Viel Laerm um Stratfield
mein auf ewig. Ich werde kommen."
Sie biss sich auf die Unterlippe. Ihr Gesicht war blass. Er hatte das eigenartige Gefühl, dass sie ihn ohrfeigen wollte. „Wenn du zurückkommst", flüsterte sie und zog einen ihrer ziemlich ruinierten Flügel hoch, „sorge nur dafür, dass du kein Geist bist."
21. Kapitel
Als Chloe wieder aus dem Zimmer kam, stellte sie fest, dass der Empfangssaal immer noch voller Menschen war, die nicht tanzen wollten und es vorzogen, bei einem Glas Limonade einen Plausch zu halten. Die Musikanten hoben gerade zu einem neuen Stück an, aber nach dem, was sie eben mit Dominic erlebt hatte, verspürte Chloe keinerlei Bedürfnis, im Tanz herumgewirbelt zu werden. Sie fühlte sich ohnehin schon ziemlich benommen. Stattdessen sehnte sie sich danach, alleine zu sein, um über das nachzudenken, was zwischen ihnen geschehen war. Sie musste sich beruhigen - und bereit sein, falls er sie brauchte, um die Sache mit seinem Onkel zu Ende zu bringen.
Vielleicht hätte sie sich mehr Gedanken um den Verlust ihrer Tugend und ihrer Zukunft als gefallene Frau machen sollen. Aber das tat sie nicht. Was geschehen war, war geschehen. Sie wollte sich nur eine Weile hinsetzen und jedes dekadente Detail noch einmal durchleben, bevor sie damit begann, sich Sorgen zu machen, was ihm zustoßen könnte. Würde dies der Abend sein, an dem er Sir Edgar endlich entgegentrat? Was würde er tun, wenn der tatsächlich einen Verbündeten hatte, der ihm wartend zur Seite stand? Was, wenn Dominic und sein Freund versagten? Bei dem Gedanken schnürte sich ihr die Kehle zu.
„Nun", murmelte eine Frau, die Chloe von hinten anrempelte, „meine Mama sagt, dass es keine tugendhafte Frau mehr im Dorf gäbe, wenn es nach dem Geist von Stratfield ginge."
Chloe seufzte wehmütig und rückte die Flügel an ihren Schultern zurecht. Wenn es nach ihr ginge, wären Dominics Tage als Geist bald für immer zu Ende, und er würde seine Laster nur noch bei einer einzigen Frau ausleben.
„Ich glaube nicht, dass es überhaupt einen Geist gibt", verkündete ein übellauniger Herr laut. „Ich glaube, das Ganze ist nichts als ein weibliches Hirngespinst. Was meinen Sie dazu, Lady Chloe?"
Chloe wandte sich zu dem unbekannten roten Gesicht um. Sie kannte nicht einmal den Namen des Mannes. Er war einer von Justins Bekannten, und dabei fiel ihr ein, dass sie den ganzen Abend nicht mit Justin getanzt hatte. Er hatte sie vollkommen ignoriert. Nicht, dass es ihr etwas ausmachte. Sie hatte nicht einmal darüber nachgedacht, bis ...
„Ah, da bist du also, Chloe." Sie blickte auf und sah ihren Onkel, der aus dem Erfrischungsraum kam und sich durch die Menge drängte. „Ich hatte mich schon gefragt, wohin du verschwunden bist."
„Ich war hier", sagte sie vage und blickte an ihm vorbei.
„Hier?"
„Nun." Oh, wie sie es hasste zu lügen! „Ich wollte meinen Fächer holen. Ich dumme Gans. Er hing die ganze Zeit über an meinem Handgelenk."
Seine sanften Augen blickten sie nachdenklich an. „Du dumme Gans."
„Ja." Ihr Puls raste. „Ich dumme Gans."
„Hatte Lady Dewhurst Erfolg dabei, den Geist zu bannen?", fragte ein weiterer Gast grinsend.
Sir Humphrey wandte sich von Chloe ab, um zu antworten, und sie verspürte eine tiefe, wenn auch vorübergehende Erleichterung. Zwar hatte er vielleicht bemerkt, dass ihre Antwort seltsam gewesen war, aber er würde sie nicht weiter bedrängen. Chloe war dankbar dafür. Sie hasste es, jemanden anzulügen, der so freundlich zu ihr gewesen war wie ihr Onkel.
Er legte eine Hand auf ihren Arm. „Lass mich dir ein Glas Limonade holen, Chloe. Du wirkst ein wenig erhitzt."
Gütiger Himmel. Wenn er nur wüsste, warum. So freundlich war er auch wieder nicht, dass er akzeptieren würde, was sie und Dominic getan hatten. Sie wäre lieber gestorben, als ihm Leid zuzufügen und ihren einzigen Verbündeten in diesem Haushalt zu enttäuschen.
„Limonade wäre großartig, Onkel ..."
Sie erstarrte. Gerade hatte sie bemerkt, dass Sir Edgar aus der Garderobe kam. Er trug schwarze Abendkleidung und ein strahlend weißes Leinenhalstuch, offensichtlich hatte ihm niemand mitgeteilt, dass dies ein Maskenball war. Vielleicht aber hielt er es auch für unter seiner Würde, in einem Kostüm zu erscheinen. Andererseits, dachte sich Chloe, war seine ganze Persönlichkeit nur eine Fassade. Er war ein herzloser Mörder, der sich als Ehrenmann verkleidete, ein Gentleman mit den Instinkten der Gosse.
Ihr Herz schlug heftig,
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