Viel Laerm um Stratfield
ebenso genau vorausgeplant wie Sir Edgar seine brutalen Morde."
Chloe versuchte, in diesen Worten Trost zu finden. An Adrians Vertrauen in Dominics Fähigkeiten war wirklich etwas Tröstliches. Vielleicht war dies eine männliche Eigenschaft, die sie nicht verstand. Sie wollte seinen Glauben und seinen Mut teilen, aber sie war überzeugt davon, dass sie so lange nicht ruhig atmen könnte, bis sie Dominic mit ihren eigenen Augen wiedersah.
„Und es ist mir egal, was wir ihm versprochen haben", verkündete sie, als das Tor aufging, um ihnen Einlass zu gewähren. „Sie müssen wenigstens sicherstellen, dass er wirklich keine Hilfe braucht. Der Colonel ist ein verzweifelter Mann. Ihm wird bewusst werden, dass er nichts mehr zu verlieren hat, nun da sein Verrat aufgedeckt ist. Er wird bis auf den Tod kämpfen ... "
„Ich habe Stratfield kein derartiges Versprechen gegeben", erklärte Sir Humphrey fest entschlossen. „Treten Sie zur Seite, Lord Wolverton. Es ist meine Pflicht, meinem Nachbarn in Zeiten der Not hilfreich zur Seite zu stehen."
Adrian zögerte und blickte nachdenklich zum Haus hinüber, bevor er beiseitetrat, um Sir Humphrey durch die Tür des Torhauses eintreten zu lassen. In seinem Blick war genügend Unsicherheit, um Chloes Bedürfnis, etwas zu unternehmen, erneut anzufachen. Es war noch nicht ausgestanden. Der Viscount hätte nicht so ausgesehen, wenn es vorbei gewesen wäre.
„Sei vorsichtig, Onkel Humphrey." Chloes Herz schmerzte aus Liebe zu ihm. Dann wandte sie sich Lord Wolverton zu. „Ich ertrage den Gedanken nicht, dass einem von den beiden etwas zustößt."
Einige Augenblicke lang betrachtete Adrian prüfend ihr Gesicht, dann schüttelte er geschlagen den Kopf. „Ich werde gehen und Ihren Onkel beschützen. Aber wenn Dominic glaubt, dass ich mein Versprechen gebrochen habe, werde ich mir das bis ans Ende meiner Tage anhören müssen."
„Danke", sagte Chloe und blickte an ihm vorbei auf das Haus. Sie musste hineingehen und in der Nähe bleiben, falls Dominic Hilfe benötigte.
Adrian berührte ihr Handgelenk. „Finley ist verschwunden. Er sollte eigentlich das Torhaus bewachen, aber er war ein bisschen zu lange fort. Als Sie und Ihr Onkel kamen, dachte ich, er wäre es."
Sie blickte in sein Gesicht hinauf. „Vielleicht kann ich ihn finden."
„Dominic will nicht, dass Sie sich in Gefahr begeben."
„Ich auch nicht", erklärte ihr Onkel nachdrücklich. „Mir wäre es lieber, wenn du im Torhaus wartest."
„Ich komme sehr gut zurecht. Tu, was du tun musst."
Warten. Nein, sie konnte nicht warten. Jedenfalls nicht draußen, ganz untätig. Sie konnte wenigstens Finley suchen und ihn zu den anderen schicken, um zu helfen. Sie hatte zwar kein besonderes Verlangen danach, Sir Edgar ins Auge zu blicken und ihm ihre Rolle in der ganzen Sache zu offenbaren, aber sie musste verhindern, dass er je wieder irgendjemand wehtat, den sie liebte.
Und sie liebte Dominic.
In ihrem Sonntagskleid rannte sie auf das Haus zu, die steinerne Treppe vor dem Eingang hinauf und in die mit dunklem Eichenholz getäfelte Eingangshalle. Wie ruhig das Haus wirkte. So leer und still wie eine Gruft.
„Finley?", flüsterte sie und wirbelte herum, als sie hörte, wie die Haustür sich knarrend öffnete.
Hinter ihr war niemand.
Vorsichtig trat sie an den riesigen, kalten Kamin und beugte sich hinab, um verstohlen einen geschwärzten Schürhaken aufzuheben.
„Wer war das? Wer ist da?"
Keine Antwort.
Sie ging behutsam zurück in die Mitte des Raumes und unterdrückte einen Aufschrei, als sie auf dem Teppich über die braune Wollmütze eines Mannes stolperte. Ihr wurde übel, als sie auf die kleine Blutlache daneben starrte.
Es war die Mütze des Wildhüters. Chloe konnte sie nicht ansehen, ohne Finleys ledrige Züge vor sich zu sehen, sein wirres rotes Haar, sein zögerliches Lächeln. Was war nur mit ihm geschehen? Hatte er versucht, Dominic zu helfen?
„Wo sind ..." Sie spürte, wie etwas Hartes, Muskulöses kraftvoll gegen ihr Bein drückte, und wirbelte mit hoch erhobenem Schürhaken herum. Sie blickte auf den massigen braunen Hund hinunter, der an dem Teppich schnüffelte.
„Ares, nicht du ... doch, du! Du warst an der Tür. Komm mit. Verdien dir die Würste, die du die ganze Zeit frisst. Hilf mir, Dominic und Finley zu finden."
Der Hund führte sie durch den Gang, um die Ecke und in die Bibliothek. Sie sah kein weiteres Blut, aber ihr kam der Gedanke, dass es vielleicht mehr
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