasste sich an die verletzte Stelle.
»Die Kette, nimm die Kette! Renn um seinen Rücken herum!« befahl Veyron. Tom sprang nach vorne, packte das lose Ende der schweren Eisenkette. und rannte los, um hinter das Ungeheuer zu kommen. Veyron schnappte sich das andere Ende und kam von der gegenüberliegenden Seite angerannt. Der Troll wandte sich orientierungslos hin und her, versuchte sie beide gleichzeitig zu schnappen - vergebens. Seine dicken Finger erwischten nur Luft, während sich die Kette um seine Beine schlang.
Der Troll brüllte, holte mit seiner rechten Faust aus, doch Veyron schlang ihm blitzschnell die Kette ums Handgelenk, überkreuzte die eisernen Glieder und steckte einen Schrat-Säbel hindurch. Der Troll schlug zu und war erstaunt, als seine Bewegung mitten in der Luft hängen blieb. Seine rechte Faust war gefangen. Er drehte sich herum, versuchte jetzt Tom mit der anderen Pranke zu erwischen. Schon war Veyron zur Stelle, nahm Tom die Kette ab, warf sie wie eine Schlinge hoch, fing auch die zweite Faust des Ungeheuers ein. Eine Sekunde später war der Troll gefesselt und bewegungsunfähig. Das Monster heulte vor Wut, versuchte sich loszureißen.
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