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Viel Laerm um Stratfield

Titel: Viel Laerm um Stratfield Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Erklärung dafür gebeten, warum er sich heimlich mit einem Priester getroffen und sich mit ihm auf Französisch unterhalten hatte.
    In einem Geniestreich hatte er seinen Neffen an die katholische Tradition der Familie erinnert. Er praktizierte seinen Glauben nicht offen, er war sogar zur Anglikanischen Kirche übergetreten, um Soldat werden zu können, aber in einem Augenblick der Schwäche hatte er gedacht, dass ein paar Gebete wohl nicht schaden konnten. Samuel musste das verstehen, er war schließlich sein eigener Neffe, und die Familie war lange katholisch gewesen.
    Es war eine glaubhafte Erklärung.
    Samuel und Brandon hatten die Geschichte allem Anschein nach für bare Münze genommen und nie wieder nachgefragt. Ein paar Jahre später, als er wütend seinen Posten in der Armee niedergelegt hatte, um eine besser bezahlte Stelle bei der ehrbaren East India Company anzutreten, baten die beiden abenteuerlustigen Männer darum, sich wieder seinem Regiment anschließen zu dürfen.
    Damals hatte er nicht den leisesten Verdacht gehegt, dass die scheinbar kindlichen jungen Soldaten vom britischen Geheimdienst dazu beauftragt worden waren, ihm nachzuspionieren. Sie sollten Beweise dafür sammeln, dass er den Franzosen Informationen verkauft hatte, nachdem er bei der Beförderung, die er verdient zu haben glaubte, übergangen worden war.
    Ein junger, unerfahrener Aristokrat, der Wellingtons Wohlwollen gewonnen hatte, hatte den Posten bekommen, den Edgar sich für sich selbst erhofft hatte. All die Jahre, in denen er so gewissenhaft für die Armee gearbeitet hatte, zählten nichts.
    Aber durch Dominics Tod war Edgar jetzt kurz davor, alles zu bekommen, was er verdient hatte. Einen Titel, Land, Reichtum. Verdammt, für diesen Lohn hatte er sein eigen Fleisch und Blut ermordet.
    Es störte ihn nicht im Geringsten, dass er Stratfield noch ein zweites Mal töten musste.

24. Kapitel
    Chloe und ihr Onkel waren innerhalb von zwanzig Minuten an dem verwitterten, steinernen Torhaus von Stratfields Anwesen angekommen. Während sie noch versuchte, wieder zu Atem zu kommen, betrachtete sie das elegante elisabethanische Haus. Es schien eine zu friedliche Kulisse für die gewaltsame Konfrontation zu sein, von der sie befürchtete, dass sie gerade im Inneren stattfand. Hinter den Fenstern war keine Bewegung zu sehen, aus den Schornsteinen stieg kein freundlicher Rauch auf ... nirgendwo war ein Anzeichen von Leben oder Tod. Ihr Herz fühlte sich schwer wie Blei an.
    „Was sollen wir tun?", fragte sie ihren Onkel, als sie probeweise gegen das schwere, schmiedeeiserne Tor drückte und feststellte, dass es zugekettet war.
    „Du wirst gar nichts tun", erwiderte Sir Humphrey, „außer hier im Torhaus zu warten, während ich drinnen nachsehe."
    „Aber das Tor ist verschlossen."
    Sir Humphrey schlug mit seinem Spazierstock gegen die Eisenstäbe. „Finley! Machen Sie sofort auf! Finley, es ist dringend - Sie müssen mich hereinlassen."
    Die Tür des Torhauses ging auf, aber die schlanke Gestalt von Adrian Ruxley trat heraus und nicht Dominics drahtiger irischer Wildhüter. „Beruhigen Sie sich, Sir Humphrey", sagte er, als er auf das Tor zuging. „Sie machen ja genug Lärm, um die Toten aufzuwecken."
    Chloe begegnete seinem zuversichtlichen Blick, und ihre Stimmung erhellte sich schlagartig. Er wirkte so unbesorgt. Bedeutete das, dass es Dominic gut ging? War die Tortur endlich    vorüber?
    „Lord Wolverton", erklärte Sir Humphrey eindringlich, „ich glaube nicht, dass Sie hier stehen und Witze machen würden, wenn Sie den Ernst der Lage erkannt hätten."
    „Ich verstehe", erwiderte der Viscount voller Respekt.
    Sir Humphrey unterzog den Mann, der vor ihm stand, einer gründlichen Musterung. „Und warum sind Sie dann in diesem Augenblick nicht bei Lord Stratfield?"
    Adrian nahm einen schweren Messingschlüssel aus der Westentasche. „Ich habe ihm das Versprechen gegeben, mich nicht einzumischen."
    „Ich auch", sagte Chloe kaum hörbar. Sie blickte an ihm vorbei zum Haus. „Aber verdammt, er scheint zu glauben, dass er unsterblich ist", murmelte sie. „Nur weil er einmal von den Toten auferstanden ist, heißt das noch nicht, dass er das noch einmal tun kann. Man nennt so etwas ,das Schicksal herausfordern'."
    „Diesmal ist es etwas anderes." Adrian blickte sie genau an. Sie beide kannten unterschiedliche Seiten von Dominic, unterschiedliche Stärken und Schwächen. „Dominic ist nicht im Nachteil. Er hat diese Begegnung

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