Vic Daniel 1 - Down in the Valley
Was hat Sie auf mich gebracht?« Ich war neugierig. Ich meine, ich weiß, daß ich nicht der beste Beschatter der Welt bin, aber ich hatte gewisse Vorsichtsmaßregeln getroffen, besonders weil sowohl ich als auch mein Auto irgendwie auffällig wirken. Nach dem erstenmal, als ich die Strecke kannte, waren immer jede Menge Autos zwischen uns, und ich hatte immer so geparkt, daß ich weder vom Haus der Seburns, noch vom Fitneß-Center aus zu sehen war.
Die Damen sahen sich an.
»Es ist nicht fair, wenn nur ich die Wahrheit sage«, sagte ich.
»Die Sekretärin meines Mannes«, sagte Lucy und sah woanders hin. »Sie hat es herausgefunden und mich angerufen. Gott, was für ein gräßlicher Kaffee.«
»Warum?« fragte ich.
»Warum?«
»Ja, warum. Ich will nicht unhöflich sein, aber was springt für sie dabei heraus?«
»Sie ist eine Frau«, sagte Pam, als erklärte das alles. Vielleicht tat es das ja auch.
»Kennen Sie meinen Mann?« fragte mich Lucy.
»Nein, ich habe ihn nie kennengelernt. Aber wir schreiben uns oft.«
»Er ist ein angenehmer Mensch. Ich mag ihn sehr. Ich will ihn nicht schlimmer verletzen, als ich muß, können Sie mir das glauben?«
»Ich passe«, sagte ich. »Sie haben recht, der Kaffee ist gräßlich.«
»Sehen Sie«, sagte Pam, nahm die Hand ihrer Freundin und drückte sie. »Wir lieben uns, okay?«
»Von mir aus«, sagte ich; ich war auch gerade draufgekommen.
»Bob, ihr Mann, wird auch so schon genug Probleme haben, ohne herauszufinden, daß ihn seine Frau wegen eines kessen Vaters verlassen hat, wie er das nennen würde. Wir wollen ihm etwas hinterlassen.«
»Er ist ein angenehmer Mensch«, sagte Lucy wieder. »Er ist persönlicher Manager von verschiedenen Sportlern; er managt ein paar Football- und ein paar Baseballspieler, Dodgers und Lakers, und jede Menge Golfer. Er selbst ist ebenfalls eine absolute Sportskanone; er spielt Football, Trainingsbaseball, Golf, treibt sich mit den Jungs rum, gehört dazu, verstehen Sie?«
Ich nickte.
Pam sagte: »Lucy will doch nur da raus. Kein Geld, kein Haus, nichts, was ihr nicht gehört. Stimmt’s, Lucy?«
Lucy grinste. »Ich glaube schon«, sagte sie. »Nein, ich weiß es, Pam, aber es macht mir ein bißchen angst. Ich bin kein heuriger Hase mehr, und die letzten zehn Jahre hab ich nichts anderes getan als abgenommen und sein Geld ausgegeben. Viel schönes Geld«, sagte sie etwas wehmütig. »Es gibt viele schöne Orte auf der Welt, wenn man viel Geld hat.«
»Und es heißt ja auch, daß Reisen bildet«, sagte ich. »Also wie sieht der Plan aus?« Mir kam ein Gedanke, d. h. der Gedanke fiel mich an. »Hat er etwas mit jenem gutaussehenden jungen Mannsbild zu tun, das ich hasse und das Sie immer ans Auto bringt und Ihnen dann zum Nutzen neugieriger Augen einen dicken Schmatzer verpaßt?«
»Der Mann hat sich eine Zigarre verdient«, sagte Pam und zeigte auf mich. »Mit Naturdeckblatt. Hören Sie zu. Sie knipsen ein paar schöne, saubere, schmutzige Bilder von ihm und Lucy in flagrante delicto beziehungsweise mittendrin. Ach, ach, ach, die alte Geschichte... Vernachlässigte Frau im gewissen âge certain trifft jungen, hinreißenden Hantelstemmer... Da kann sich jeder Ehemann was drunter vorstellen. Außerdem kann er, wenn er will, die traurige Geschichte seinen Freunden erzählen, die sich dann ihrerseits auf ihre Macho-Weise was drunter vorstellen können.«
»Die Männer sind alle Verbrecher«, sagte ich.
»Also wird Bob très, très wütend; das wird ihm über den Trennungsschmerz und den Verlust hinweghelfen, und er kann sie mit Recht, mehr oder weniger, und ohne Schuldgefühle oder doch ohne allzuviele Schuldgefühle ohne einen Cent rausschmeißen, ohne zu ahnen, daß sie sowieso keinen Cent von ihm will.«
»Ich glaube schon«, sagte Lucy. »Nein, ich weiß es, Pam.«
»Hör auf, Lucy«, sagte Pam, »das ist nicht komisch. So sind dann also alle glücklich und zufrieden. Zumindest so wenig unglücklich und unzufrieden wie möglich.« Sie schwang ihre hübschen Beine ein paarmal in die Horizontale.
»Ein schlauer kleiner Plan«, sagte ich. »Ich brauche lediglich Beweismaterial zu fälschen und reichlich zu lügen. Was ist mit der Sekretärin?«
»Was ist mit der Sekretärin?« sagten sie gleichzeitig. Dann lächelten sie sich an.
»Kennt sie Ihren Generalstabsplan?«
»Spinnen Sie?« sagte Lucy. »Woher soll sie den kennen? Sie weiß nur, daß Bob glaubt, ich triebe es ein wenig; ein kleiner Quickie dann und wann.« Wieder
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