Veyron Swift und das Juwel des Feuers
niedrige Kuppen. Sträucher und Farne wuchsen hier dicht an dicht, der Boden war sehr weich und an den Rändern der kleinen Bäche konnte man leicht einsinken. Weil das an Schwierigkeiten offenbar noch nicht genügte, zog über ihnen der Himmel zu. Ein kalter Regen setzte ein. Binnen einer halben Stunde waren sie alle bis auf die Unterwäsche nass. Wasserdichte Jacken gab es nur für Wittersdraught und Carlos, alle anderen mussten dem Regen mit dem trotzen, was sie am Körper trugen – was vor allem Jessica und Tom sehr hart ankam, ganz zu schweigen von Fizzler. Dimitri fror ebenfalls, wagte es aber nicht sich zu beschweren, oder aber er wollte vor Xenia angeben und zeigen, das er genauso zäh sein konnte. Veyron und Nagamoto nahmen diese neue Schikane dagegen genauso gleichmütig hin wie ihre Peiniger.
Tom zitterte am ganzen Körper, trotzdem versuchte er Veyrons Auftrag so gut wie möglich auszuführen. Er schaute in alle Richtungen und hoffte, dass das Elbenmädchen hinter einem Baumstamm hervorlugte. Allerdings konnte er es nirgendwo entdecken und begann daran zu zweifeln, ob er die Elbin überhaupt je gesehen hatte, ob sie vielleicht doch nur seiner Einbildung entsprungen war.
»Wonach hältst du Ausschau?«, blaffte Tamara, die dicht hinter ihm marschierte. Ihr schien der kalte Regen überhaupt gar nichts auszumachen, obwohl er in Strömen über ihre unbedeckten Arme und das Gesicht perlte. Tom fand diese Härte bewundernswert, aber zugleich irgendwie auch furchterregend und unmenschlich.
»Ich suche ein Elbenmädchen. Ich habe es heute Morgen im Wald gesehen«, gab er im trotzigsten Tonfall zur Antwort, der ihm möglich war. Es machte ihm nichts aus, dass er ihr unverblümt die Wahrheit sagte. Er wusste ohnehin, dass sie ihm keinen Glauben schenken würde. Veyron, ein paar Meter vor ihm, regte sich kein bisschen, obwohl er sicherlich alles mithörte.
»Nimmst du mich auf den Arm«, fragte sie ihn finster. Sie schien nicht zu Späßen aufgelegt zu sein. Tom seufzte. Na bitte, wie ich gesagt habe. Erwachsene haben keine Phantasie , dachte er.
»Nein, es ist wahr. Und wissen Sie was? Ist Ihnen schon aufgefallen, dass wir uns gar nicht mehr auf der Erde befinden? Wir sind in Elderwelt«, sagte er, nur um zu testen wie weit er sie provozieren konnte. Oh ja, er wollte gemein zu ihr sein. Er fühlte sich von ihr immer noch tief verraten. Dabei war ihm durchaus klar, dass er selber schuld daran war. Er hatte sie für was Besseres gehalten, sich von ihrem Äußeren täuschen lassen.
Anstatt mit wütendem Gebrüll, reagierte sie jedoch nur mit einem Lachen.
»In was für einer Welt sind wir?«
»In Elderwelt. Das ist eine Zauberwelt. Es gibt hier Elben, Zwerge und Drachen. Sogar Orks, Trolle und was weiß ich noch alles für Ungeheuer«, fuhr er fort.
Sie lachte erneut.
»Du hast ja eine lebendige Phantasie. Offenbar steigt dir der Hunger zu Kopf«, meinte sie, schubste sie ihn leicht an und forderte ihn auf, nicht zurückzufallen. Tom schloss wieder zu Veyron auf. Sein Pate regte keinen Muskel, was Tom einigermaßen enttäuschte, immerhin versuchte er den Plan vom Zwietracht säen und Verwirrung stiften umzusetzen. Veyron schien dagegen mit den Gedanken wieder einmal ganz woanders zu sein.
Der Regen nahm an Stärke noch zu und es schüttete jetzt regelrecht. Jeder zog den Kopf ein, sogar den Terroristen war das Wetter jetzt ziemlich unangenehm. Unerbittlich ließ Alec die Wanderung jedoch fortsetzen. Zwischen dem Dickicht zwang er alle eine weitere Anhöhe hinauf. Sie kämpften sich durch den schlammigen Boden, ihre Füße sanken bis zu den Knöcheln ein, Schlamm spritzte in ihre Gesichter. Das Wasser kam ihnen von oben in Form reißender kleiner Bäche aus allen Richtungen entgegen.
Nagamoto rutschte plötzlich auf einer Wurzel aus und stürzte. Die Bahre fiel zu Boden, rauschte wie ein Geschoss den Abhang hinunter. Wittersdraughts entsetzte Schreie zerrissen das monotone Prasseln und Rauschen des Unwetters. Xenia schaffte es noch rechtzeitig aus dem Weg zu springen, aber Fizzler nicht mehr. Die Bahre riss ihn einfach um, katapultierte ihn auf Wittersdraught. Nun schrien die beiden hysterisch um die Wette.
Veyron konnte noch »Achtung« rufen, doch Tom war zu langsam. Er steckte mit den Schuhen im Schlamm fest. Die Bahre traf ihn hart, riss ihn von den Füßen. Eine Schlaufe seines Deckenbündels verhakte sich mit einem der Tragegriffe und schleifte ihn hinterher.
Zum Glück dauerte die wilde
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