Viel Laerm um Stratfield
die gesamte britische Armee bewacht das Haus. Oder dass er aufhören soll, Kutschen zu überfallen! Sagen Sie ihm irgendetwas, aber sorgen Sie dafür, dass er verschwindet!", murmelte er.
„Guter Ratschlag", entgegnete sie und schüttelte seinen Arm ab. „Vielleicht sollten Sie ihn selbst befolgen."
Er gab ihr einen kleinen Schubs auf das Fenster zu, das nach seinem Sprung in die Truhe immer noch offen stand. Chloe lehnte sich über das Fensterbrett. Sie war zu aufgeregt, um wirklich zu spüren, wie der kühle Nachtdunst ihr glühendes Gesicht streifte. Als ihre Chemise sich an einem Holzsplitter verfing, schreckte sie auf.
Sie konnte nicht glauben, was gerade mit ihr geschah. Allein der Gedanke, dass sie sich nach einem Abenteuer gesehnt hatte, beschämte sie. Dass sie sich halb gewünscht hatte, dass Stratfield sie an jenem Tag im Regen aus ihrem ereignislosen Leben fortreißen und ... sie sich zu Willen machen würde.
Die vermummte Gestalt im Schatten des Gartens unter ihr beugte sich gerade hinab, um noch eine Handvoll Kies aufzuheben und gegen ihr Fenster zu werfen. Als er sie sah, richtete der Mann sich auf und grinste.
„Oh, nein", flüsterte sie erschrocken. Ein weiterer Akteur, um ihr Drama noch verworrener zu gestalten. Sie biss sich auf die Lippe und blickte auf den Mann hinunter, mit dem sie erst vor ein paar kurzen Stunden getanzt und auf skandalöse Weise kokettiert hatte. Sie hatte ihm nicht geglaubt, als er gesagt hatte, dass er nicht eher ruhen würde, bis er sie wiedergesehen hatte. Was für ein unheilvoller Anfang für eine Liebesaffäre!
Dominic, der unmittelbar hinter ihr auf und ab ging, ohne jedoch von außen sichtbar zu sein, hielt inne und fuhr herum. Dabei stieß er unsanft gegen sie. „Was ist los?", fragte er.
Beim arroganten Klang seiner Stimme versteifte sie sich. Trotzdem fühlte es sich erschreckend angenehm an, seinen starken Körper direkt hinter sich zu spüren. „Sie wissen doch ohnehin alles. Lassen Sie sich selbst etwas einfallen."
Er hob die äußerste Ecke des Vorhanges gerade weit genug, um in den Garten hinunterzuspähen. Dann begann er, leise zu fluchen. Chloe hob strafend eine Augenbraue, selbst wenn sie schon viel Schlimmeres gehört hatte - schließlich war sie eine Boscastle. Sie hatte sogar selbst schon Schlimmeres gesagt.
„Das ist nicht Ihr Bruder", stellte er zwischen Flüchen fest.
Chloe lächelte. Seine Verzweiflung war ihr eine Genugtuung. „Nein, das ist er nicht. Es ist Lord St. John."
„Was, zur Hölle, hat der hier verloren?", verlangte er zu wissen.
„Woher soll ich das wissen?", fragte sie mit unschuldigem Blick. „Ich habe ihn heute erst kennengelernt."
„Ach, haben Sie das?", entgegnete er eisig.
„Ja, das habe ich."
„Sie und Ihr Korsett müssen ganz schön Eindruck gemacht haben."
„Haben Sie vielleicht etwas gegen Romantik einzuwenden, Lord Stratfield?"
„In der Tat, das habe ich."
Chloe zögerte. „Nun, manche von uns glauben noch an die Liebe."
„Und manchen von uns, die in ihren Betten ermordet wurden, sollte man ihren Zynismus nachsehen."
„Sie können nicht gegen die ganze Welt Groll hegen", ermahnte sie ihn sanft.
Er blickte sie wütend an. „Warum nicht?"
„Nun, weil... "
„Ersparen Sie mir Ihren jugendlichen Idealismus, und sehen Sie zu, dass Sie Ihren unerwünschten Gast loswerden."
„Welchen?"
„Legen Sie es nicht darauf an", warnte er sie.
Mit einem versonnenen Lächeln blickte Chloe in den Garten hinunter, was bei Dominic eine erneute Litanei von Flüchen auslöste.
„Werden Sie ihn los", erinnerte er sie mit geschlossenen Zähnen.
„Und wie soll ich das anstellen?", fragte sie mit zuckersüßer Stimme.
„Hören Sie zunächst einmal auf, ihn wie eine Sirene anzulächeln." Er betrachtete die Silhouette ihrer schlanken Gestalt im Mondlicht und die seidenen Schmetterlinge, mit denen der Rücken ihres Negliges bestickt war. „Ich nehme an, ihn haben Sie auch geküsst", fügte er mürrisch hinzu.
Sie weigerte sich, diese beleidigende Bemerkung mit einer Antwort zu würdigen, obwohl sie genau wusste, dass die Situation wirklich verdächtig aussah. Ein gut aussehender junger Kerl, der so spät Kies gegen ihr Fenster warf. Dominic würde ihr nie glauben, dass sie ihn nicht selbst eingeladen hatte. Ihre Brüder hätten ihr das auch nicht geglaubt.
„Das ist alles nicht meine Schuld", beharrte sie.
Dominic knurrte.
„Nun, es stimmt." Über die Schulter warf sie ihm einen bösen Blick zu.
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