Video-Kid
Würger.
Armitrage riß eine künstliche Pestbeule von seinem Nacken und kratzte sich an der Stelle. (Ich habe bisher versäumt zu erwähnen, daß Armitrage sich als Siedler aus der Frühzeit verkleidet hatte, der an einer Lymphgefäßerkrankung litt.) »Und wie sehen deine Pläne für den Rest des Tages aus?« fragte er, und dieses Mal zuckte ich die Achseln. »Dann schließe dich mir an, und ich sorge für deine Kurzweil. Hättest du vielleicht Interesse an einem wirklich heißen Schuß? Ganz zufällig habe ich wirklich feinen Roten Staub bei mir.« Abgesehen davon, daß er mein bester Freund war, besorgte ich mir bei Armitrage auch meinen Stoff. Er war für viele Kampfkünstler in der Zone der Dealer. Ein Dienst, der mit einem hohen sozialen Status verbunden war. »Hm, weiß nicht«, sagte ich. »Etwas Milderes wäre mir lieber.«
»Dann wollen wir einmal nachsehen, ob wir nicht doch noch handelseinig werden können.« Wir entließen unsere Begleiter und tauchten in die Menge ein.
Ein Mann kam auf Stelzen an uns vorbei. Unauffällig stellte Armitrage ihm ein Bein und sandte ihn so mitten in eine Tänzergruppe der dritten Staffel des Telset-Balletts, die gerade ein Picknick abhielt. Kichernd verbargen wir uns rasch hinter den Trägern einer Sänfte. Wir umrundeten einen riesigen und rosafarbenen Zwei-Personen-Palankin, der einem Liebespaar der Perfekten Würger gehörte, und wären dann fast über einen der Klon-Brüder gestolpert.
Der junge Mann hockte auf dem geborstenen, grasbewachsenen Straßenpflaster und spielte mit Rosastrahl von den Würgern ein Würfelspiel. Er warf gerade die zwanzigseitigen Würfel, als er sich umdrehte, mich entdeckte und rasch aufsprang. Er trug einen hellroten Bodysuit mit kleinen Metallplatten. Seine Maske bestand aus einem endlosen und steifen weißen Plastikband, mit dem er seinen ganzen Kopf umwickelt hatte. Die Augen waren von schmalen, roten Linsen bedeckt. Die Schlichtheit seines Kostüms war merkwürdig für die ansonsten flitterliebenden Klons. Es wirkte eher nach einer Dienstkleidung, und die Farbe konnte nur eines bedeuten.
»Sieh an«, quiekte der Klon, nachdem er die Fassung wiedergewonnen hatte, »da ist ja der Mechano-Kid. Wie nett, dich gerade jetzt zu sehen, Turbinen-Kid.«
Verächtlich sah ich ihn von oben bis unten an. »Du solltest nicht eine so gefährliche Farbe wie Rot tragen, Klon-Baby«, sagte ich, »das steht dir nicht.«
»Rot verbirgt die Blutspritzer jener, die die ihnen Überlegenen beleidigen«, erklärte der Klon selbstsicher. Er trat näher heran. Ich roch schwach die kosmetischen Gewürze in seinem Atem. Langsam streckte er einen Arm aus und legte eine lange, schmale Hand auf meine Wange. »Im Namen meiner Brüder und anderer Ehrenmänner fordere ich dich, Video-Kid. Wir fordern dich! Ehrenfehde!« Er verabreichte mir eine Ohrfeige.
Ich fuhr zurück. »Bestelle deinem Herrn, diesem Feigling in Rot, der euch bezahlt und aushält, daß ich ihm jeden Knochen einzeln breche, sobald ich mit euch Arschkriechern fertig bin.«
Der Klon preßte den Mund zusammen. »Arschkriecher? Harte Worte vom speichelleckenden Schoßtier MünzScheinbergs.«
Mein Haar richtete sich auf, aber Armitrage hielt mich am Arm. »Tu ihm nichts, Kid, er ist unbewaffnet.«
»Richtig«, sagte ich, »ich streite mich doch nicht mit einem Günstling über seinen Herrn. Höre, Klon, in drei Tagen um Mitternacht am Trümmer-Platz.«
»Zu spät, viel zu spät«, quiekte der Klon. »Eile gehört zu den Bedingungen des Roten. Nein, wir vernichten dich noch heute, Schrott-Kid.«
»Aber heute ist ein Feiertag«, bemerkte Armitrage indigniert. »Bemühe dich um ein Mindestmaß an Stil, Klon!«
»Bemühe dich um deinen eigenen Hintern, du wichtigtuerischer Störenfried«, gab der Klon barsch zurück. »Die niederen Details der Kampf-Artigkeit scheren uns nicht länger. Unser neuer Patron ist sehr mächtig, und seine Befehle haben oberste Priorität für uns. Wage es nicht, dich ihm in den Weg zu stellen!«
»Wenn ihr Kid heute angreifen wollt, müßt ihr zuerst mit mir fertig werden«, warnte ihn Armitrage.
»Kümmer' dich nicht darum«, erklärte ich Armitrage. »Sie können mich nicht dazu zwingen, heute mit ihnen zu kämpfen. Ich suche mir meinen Kampfort und die Bedingungen selbst aus.«
»Schalte lieber deinen Verstand ein, Töricht-Kid. Du hast uns einzeln aufgelauert und uns krankenhausreif geschlagen. Aber heute erscheinen wir im Quartett und werden dir das Fell
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