Veyron Swift und das Juwel des Feuers
hier hat jemand ein Quartier eingerichtet, sehr wahrscheinlich für uns«, berichtete er. Tamara warf ihm einen erstaunten Blick zu.
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Weil wir seit dem Tag unseres Absturzes beobachtet werden. Tom hatte schon eine Begegnung mit einem unserer Verfolger. Wären Sie vorher mit uns im Turm gewesen, wüssten Sie jetzt, dass Nagamoto mit dieser Welt hier sehr vertraut ist. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass man uns nur hilft, weil unsere Verfolger Nagamoto kennen «, antwortete Veyron.
Tamara warf einen verstohlenen Blick über die Schulter, zurück zu den anderen. Alec kam aus dem Turm heraus, marschierte schnurstracks zu Xenia und Said und blaffte ihnen eine Frage entgegen. Er näherte sich unheilvoll der Stallung. Tamara blickte Veyron eindringlich an.
»Wo sind wir wirklich, Mr. Swift?«
»In Elderwelt, Miss Venestra. Genau wie Tom es Ihnen bereits gestern erklärt hatte. Alles was er sagte, war zu Einhundertprozent die Wahrheit.«
»Was ist das hier? Zurück mit denen zu den anderen«, unterbrach Alec das Gespräch. Er warf einen Blick in die Stallung, Tamara trat hinter ihn, flüsterte ihm etwas zu. Tom konnte es nicht hören und er warf einen sorgenvollen Blick zu Veyron. Der zwinkerte ihm aber nur zu.
»Okay, ruhig bleiben, Tom«, sagte er sich. »Schlimmer kann’s nicht kommen.«
Was immer Tamara auch zu ihm gesagt hatte, es schien Alec etwas zu beruhigen. Er drehte sich zu den anderen um und deutete ihnen näherzukommen.
»Wir bleiben heute Nacht hier. Xenia, Said: Ihr übernehmt die erste Wache. Sollten die Eigentümer zurückkehren, werden sie sofort gefangengenommen. Ich will wissen, woher sie kommen und wo sich ihr Heimatdorf befindet. Die Geiseln werden ab jetzt doppelt so streng bewacht!«
Er befahl allen in den Stall zu gehen. Jeder durfte sich eine Ecke aussuchen, aber die sechs Geiseln mussten sich alle die hinterste Ecke teilen. »Zumindest ist es hier trocken, falls es wieder zu regnen anfängt«, dachte Tom. Ihm war aber auch durchaus bewusst, dass Alec die Stallung als wunderbares Gefängnis benutzen konnte. Das schwere Eisentor war der einzige Weg hinein oder hinaus.
Den Rest des Tages verbrachten die Terroristen damit, die Umgebung zu erkunden. Die Neuigkeiten, dass sie von Einheimischen verfolgt wurden, hatte ihnen die Idee in den Kopf gesetzt, diese geheimnisvollen Verfolger aufzuspüren. Dieser schreckliche Einfall kam natürlich von Alec. Nur Carlos blieb lieber im Stall, zusammen mit den Geiseln, die still vor sich hinbrüteten. Von Bewachung konnte aber kaum mehr die Rede sein, denn ihr Wächter schlief meistens.
Wolken zogen auf, ein neues Unwetter ging über dem Wald nieder. Diesmal bleib es jedoch nicht einfach nur bei Regen, sondern es blitzte und donnerte. Alle waren froh, dass sie endlich ein Dach über dem Kopf hatten. Sie zogen sich in verschiedene Ecken zurück und unterhielten sich leise miteinander, Gefangene wie Terroristen. Die einzigen, die sich nicht beteiligten, waren Alec und Jessica. Sie saßen abseits der anderen und gaben sich finsteren Gedanken hin.
Fizzler erzählte Said dagegen ausgiebig von seiner Musik und in welche Sphären sie ihn hob, Carlos beschwerte sich, dass die anderen endlich leiser sein sollten. Fizzler ignorierte ihn und die anderen ließen ihn einfach weiterplappern.
Dimitri lag ausgestreckt im Heu, Xenia saß einen Meter neben ihm. Er schaute sie die ganze Zeit nachdenklich an. Schließlich seufzte er laut.
»Ich kann mir nicht helfen, aber ich fürchte, ich bin in dich verliebt«, sagte er auf seine ungezwungene Art und Weise. Xenia erwiderte seinen Blick mit einem Ausdruck der Verblüffung auf dem Gesicht.
»Das war ich schon immer«, fuhr er fort, jetzt mit unerschütterlichem Ernst in der Stimme. »In deine Worte, deine Gedanken, deinen Sinn für Gerechtigkeit. Aber jetzt, wo wir uns wirklich getroffen haben, weiß ich es ganz sicher. Ich liebe dich, Xenia.«
»Du meinst es wirklich ernst?« fragte sie flüsternd. Er reichte ihr die Hand.
»Aus dem tiefsten Grund meines Herzens.«
Sie nahm seine Hand und drückte sie. Sie konnte es natürlich nicht zugeben, nicht solange Alec in der Nähe war, aber sie fühlte genauso wie Dimitri. Wenn sie es schon nicht sagen durfte, wollte sie es ihn wenigstens spüren lassen. Beide lächelten sich stumm an, die Herzen mit Glück erfüllt, die Sorgen und Gefahren jenseits der alten Mauern für den Moment vergessend.
Tom, der alles schweigend
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