Video-Kid
haben, wenn du nicht da bist, um uns zu helfen? Sollen wir denn bis in alle Ewigkeit unter der Tyrannei der Kabale leben, sollen wir bis an unser Ende vor ihr auf der Flucht sein? Du weißt genau, daß sie uns töten wollen, bloß weil wir dich gesehen haben!«
»Sie können sich sogar einen neuen Dreh einfallen lassen«, sagte ich, »und verbreiten, wir hätten dich entführt. Hätten dich woanders hingebracht und dort ermordet. Wenn du nicht bei uns bist, um das Gegenteil zu beweisen, haben wir nicht die geringste Chance. Also, sei vernünftig. Du kannst immer noch Biologie studieren. Sicher gibt dir der Professor gerne Stunden. Und du, Armbruster, kannst dich in die Geheimnisse der Politik einweihen lassen, zu gegebener Zeit. Du könntest uns sogar dabei behilflich sein, Angelhecht zu entlarven, damit wir Gelegenheit erhalten, ihn auf legale Weise zu beseitigen; falls ich so lange warten kann, was ich bezweifle. Hört sich das denn nicht vernünftig an? Entspricht das nicht unserem Plan?«
»Offen gesagt, nein«, sagte Moses. »Meine Arbeit hier ist zu wichtig, um sie von einer politischen Meinungsverschiedenheit stören zu lassen. Keine politische Handlung ist mehr als eine Eintagsfliege. Ich hingegen kümmere mich um ewige Wahrheiten.« Er stand auf und wischte sich Erde von den Knien seines Einteilers.
»Und du scheinst mich zu unterschätzen«, sagte Armbruster stolz. »Vor fünfzig Jahren schon habe ich ihnen den Kampf ihres Lebens geliefert, und seitdem bin ich nur noch besser geworden. Mit Moses Moses' Intuition zu meiner Unterstützung werde ich bei unseren Gegnern das Unterste zuoberst kehren. Ich werde es ihnen so geben, daß sie sich wünschen werden, nie geboren worden zu sein. Davon abgesehen suchen sie ja nach Moses Moses und rechnen gar nicht mit mir. Sobald wir wieder in Telset sind, befalle ich sie wie ein Virus von innen heraus. Zuerst aber suche ich Angelhecht und zermalme ihn. Er kann mir nicht entkommen, selbst wenn er sich auf dem Grund des Meeres verstecken würde.«
»Das ist der rechte Geist«, sagte Moses. Doch es klang eher zurückhaltend kühl, wie bei einem zufälligen Beobachter - und nicht von innerem Feuer erfüllt, wie bei einem begeisterten Zuhörer. »Ich lasse euch drei an der Küste hinaus. Die lauft ihr dann in südlicher Richtung entlang, bis ihr auf der Höhe von Telset seid. Dort setzt ihr dann mit einem Boot über den Golf. Ihr seid beide erfahrene Segler. Ihr könnt euch sogar selbst ein Floß bauen. Ich gebe euch die entsprechenden Werkzeuge. Wenn die Insel explodiert, würden sie ohnehin verlorengehen.«
»Und was willst du so lange treiben?« fragte ich wütend. »Mit dem Fallschirm über der Wildnis abspringen und dich dort auf eigene Faust durchschlagen''«
»Richtig. Aber mit den vermeintlichen Kenntnissen Armbrusters komme ich sicher mehr als leidlich zurecht. Immerhin entspricht dies genau dem. was ich von Anfang an vorhatte, nicht wahr, Professor?«
»Ganz recht.«
»Woher willst du denn Armbrusters Kenntnisse haben, wenn der Professor kilometerweit von dir entfernt, bei uns ist?« wollte Anna verärgert wissen. Zur Antwort erhielt sie von den beiden ein identisches Lächeln; ein Lächeln, das bei ihr und mir ein Frösteln hervorrief.
»Sobald der Austausch abgeschlossen ist«, erklärte der Professor kalt und unfreundlich, »habe ich vor, den Namen Armbruster Moses anzunehmen. Der Gründer hat sich für Moses Armbruster entschieden. Damit spiegelt sich unser interner Austausch äußerlich perfekt wider. Und so ist es recht.«
»Aber das könnt ihr doch nicht tun«, beharrte Anna und war den Tränen nahe. »Damit macht ihr alles kaputt.«
Moses breitete die Arme aus. »Wie ihr vielleicht schon festgestellt habt«, sagte er, »ist es dafür schon zu spät.«
11
Die folgenden vier Tage waren die Hölle für Anna und mich. Moses und Armbruster ließen den leisesten Anschein eines normalen Verhaltens fallen. Jede freie Sekunde verbrachten sie in ihrer befremdlichen Verbindung. Sie ignorierten uns vollkommen, wenn sie sich nicht gerade mit uns beschäftigen mußten. Als wir sie zwingen wollten, sich uns zu erklären, starrten sie uns nur mit der Miene von Männern an, die sich in Trance befinden. Sie weigerten sich, unsere eindringlichsten Bitten, unser Betteln, unser Flehen und unsere wüstesten Beschimpfungen wahrzunehmen.
Ich sah das aberwitzige Verhalten der beiden schließlich als Verrat an all unseren Hoffnungen an. Anna und ich erklärten
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