Viel Laerm um Stratfield
eigenen Angelegenheiten. Ich war auf dem Weg der Besserung ... "
„Natürlich", sagte Sir Humphrey und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. „Ich hätte es wissen müssen. Es war nicht Devon, oder? Es war Stratfield. Du ... oh, wie konntest du nur, Chloe?"
„Müssen wir den ganzen Tag hier stehen und über mein Benehmen diskutieren?", fragte sie. „Dominic ist in diesem Augenblick bei seinem Onkel."
Er nahm ihren Arm. „Du hast recht. Ich werde dich auf dem Weg nach Hause weiterschelten."
Hastig marschierte er mit ihr an Pamela und ihren Freundinnen vorbei, die Chloe alle mitfühlend anlächelten. Chloe konnte nur annehmen, dass die Mädchen davon ausgingen, dass sie wieder in Schwierigkeiten geraten war und ...
„Warum nehmen wir nicht die Kutsche, Onkel Humphrey?"
„Weil deine Tante in ihrem spukenden Schuh nicht eine Meile weit laufen wird. Darum. Und weil ich eine Abkürzung kenne, die uns viel Zeit sparen wird."
„Sollten wir ihr nicht wenigstens sagen, dass wir gehen?", fragte Chloe mit einem besorgten Blick über die Schulter.
„Und damit ihren dramatischen Auftritt stören?" Sir Humphrey schüttelte den Kopf. „Wir werden dem Kutscher Bescheid sagen, dass er sie und Pamela nach Hause bringen soll. Warte hier."
„Aber ... "
Chloe blieb alleine auf dem Fußweg stehen, als er auf die Reihe wartender Kutschen zueilte. In der Ferne konnte sie die Spitzen der Bäume sehen, die Stratfield Hall umgaben. Natürlich würde Dominic die Details seiner Rache bis hin zur genauen Uhrzeit durchgeplant haben.
Er konnte dem Colonel nicht bei Nacht entgegentreten, da die Dienstboten dann vielleicht etwas gehört hätten und ein Pistolenschuss in der Stille der Nacht weit tragen würde. Er hatte stattdessen einen Sonntagvormittag gewählt, während alle in der Kirche waren.
„Nun gut", sagte Sir Humphrey und schnappte ein wenig nach Luft, als er wieder zu ihr trat. „Wir sollten gehen, bevor jemand kommt und sich uns anschließen will."
Chloe schritt eilig neben ihm einher. „Was werden wir unternehmen?"
Er presste die Lippen zusammen. „Du wirst gar nichts unternehmen, junge Dame. Mir scheint, als hättest du schon mehr als genug getan. Mir schaudert bei dem Gedanken, wie ich das alles deiner Tante erklären soll, geschweige denn dem Rest deiner Familie."
Chloe wurde kalt bis in die Knochen. „Musst du es ihnen wirklich sagen?"
„Ich fürchte, dieses Mal bist du zu weit gegangen, Chloe Ein Kuss hinter einer Kutsche ist eine Sache."
„Du könntest mir ebenso gut eine Schlinge um den Hals legen", verkündete sie trübsinnig. „Oder mich auf einen Frachter werfen und in die Kolonien verschiffen."
„Ich bezweifle, dass sie in den Kolonien etwas mit dir anfangen könnten."
„Onkel Humphrey", bat sie verzweifelt, „ich dachte, du würdest mich verstehen. Ich habe nur getan, was ich tun musste."
Er entwurzelte eine Gruppe Fliegenpilze mit seinem Spazierstock. „Du hättest mich um Hilfe bitten können, Chloe."
„Er hat es mir nicht erlaubt."
„Aber er hat dir erlaubt, ihm zu helfen?"
„Das wollte er auch nicht. Aber als ich das mit Brandon herausfand ... "
„Brandon?"
„Dominic glaubt, dass Sir Edgar Brandon und Samuel in Nepal töten ließ, weil sie herausgefunden hatten, dass er britische Militärgeheimnisse an die Franzosen verkauft hat. Ihr eigener Vorgesetzter hat den Hinterhalt arrangiert."
„Großer Gott."
„Er scheint kein Gewissen zu haben, Onkel Humphrey."
„Dominic", sagte er und schüttelte betrübt den Kopf. „Jetzt nennen wir den Geist also schon beim Vornamen, ja?"
„Wie hast du herausgefunden, dass er noch lebt, Onkel Humphrey?"
„Sein Wildhüter Finley und ich haben die Köpfe zusammengesteckt. Ich hatte bereits seit einiger Zeit den Verdacht, dass hinter Stratfields Tod mehr steckte, als es schien. Finley und ich hatten beide das Gefühl, dass nicht nur ein einfacher Wilderer im Wald herumspukt."
„Spuken ist das richtige Wort."
„Nachdem Finley und ich uns unterhalten hatten, stellte er spätabends im Haus einige Nachforschungen an. Er wusste, dass sein Herr noch lebt, aber er hätte ihn um nichts in der Welt verraten."
„So wie sein Onkel es getan hat", murmelte sie.
„Ja." Er warf ihr einen zornigen Blick zu. „Was keine Entschuldigung und auch keine Erklärung dafür ist, dass du dich mit ihm eingelassen hast."
„Nein, das stimmt."
Chloe war ein wenig außer Atem, weil die beiden mittlerweile beinahe durch das hohe Gras rannten.
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