Viel Laerm um Stratfield
anhört, ist es eine gute Übung für mich, meinen Mörder zu stellen, bevor ich deiner Familie entgegentrete."
In tiefem Schweigen kleideten sie sich fertig an. Dominic war nur allzu bewusst, dass sie länger fort gewesen waren, als klug war, dass er stets sein Zeitgefühl verlor, wenn sie zusammen waren. Sie hat sich verändert, seit ich sie zum ersten Mal gesehen habe, dachte er bei sich. Aber auch er hatte sich verändert. Das Exil, das ihre Brüder ihr aufgezwungen hatten, war ganz sicher nicht das, was sie sich vorgestellt hatten.
Und nun musste er seine Aufmerksamkeit wieder seinem Onkel zuwenden. Sir Edgar hatte Kontakt zu einem Mann in London oder aus der Umgebung Londons gehabt. Das hatte Dominic der Geschwindigkeit entnommen, mit der er Briefe mit diesem Unbekannten gewechselt hatte.
Die Identität des Mannes kannte Dominic nicht. Der Colonel schien seine Botschaften zu verbrennen, sobald er sie gelesen hatte. Aber Dominic hatte einen halb verkohlten Brief im Kamin gefunden, in dem es hieß, dass er für Sir Edgar eine große Geldsumme bei seiner Bank abgehoben hatte.
Beabsichtigte der Kerl, zu fliehen oder einem Komplizen aus der Vergangenheit Schweigegeld zu bezahlen? Plante er einen weiteren Mord?
Vielleicht würde Dominic es nie erfahren. Aber er würde nicht zulassen, dass sein Onkel noch irgendjemandem Schaden zufügte.
„Chloe", sagte er zögerlich und umschloss ihre sanft gerundeten Schultern mit beiden Händen. „Ich will, dass du sobald wie möglich nach London zurückkehrst oder dahin, wo deine Brüder gerade sind."
„Glaubst du, sie werden mir da irgendeine Wahl lassen?"
Sein Blick verdunkelte sich vor Sorge. „Überzeuge Heath davon, dass du zurückkehren musst."
„Und nun bitte ich dich, mir die magischen Worte mitzuteilen, die die eisernen Pforten seines Herzens öffnen und ihn dazu bringen werden, mir zu gestatten, nach Hause zu kommen!"
Dominic presste den Mund zu einer dünnen Linie zusammen. „Sag ihm, dass er dich nach Hause holen muss. Du kannst ihn überzeugen."
„Das bezweifle ich."
„Verdammt noch mal, versuche es. Wenn der Verrat meines Onkels bekannt wird, gibt es einen Skandal. Geh besser jetzt."
„Skandale kümmern mich nicht, Dominic. Ich sorge mich um dich und darum, was passiert, wenn du dem Mann gegenübertrittst, der Brandon getötet hat. Ist es dir je gelungen, seinen Brief zu entschlüsseln?"
Er blickte sie irritiert an. „Seinen Brief?"
„Ja, der Brief oder das Brieffragment, das du in meinem Zimmer vergessen und dir dann zurückgeholt hast. Es war die Handschrift meines Bruders. Ich kann nicht sagen, ob die Nachricht für dich oder für Samuel bestimmt war."
Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Woher weißt du das?"
„Ich habe Brandons Handschrift erkannt, und nun, ich habe eine Kopie angefertigt, um den Brief zu entschlüsseln. Er scheint sich auf irgendetwas zu beziehen, was der Colonel geplant hat. Ich werde dir die Übersetzung geben, wenn ich damit fertig bin."
„Du bist eine erstaunliche Frau, Chloe."
„Und es wird mir erstaunlich schlecht gehen, wenn dir irgendetwas zustoßen sollte. Warum erlaubst du mir nicht, dich bei der Konfrontation mit Sir Edgar zu unterstützen?"
„Nein."
„Soll ich einfach danebensitzen und nichts tun?"
„Wenn Adrian und mir etwas zustößt, wird es an dir sein, deine Brüder mit der Sache zu betrauen."
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. „Was hast du vor?"
„Ich will meinen Onkel davon überzeugen, das Richtige zu tun."
„Und wenn er sich weigert?"
„Ich werde tun, was ich tun muss."
Sie riss sich los. Ihre blauen Augen wirkten gleichzeitig wütend und traurig. Bei einer anderen Frau hätte das Feenkostüm mit den Flügeln luftig und ätherisch ausgesehen. Aber Chloe ähnelte eher einer römischen Göttin, die gerade einen Krieg anzetteln wollte. Sie erschien ihm eher stark als unwirklich. Ihre Zerbrechlichkeit war nur oberflächlich. Sie war die Art von Frau, die irgendein sauertöpfischer alter Earl liebend gerne verwöhnt, verhätschelt und an seinem Arm herumgezeigt hätte. Bei dem Gedanken wurde Dominic übel. Er wollte sie nicht an einen anderen Mann verlieren. Er wollte triumphieren und sie für sich selbst einfordern.
Ein letztes Mal zog er sie von der Tür weg und nah zu sich hin. „Ich werde kommen und dich holen", versprach er mit funkelnden grauen Augen. „Auf die eine oder andere Art. Küsse nie wieder jemanden hinter Kutschen oder in Eingangshallen. Bleibe
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