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Video-Kid

Video-Kid

Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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gerben.«
    »Ihr vier zusammen wollt mich allein angreifen?«
    »Wir haben dich gemäß dem Code gefordert. Was wir danach anstellen, ist ganz allein unsere Sache.«
    »In diesem Fall will ich natürlich versuchen, die Verhältnisse schon vorab ein wenig zu meinen Gunsten zu verändern!« Mit einem Wutschrei stampfte ich gezielt auf und zerschmetterte ihm den linken Spann. Dann stieß ich den Griff meines Nunchucks tief in seinen Unterleib. Er klappte zusammen, und ich hieb ihm mit dem Handrücken einer Hammerfaust in den Nacken. Er fiel lang ausgestreckt zu Boden.
    Während ich dem bewußtlosen Klon Smuff zwischen die Lippen schob, schüttelte Rosastrahl den Kopf. »Du hast einen Unbewaffneten niedergeschlagen!« rief er laut, um noch mehr Neugierige anzulocken, als sich ohnehin schon um uns herum versammelt hatten. »Deine Arroganz schreit nach schwerer Vergeltung, Video-Kid.«
    Ich bedachte ihn mit einem drohenden Blick. »Du kennst meine Nummer im Kommunikationsnetz, Rosa. Für Leute wie dich stehe ich jederzeit zur Verfügung.« Ich schob ihn beiseite und drängte mich durch die Menge.
    Armitrage holte mich ein, bevor ich den Stellplatz der Palankine hinter mir gelassen hatte. Mittlerweile hatte ich auch meine gute Laune wiedergefunden. Ich klopfte Armitrage auf den Rücken. »Komm, wir wollen den guten alten Oswald Pigment finden. Ich könnte jetzt wirklich etwas Weißes Licht gebrauchen.«
    »Sei heute mal lieber ein bißchen vorsichtig mit Drogen, Kid. Dazu würde ich dir dringend raten.«
    »Hah! Hätte nie gedacht, so etwas aus deinem Mund zu hören!«
    »Dir steht jetzt ein mächtiger Feind entgegen. Da mußt du schon alle Sinne beisammen haben.«
    »Verdammt noch mal, heute ist Harlekinade! Kein schmächtiger Hanswurst kann mir meine Feststimmung verderben. Du hast doch gesehen, wie ich ihm geantwortet habe.« Ich schnipste mit den Fingern. »Davon abgesehen kämpft heute niemand. Wie wollen sie mir auflauern, wenn ich die ganze Zeit bei Freunden bin?«
    Armitrage nickte langsam. »Ich werde bestimmt ein wachsames Auge auf dich haben.« Plötzlich grinste er. »Tod und Schmerz, da kommt mein Patron.«
    Sein Patron war Elsbeth Tausendeitel, Scheinbergs schärfste Konkurrenz. Sie ließ sich mit gehörigem Pomp in einem gewaltigen, blumenumkränzten Palankin von acht aneinandergeketteten, nackten Pornodarstellern tragen.
    »Du dort!« rief sie frohlockend Armitrage an. »Der hinreißende Kavalier dort mit der Beulenpest! Wann können wir diesen herrlichen Körper in Aktion aufzeichnen? Wir zahlen jeden Preis dafür! Vielleicht können wir dich sogar heilen!«
    »Nichts vermag mich zu retten, es sei denn ein Kuß der Schönsten der Nacht«, rief er galant zurück. Mit erstaunlicher Behendigkeit sprang er zu ihr hinauf, brachte die Träger ächzend ins Schwanken, packte Tausendeitel an der gefederten Kronenmaske und küßte sie auf den weit aufgerissenen Mund. Dann hüpfte er auf die Straße zurück und riß sich die künstlichen Beulen vom Hals. »Endlich, ich bin geheilt!«
    Elsbeth Tausendeitel lachte schrill und zu hysterisch. Sie schlug mit einer Peitsche an die Seite ihres Palankins. Die Träger warfen Armitrage beim Weiterziehen haßerfüllte Blicke zu.
    Armitrage sah ihnen nach. »Alte Vettel«, murmelte er. »Kid, hilf mir mal, die Beulen wieder festzumachen.«
    Schließlich fanden wir unseren Freund Oswald Pigment. Er war von einer Gruppe seiner Ästhetikschüler umgeben, den sogenannten Pigment-Malern. Oswald gab uns Weißes Licht, eine Droge, die in ungeheurer Weise die visuelle Einbildungskraft intensiviert. Von nun an begann der Tag sich aufzulösen.
    Unsere Wanderungen im roten Rausch in allen Einzelheiten zu beschreiben, würde zu weit führen. Um es kurz zu machen, wir erlebten eine einzige Kette sonderbarer Vorkommnisse: Ständig liefen wir Münz-Scheinberg in die Arme, oder zumindest Leuten, die ihm ähnlich sahen. Jedesmal, wenn wir ihn sahen, trug er ein anderes Kostüm. Ich vermutete, bei den meisten dieser Scheinbergs handelte es sich um Hologramme von ihm. Lachend gestand er wenigstens soviel ein: »Ich habe dir doch gesagt, ich müßte mich vierteilen, nicht wahr?« Einmal geriet ich in eine bizarre Unterhaltung mit Scheinbergs Alien. (Manche behaupteten, dieses Wesen sei in Wahrheit einst ein Mensch gewesen, aber das schien mir doch eher eine Verleumdung zu sein.) Der Alien trug eine Infrarot-Nachtbrille, die in vielfarbige Polygone - wie bei einem Insektenauge - unterteilt war. Wie

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