Vic Daniel 1 - Down in the Valley
Tante Jessica ging; sie war zurück nach Osten gezogen, und ich hatte über ein Jahr lang nichts von ihr gehört; nicht, daß da viel zu hören gewesen wäre. Ich grübelte kurz über Mae nach —; zu schade, daß ich kein Bild von ihr besaß; ich hätte dramatisch werden und es zerreißen oder mit dem Gesicht zur Wand drehen können oder so. Zu schade, daß ich kein Bild von Miss Shirley besaß — ich hätte ihm vor dem Einschlafen einen Gutenachtkuß geben können. Ich dachte an ein Mädchen, das ich mal kannte. Sie pflegte Mayonnaisebrote zu essen. Sie wiederum hatte eine Cousine, welche, wie sie mir mal gesagt hatte, Brote mit rohem Gemüse drauf zu essen pflegte.
Merkwürdig, daß man manche Ungesetzlichkeiten nicht nur akzeptieren, sondern sogar praktizieren kann; andere dagegen machen einen soooo wütend! Daß jemand meinen Freund John D. beklaute, machte mich zutiefst betroffen, aber daß ich beim Cousin der Nus Ware zweifelhaften Ursprungs einkaufte, finde ich völlig normal. Wenn ich Spesenabrechnungen auspolstere, dann macht mich das normalerweise nicht nur nicht betroffen, sondern es ist das reine Vergnügen, wie das Bescheißen bei der Einkommenssteuererklärung, aber worin besteht der Unterschied zwischen Mr. Seburn und Mr. Millington? Bluten sie nicht beide? Wie zieht man den Trennungsstrich? Ich habe noch nie einen Stierkampf gesehen, aber ich hätte nichts dagegen. Ich habe noch nie einen Hahnenkampf oder eine Fuchsjagd gesehen, aber ich hätte was dagegen. Manche können angeln, aber nicht jagen. Manche essen Pferde und keine Kühe, was keine schlechte Idee ist, wenn es sich bei dem Pferd um einen Zossen handelt, auf den man hundert Dollar gesetzt hat und er kommt als letzter rein, aber trotzdem. Ich habe mal gelesen, daß man nach dem Stierkampf nach hinten zum Bühneneingang gehen und die Eier des Stiers kaufen kann, damit man was Knuspriges zum Tee hat. Sehen Sie, wohin zuviel Gegrübel einen führt?
Dreiundzwanzigstes Kapitel
Arts Eigentumswohnungskomplex schmiegte sich an die nördlichen Hänge der Hollywood Hills, direkt auf der anderen Seite der berühmten Hollywood-Buchstaben. Es war ziemlich weit, aber ich hielt mich vom Freeway fern, weil ich nicht wußte, ob das Glotterdings des jungen Menschen da zugelassen war, weshalb wir über den Ventura Boulevard fuhren und dann die Hügel unter dem Reservoir hinauf. Gleich bei der Abzweigung stand ein Hamburger-Imbiß, den ich manchmal besuchte, weil der Besitzer Eintrittskarten für Dodger-Spiele verkaufte. Ich hupte ein paarmal, um den jungen Menschen auf mich aufmerksam zu machen, und wir fuhren rechts ran. Ich starb schon wieder Hungers, ich weiß nicht warum, ich hatte eben erst gefrühstückt.
Während ich zwei ausgezeichnete Hotdogs herunterschlang, las ich Saras neuestes Kommuniqué:
Vertraulich
22. Mai Bericht
Von: Agentin S. S.
An: V. D. (Ha ha)
(Nach Beschattungsnotizen angefertigt)
17:45h Kontaktaufnahme (P. »Petey«) Bolden.
Zu drehendes Ding erläutert.
Er hat Ja gesagt.
Woher nur, woher kommt meine Macht über Männer? 18:30h Er fährt in seines Vaters Corvette vor.
Ich verabschiede mich aalglatt, und dann Patrouillieren wir ums Schulgelände.
18:45h Telefonüberprüfung (meine Idee)
Ausgaben: 00,10
Es funktioniert.
Zwei Coca zum Mitnehmen aus Tarnungsgründen
Ausgaben: 01,20
18:55h Parken circa 50 Meter südl. der Schule Victory Boulevard
Sinken tief in die Sitze, schlürfen Brause
Und hören Radio, d. h. wir
Spielen Rolle typischer Teenager
Mit all ihrer Grotesquerie
Und Phantasielosigkeit.
19:15h Lasse Petey auf einen Kuß ran und auf ein
Schnelles Gegrabbel
Und ein bißchen Gesabbel
Damit der Blödmann bei Laune bleibt.
19:25h Verdächtiger in Uniform und mit komischer Mütze Fährt ab, olé,
In einem grauen ‘82er Chevrolet
Und fährt an uns vorbei Victory Boulevard Richtung Norden.
Lasse Petey nur aus Tarnungsgründen auf einen 2. Kuß ran.
Lasse weisungsgemäß fünf Minuten verstreichen, begebe mich dann zur Telefonzelle (siehe oben).
19:35h Anrufe bei V. D. zwecks Rapport
Ausgaben: 00,10
Wiederaufnehme Beschattung
Befehlen strikt zuwiderhandelnd
Und zwar (bitte ankreuzen) wg. (a) brillanten Anfalls von weiblicher Intuition
(b) normaler weiblicher Neugier
(c) Peteys Schiß vor zu Hause, hat er doch den Wagen ohne Seines Vaters Erlaubnis genommen
(d) des Dichters Gier nach Erfahrung.
Und bist du nicht froh, daß wir’s taten,
Du Großer und, im Dunkeln, auch Hübscher??
19:45h
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