Viel Laerm um Stratfield
Gleichzeitig versuchte sie sich selbst davon zu überzeugen, dass Dominic nicht um sein Leben kämpfte, während sie Onkel Humphrey Rede und Antwort stehen musste.
„Ich dachte, wir beide verstehen uns, Chloe. Ich dachte, du wärest auf dem Weg der Besserung."
„Das dachte ich auch, Onkel Humphrey."
Er grunzte. „Und wie genau sollte es dir dann helfen, einen Mann in deinem Zimmer zu verstecken?"
23. Kapitel
Die ganze Nacht hindurch hatte Dominic ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Colonel getrieben. Er hatte einen geheimnisvollen Hinweis nach dem anderen hinterlassen und so eine Spur von seinem Schlafzimmer zu dem Geheimgang in der langen Galerie gelegt, dann weiter durch die engen Tunnels unter dem Haus bis hin zu dem unterirdischen Verlies, in dem er seine Rachepläne geschmiedet hatte.
Jetzt, an diesem ruhigen Sonntagvormittag, würde er das Spiel zu Ende bringen. Das Anwesen war menschenleer, allein die schwarzen Schwäne, die über den See glitten, blieben noch als Zeugen für das, was geschehen würde. Die Nachbarn waren zur Kirche gefahren, der langatmige Pastor hatte soeben mit seiner Predigt begonnen.
Chloe zappelte wahrscheinlich gerade auf der Kirchenbank herum, vielleicht kokettierte sie sogar mit diesem Idioten St. John, um sich die Langeweile zu vertreiben. Dominic hatte durch das Teleskop beobachtet, wie sie mit ihren Verwandten in die Kutsche gestiegen war. Das Gefährt war noch nicht wieder zurückgekehrt, zumindest also konnte er in der Gewissheit handeln, dass sie bei ihrer Familie in Sicherheit war.
Adrian hielt im Torhaus Wache.
Edgar war jetzt so nah, dass Dominic seinen Atem hören konnte, die Erschütterung seiner vorsichtigen Schritte auf der verborgenen Treppe, die zu Dominics Räuberhöhle führte.
„Verdammt, wo bist du?", murmelte sein Onkel in der stickigen Leere. „Komm heraus, und zeig mir dein Gesicht. Lass dies im Freien geschehen."
„Warum?", rief Dominic leise hinauf. „Warum, wo du doch seit Jahren im Dunklen daran gearbeitet hast, so viele Leben zu zerstören?"
Er hörte, wie der Colonel zögerte, spürte, wie er die gähnende Dunkelheit unter sich erforschte, um Dominics genaue Position zu ermitteln. „Was ist das für ein Unsinn, Dominic? Warum versteckst du dich vor mir?"
„Ich verstecke mich nicht, Edgar. Ich warte nur darauf, dass mein Gast eintrifft."
„Warum?"
„Um dir die Gelegenheit zu geben, dich zu rechtfertigen und das zu leugnen, von dem wir beide wissen, dass es die Wahrheit ist."
Edgar zögerte. „Ich leugne nichts.",
„Stelle dich, sonst werde ich das für dich erledigen."
Der Colonel ließ ein gezwungenes Lachen hören und kam einen Schritt weiter nach unten. „Eine Pistole ist so viel effektiver als ein Dolch." Er hob langsam die rechte Hand, und der Lauf einer Duellpistole glänzte in der Dunkelheit auf. „Ich hätte sie schon beim ersten Mal verwenden sollen."
Bedächtig erhob Dominic sich aus seiner kauernden Position in einer Ecke des Raumes. „Aber wie effektiv ist eine Pistole, wenn die Sicherung blockiert wurde, Edgar?", fragte er langsam.
Edgars Stimme bebte vor Wut. „Ich hatte meine Pistolen eingeschlossen ... "
„In meinem Schreibtisch. Hast du vergessen, dass du hier nur ein Gast bist? Im Übrigen ein äußerst unwillkommener Gast."
In Panik hielt Edgar ihm die Pistole vors Gesicht und drückte den Abzug, nur um die Waffe dann auf die Treppe zu schleudern, weil sie nicht funktionierte.
„Du bist wahnsinnig, Dominic. Wer außer einem Irren würde sich in den Wänden seines eigenen Hauses verstecken? Ich sollte dich wegsperren lassen. Schließlich hast du deinen eigenen Mord inszeniert, um die armen Frauen aus dem Dorf im Schlaf zu verführen. Du bist offensichtlich verrückt."
„Zweifelsohne. Vielleicht ist das eine Familieneigenschaft, die wir beide teilen."
„Geh zur Hölle."
Dominic lachte über die unbeabsichtigte Ironie in den Worten seines Onkels. „Wo, glaubst du, sind wir gerade?"
„Ich hätte dir in jener Nacht das Herz herausschneiden sollen."
„Um es in einem Kästchen unter deinem Kissen aufzubewahren?" Dominics Stimme klang beinahe unbeteiligt. „Wer war auf dem Weg hierher, um dich zu treffen, Edgar? Wer hat dir geholfen, dein Land zu verraten?"
Der Colonel antwortete nicht.
„Ich weiß, warum du meinen Bruder und Brandon hast töten lassen."
Edgar hielt inne. „Sie wussten es auch, aber das hat ihnen nicht weitergeholfen."
„Wie viele Menschen waren darin
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