Viel Laerm um Stratfield
Justin", erklärte sie mit sanfter Stimme. „Es ist nur mein Onkel Humphrey."
Die Erwähnung des aufrichtigen Baronets reichte offensichtlich aus, um Justins Hoffnungen auf eine erfolgreiche mitternächtliche Verführung im Keim zu ersticken. Er warf Chloe ein paar Kusshände zu und verschwand prompt unter den Bäumen, während Dominic ihm zufrieden hinterherblickte.
„Was für ein Idiot."
Chloe fuhr herum, um ihn anzusehen. „Ich hätte ihm die Chance geben sollen, mich zu retten. Ich ... "
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass er ihr nicht mehr zuhörte. Er blickte mit einer Eindringlichkeit aus dem Fenster, die sie mit Besorgnis erfüllte. Er sah jetzt wieder entschlossen und gefährlich aus.
„Was ist los?", flüsterte sie. „Sehen Sie den Mann, der Sie verfolgt hat?"
„Machen Sie sich keine Sorgen, ich habe ihn im Wald abgehängt."
„Machen Sie sich keine Sorgen?"
Dominic blickte sie an. Er war kurzzeitig durch ihre nicht zu leugnende Wirkung auf seine Sinne abgelenkt. Es war nicht überraschend, dass andere Männer von ihren vollen Lippen Küsse stahlen und unter ihrem Schlafzimmerfenster herumlungerten. Diese großen Augen konnten einen Mann mit Leichtigkeit auf unanständige Gedanken bringen. Er hielt es sogar für sehr wahrscheinlich, dass sie sich genau in diesem Moment mit ihrem Bewunderer im Garten vergnügt hätte, wenn er nicht da gewesen wäre.
„Mein Wildhüter hielt mich für einen Wilderer", kehrte er zu ihrer Frage zurück, „und hat mich von meinem Anwesen gejagt."
„Warum haben Sie sich nicht zu erkennen gegeben?"
Er lächelte. „Weil ich ein Wilderer bin, der gerade dabei ist, seinem Mörder eine Falle zu stellen. All seiner Klugheit zum Trotz hat Finley mich nicht erkannt."
„Wenn man bedenkt, wie Sie aussehen", erwiderte Chloe mit einer Grimasse, „überrascht mich das nicht."
„Nun ja, wir können schließlich nicht alle verführerische Korsetts tragen und Dorfkonzerte mit unserer Anwesenheit verschönern, nicht wahr?"
Chloe starrte gedankenverloren an ihm vorbei auf die Umrisse seines massiven, elisabethanischen Hauses. Er behauptete, gut informiert zu sein. Hatte er auch von dem Gerücht gehört, dass seine Mätresse in den Tagen nach seiner Beerdigung häufig zu Gast dort gewesen war? In den höheren Kreisen wurde gemunkelt, dass die Frau Dominics Cousin Edgar über die persönlichen Angelegenheiten ihres Liebhabers unterrichtet hatte. Aber natürlich glaubten die Leute immer gern das Schlimmste.
Vor allem als die Dame spätabends dabei beobachtet wurde, wie sie das Anwesen besuchte.
„Weiß Lady Turleigh, dass Sie noch leben?", fragte sie, ohne ihn anzublicken.
„Nein." Sein resignierter Tonfall verbat weitere Nachfragen.
„Es scheint grausam", sagte sie, „der Frau, die Sie liebt, nicht zu sagen, dass Sie nicht tot sind."
Der Blick, mit dem er sich ihr zuwandte, brachte sie zum Verstummen. Ja, sie hatte auf eine Reaktion gehofft, auf irgendeinen Anhaltspunkt für seine Gefühle, aber nicht auf die plötzliche Verletzlichkeit, die sie dort sah, das rohe Leid eines Mannes, der emotional bis auf die Knochen entblößt worden war.
„Die Liebe", sagte er in einem leichten Tonfall, der seinen Ausdruck Lügen strafte, „ist ein grauenvolles Gefühl, das von Dichtern und Idioten, die den Kopf in den Wolken haben, vollkommen überschätzt wird."
„Es ist gut, dass nicht jeder Ihre zynische Weltsicht teilt", entgegnete Chloe nach kurzem Zögern.
„Die meisten Menschen hatten noch nicht das Pech, in ihrem eigenen Bett ermordet zu werden."
„Das ist wahr", gab sie zu, „aber daran trägt Ihre Geliebte doch nicht die Schuld, oder?"
Wieder sagte sein Schweigen mehr als tausend Worte, vielleicht sogar mehr, als Chloe wissen wollte. War die schöne Lady Turleigh an dem Mordversuch beteiligt gewesen? Nein. Der Gedanke an eine wohlerzogene Frau, die im Bett lag, während ihr Liebhaber erstochen wurde, war so widerwärtig, dass Chloe es vorzog, zu glauben, dass seine Reaktion lediglich Ausdruck seines zynischen Wesens war.
„Ihr Bruder hat gemeinsam mit meinem Bruder Brandon gekämpft", stellte sie fest, bemüht, das Thema zu wechseln. „Heath sagte mir, dass Sie Nachforschungen über den Angriff auf die beiden in Nepal angestellt haben."
Dominics Gesicht verfinsterte sich noch mehr. „Ja", erwiderte er angespannt.
„Nun, was haben Sie darüber in Erfahrung gebracht?", fragte sie fordernd.
„Vermutlich wenig mehr, als Sie ohnehin schon wissen",
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