Viel Laerm um Stratfield
sprechen, Justin."
Er schob sich den mit Edelsteinen bestickten Turban aus den Augen. „Ich habe Sie gesehen, Lady Chloe Boscastle. Ich habe gesehen, wie Sie sich mit diesem künftigen Duke davongeschlichen haben."
„Nur zu Ihrer Information - Lord Wolverton hat mich lediglich in die Eingangshalle begleitet, als ich dort meinen Fächer holen ging."
„Ha! Sie beide waren lange genug fort, um sonst was zu treiben."
„Hören Sie auf, sich wie ein Kleinkind zu benehmen", ermahnte Chloe ihn leise. „Ich bin nicht mit Lord Wolverton spazieren gegangen." Was die reine Wahrheit war. Sie war mit Dominic unterwegs gewesen, und wenn Justin sich nicht beherrschte ...
Der bedrohliche Schatten eines Mannes fiel zwischen sie und rettete Chloe davor, Justin einen wohlverdienten Tritt zu geben. Die Unterbrechung wäre vielleicht willkommen gewesen, wenn es nicht ausgerechnet Sir Edgars Gegenwart gewesen wäre, die Chloe davor bewahrte, in aller Öffentlichkeit gewalttätig zu werden. Sie hätte sich sehr viel lieber hundert Wutausbrüchen von Justin gestellt als diesem widerwärtigen Mann.
„Ein Streit unter Liebenden?", fragte der Colonel mit einem ironischen Lächeln. „Soll ich den neutralen Beobachter spielen?"
Chloe warf Justin einen mörderischen Blick zu. Vielleicht konnte sie aus seinem Anfall ja einen Vorteil ziehen. Solange Sir Edgar hier war, konnte er Dominic nichts tun. „Es war nur ein Missverständnis."
„Darauf wette ich", murmelte Justin, aber offensichtlich war er Gentleman genug, um es dabei zu belassen. „Dann werden Sie beide mich jetzt entschuldigen?", fragte er und trat einige Schritte zurück. „Ich glaube, meine Mutter ruft nach mir."
Sir Edgar blickte mit einem resignierten Seufzer zu Chloe hinunter. „Nun, dies ist nicht London, nicht wahr, meine Liebe? Diese Landtölpel verstehen nichts von der feinen Kunst gesellschaftlicher Etikette. Ich nehme an, Sie sind es gewohnt, Herzen zu brechen."
Chloe beobachtete Justin, wie er schnurstracks auf eine andere Dame zuging und sie zum Tanz aufforderte. Der Schwachkopf würde offensichtlich nicht lange an einem gebrochenen Herzen leiden. Nun, sie hatte schon immer gewusst, dass sie ein wenig zu wild für ihn war.
„Beabsichtigen Sie, in der nächsten Zeit nach London zu reisen, Sir Edgar?", fragte sie unschuldig und mied seinen Blick. Sie konnte sich einfach nicht dazu überwinden, ihm ins Auge zu blicken. Ihr schauspielerisches Können war nicht gut genug, um ihre Verachtung für ihn zu verbergen.
Er schüttelte den Kopf. „Leider muss ich länger auf dem Anwesen meines Neffen bleiben, als zunächst abzusehen war. Ich habe festgestellt ... "
Plötzlich verstummte das Gelächter und Gerede um sie herum. Der Steward wollte gerade die Preise für die besten Kostüme verleihen. Gäste strömten nach vorne, Chloe und Sir Edgar wurden in unterschiedliche Richtungen gedrängt.
Entschuldigend zuckte er mit den Schultern, als sie voneinander getrennt wurden. Sie spürte tiefe Erleichterung und hoffte, dass er an ihrem Benehmen ihm gegenüber nichts Verdächtiges bemerkt hatte. Die Vorstellung, unbeschwert mit dem Mann zu plaudern, der Dominic beinahe erstochen hatte, war mehr, als sie ertragen konnte. Sie hätte ihn mit ihren eigenen Händen umbringen können.
Die Gäste klatschten begeistert über jedes vorgestellte Kostüm. Chloe sah, wie ihr Onkel auf sie zukam, wobei er seinen Blitz dazu benutzte, sich einen Weg zu bahnen. Lord Wolverton stand in entspannter Pose am anderen Ende des Ballsaals, eine breite Schulter lässig an die Wand gelehnt. Chloe bemerkte, wie er erst in ihre Richtung blickte und dann zu Sir Edgar, als versuche er, sie beide im Auge zu behalten.
Ja, es war ein gutes Gefühl, einen Freund wie den Viscount in Sichtweite zu haben, selbst wenn es stimmte, dass er einen ganzen Sommer auf einem chinesischen Piratenschiff verbracht hatte. Dennoch, solange er hier war und sie beschützte, konnte er Dominic nicht helfen. Besorgt runzelte sie die Stirn.
Würde er Dominic zur Seite stehen, wenn der den letzten Teil seines Plans in die Tat umsetzte? Selbst wenn der Viscount nur im Hintergrund die Fäden zog, musste er doch zumindest daran beteiligt gewesen sein, Sir Edgars Sturz zu planen.
Wie würden sie es anstellen? Plötzlich hatte Chloe einen Kloß im Hals. Dominic hatte sehr darauf geachtet, ihr keine Details zu verraten. Sie hielt den Fächer eng umklammert. Solange er nur wohlbehalten zu ihr zurückkam, war sie beinahe froh,
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